Was früher ein aufwändiger Job für „Content Farms“ war, übernimmt inzwischen oft die Künstliche Intelligenz (KI): Die fließbandartige Erstellung von schnellen Inhalten, um auf sogenannten „Made-for-Advertising“ (MFA)-Webseiten so viele Werbeeinnahmen wie möglich abzugreifen. Laut Emarketer könnten bis 2026 über 90 Prozent der Online-Inhalte KI-generiert sein, was zu einer Flut dieser Art von Websites führen wird. Schon heute gehen laut einer Studie der Association of National Advertisers (ANA) mehr als 21 Prozent der weltweiten programmatischen Werbeausgaben an diese qualitativ minderwertigen und performanceschwachen Webseiten – was eine Verschwendung von rund 20 Milliarden US-Dollar an Marketing-Spendings entspricht.
Was sind MFA-Websites – und warum sind sie ein Problem?
Made-for-Advertising-Websites existieren einzig und allein, um Werbeeinnahmen zu generieren. Sie nutzen reißerische Schlagzeilen, Clickbait-Inhalte und umstrittene Inhalte, um mehr Besucher:innen auf ihre Websites zu locken, und bezahlen in erster Linie für den Traffic auf ihren Websites (bekannt als „Arbitrage“). So erhöhen sie künstlich den Traffic auf ihren Websites, um mehr Werbeausgaben zu generieren, für die sie hohe Preise verlangen. Auf den ersten Blick scheinen sie für Advertiser attraktiv zu sein, denn sie liefern beeindruckende „traditionelle“ Kennzahlen wie hohe Viewability-Raten oