Augmented Reality im Display-Banner
Anton Priebe, 25. März 2025
Augmented Reality in einen Display-Banner verpacken? Das klingt kompliziert, soll laut dem italienischen Scale-up Aryel aber einfach programmatisch buchbar und auszuliefern sein. Die Mailänder haben sich auf interaktive Display-Werbung mithilfe von Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und 3D-Elementen spezialisiert. Besondere Extras sind für das Eintauchen in die Anzeigen nicht nötig und eine Kamera bringen moderne Devices gleich mit. Im Interview erklärt Mattia Salvi, CEO & Mitgründer von Aryel, wie AR-Ads funktionieren und inwiefern die Kameralinse auch bei der Performance-Analyse der Kampagnen in der Erweiterten Realität unterstützen kann, ohne dass Datenschützer auf die Barrikaden gehen.

ADZINE: Hi Mattia, programmatische AR- und 3D-Ads klingen zunächst nach komplizierten Prozessen im Mediahandel. Ihr aber liefert eure Anzeigen über IAB-Standards aus. Wie funktioniert das? Inwiefern müssen die Publisher oder Advertiser dafür tätig werden?
Mattia Salvi: Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, immersive Werbung zu vereinfachen. Auch wenn AR- und 3D-Werbung auf den ersten Blick komplex erscheinen mag, sorgen wir durch die Einhaltung der IAB-Standards für eine nahtlose Integration in bestehende Media-Einkauf- und Verkaufsprozesse.
Unsere AR- und 3D-Anzeigenformate sind so konzipiert, dass sie in Standard-Programmatic-Umgebungen laufen – genau wie traditionelle Display- und Video-Ads. Werbetreibende und Publisher müssen keine neuen Technologien einführen oder ihre bestehenden Setups wesentlich verändern. Die Werbemittel funktionieren innerhalb von Standard-Ad-Placements und nutzen die Web-AR-Technologie, um Nutzer direkt über ihren Browser anzusprechen – es sind keine zusätzlichen Apps erforderlich.
Für Advertiser bedeutet dies, dass sie immersive Kampagnen einfach über ihre üblichen Demand-Side-Plattformen (DSP) aktivieren können, während Publisher ihr Inventar mit hochwirksamen, interaktiven Werbeerlebnissen ohne zusätzlichen Implementierungsaufwand monetarisieren können.
ADZINE: Wie seid ihr an das programmatische Ökosystem angebunden? Mit welchen Plattformen lassen sich eure Ads als Advertiser einkaufen und als Publisher verkaufen?
Salvi: Werbetreibende können AR- und 3D-Anzeigen über DSPs wie Display & Video 360, The Trade Desk, Micosoft Invest und Adform einkaufen. Aufseiten der Publisher werden unsere Formate über programmatisches Inventar von Supply-Side-Plattformen (SSPs) wie Equativ, Onetag oder ebenfalls Adform ausgeliefert.
ADZINE: In der heutigen digitalen Werbewelt zählen Millisekunden. 3D-Rendering, VR- und AR-Anwendungen hören sich nach großen Dateien an. Insbesondere wenn die Formate größer werden, müsste das Laden der Anzeigen doch länger dauern?
Salvi: Absolut – Geschwindigkeit ist entscheidend in der Digitalwerbung und wir haben unsere AR- und 3D-Anzeigenformate so entwickelt, dass sie genauso schnell laden wie Standard-Display- und Videoanzeigen.
Dies erreichen wir durch eine Kombination aus fortschrittlichen Techniken zur Komprimierung, schlanker Web-AR-Technologie und Rendering-Optimierungen in Echtzeit. Unsere Werbemittel sind so konzipiert, dass die hohe visuelle Qualität erhalten bleibt, während die Dateigrößen minimal gehalten werden, um schnelle Ladezeiten zu gewährleisten. Im Gegensatz zu traditionellen AR- oder VR-Anwendungen, die auf Downloads oder externe Apps angewiesen sind, werden unsere Anzeigen direkt im Browser ausgeführt. Dadurch werden unnötige Latenzzeiten vermieden und Nutzer können fast sofort mit immersiven Erlebnissen interagieren.
ADZINE: Wenn ein User beispielsweise über seine Kamera eine Brille in AR anprobiert, könnt ihr die Reaktionen auswerten. So messt ihr unter anderem die Performance der Anzeigen – Stichwort Attention – und könnt auch Zielgruppen erstellen wie zum Beispiel “braunhaarige Frauen”, richtig?
Salvi: Ganz genau! Einer der Hauptvorteile des Einsatzes von AR in der Werbung ist die Möglichkeit, Echtzeitdaten über das Engagement und die Interaktionen der Nutzer zu sammeln. Wenn ein Nutzer beispielsweise eine Brille über AR anprobiert, können wir eine Reihe von Interaktionen nachverfolgen, wie zum Beispiel die Zeit, die er mit der Werbung verbringt, Gesten und Reaktionen, die wertvolle Einblicke in die Aufmerksamkeit und das Verhalten der Nutzer bieten.
Was die Performance-Metriken angeht, ermöglichen wir die präzise Messung von KPIs wie Aufmerksamkeit, Verweildauer und Interaktionsrate. So können Werbetreibende beurteilen, wie effektiv ihre Anzeigen den Fokus der Nutzer auf sich ziehen und ihn halten. Wir können auch tiefer gehende Engagement-Metriken verfolgen, beispielsweise ob Nutzer den nächsten Schritt machen, wie etwa einen Kauf tätigen oder das Erlebnis teilen.
Darüber hinaus bieten AR-Anzeigen, wie du bereits angedeutet hast, eine Möglichkeit, Audiences auf der Grundlage von Nutzerattributen zu erstellen. Durch die visuelle Analyse ist es beispielsweise möglich, Audiences anhand von Merkmalen wie Alter, Geschlecht oder sogar Haarfarbe zu segmentieren. Diese Granularität hilft Werbetreibenden bei der Optimierung ihrer Kampagnen für relevantere und personalisierte Erlebnisse.
ADZINE: Da schrillen sicherlich die Alarmglocken bei den Datenschützern. Geht der Trend nicht Richtung Privacy Marketing? Die Analyse der User über die Kamera klingt nach dem Gegenteil.
Salvi: Datenschutz ist in der heutigen digitalen Marketinglandschaft in der Tat ein wichtiges Anliegen und wir nehmen dies sehr ernst. Auch wenn AR-Anzeigen auf den ersten Blick Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes aufkommen lassen, ist unser Ansatz so konzipiert, dass er dem wachsenden Trend zum Privacy Marketing voll und ganz gerecht wird.
Denn erstens erheben oder speichern wir keine personenbezogenen Daten (PII) ohne die ausdrückliche Zustimmung des Nutzers. Wenn ein Nutzer zum Beispiel eine Brille in AR anprobiert, analysieren wir nur die Interaktion, wie die Verweildauer oder die Engagement-Rate, und zwar in vollständig anonymisierter Form. Die Daten werden verwendet, um die Performance von Anzeigen zu verbessern, nicht um Personen zu tracken.
Außerdem gewährleisten wir die vollständige Einhaltung von Datenschutzbestimmungen wie der DSGVO. Wir setzen nicht auf aufdringliche Methoden zur Sammlung von Daten wie Gesichtserkennung oder das Tracken von sensiblen persönlichen Informationen. Stattdessen basiert unsere Technologie auf aggregierten und anonymisierten Daten, die sich auf breitere Trends konzentrieren, wie etwa die Interaktion der Nutzer mit dem Produkt oder der Kampagne.
Unsere Plattform ermöglicht es Werbetreibenden, hochgradig relevante Werbung zu schalten, ohne die Privatsphäre der Nutzer zu gefährden, indem sie sich auf kontextbezogenes Targeting und interessenbasierte Segmentierung konzentrieren, anstatt auf persönliche Identifier zu setzen.
ADZINE: Ihr wollt von Desktop und Mobile auch Richtung (C)TV und DOOH gehen – dort müssen die Creatives doch noch größer sein? Und wie können User in One-to-Many-Medien mit den Anzeigen interagieren?
Salvi: Stimmt – der Wechsel von Desktop und Mobile zu CTV und DOOH bringt Herausforderungen mit sich, vor allem was die Größe und das Format der Werbemittel betrifft.
Für CTV haben wir unsere Werbeformate an die größeren Bildschirme angepasst und sichergestellt, dass die visuelle Qualität auch auf großen Fernsehern erhalten bleibt und Interaktionen weiterhin möglich sind. Diese Erlebnisse sind so gestaltet, dass sie so fesselnd wie möglich sind, sei es durch Bildschirm-Overlays oder Augmented-Reality-Erlebnisse, mit denen die Nutzer über ihre Fernbedienung oder ihr Smart Device interagieren können.
Wenn es um DOOH geht, bei dem Werbung in öffentlichen Räumen oder auf großen digitalen Bildschirmen gezeigt wird, konzentrieren wir uns auf die Kreation visuell beeindruckender und aufmerksamkeitsstarker Erlebnisse. Das Schöne an AR in DOOH ist, dass sich die Nutzer mit der Werbung auseinandersetzen können, auch wenn sie nicht direkt mit einem Bildschirm interagieren – über Mobiltelefone lässt sich beispielsweise ein QR-Code scannen oder über standortbasierte Trigger mit der Werbung interagieren. Diese Trigger könnten etwa mit Geofencing-Technologie verknüpft sein, die exklusiven Content oder Angebote eröffnen, wenn die Nutzer einen bestimmten Bereich betreten. So entsteht eine Brücke zwischen der physischen und der digitalen Welt, in der selbst ein One-to-Many-Medium interaktiv wird, was zu stärkerem Engagement führt.
Die größte Herausforderung bei beiden Formaten besteht darin, dass das Erlebnis intuitiv und einfach zugänglich ist. Durch die Gestaltung von Anzeigen, die durch die Integration von Mobilgeräten interaktiv sind – beispielsweise durch das Scannen eines QR-Codes auf einem Bildschirm –, bieten wir den Nutzern eine Möglichkeit für sinnvolles Engagement, selbst in diesen One-to-Many-Umgebungen.
ADZINE: Danke für das Interview, Mattia!
Veranstaltungstipp: Wer sich näher für das Thema AR-Ads interessiert, dem sei unser erster ADZINE CONNECT Sundowner ans Herz gelegt, den wir gemeinsam mit Aryel veranstalten. Auf dem Afterwork-Event ergründen wir bei leckerem Essen und erfrischenden Getränken, wie Werbung gestaltet sein sollte, um Markenaufbau zu leisten und gleichzeitig Ergebnisse für Sales zu erzielen. Bewerbt euch einfach hier – allerdings sind die Plätze begrenzt, sodass nicht umgehend zusagen können.
EVENT-TIPP ADZINE Live - CTV & Video - Planung, Einkauf und Bewertung von Bewegtbildkampagnen am 10. April 2025, 11:00 Uhr - 12:30 Uhr
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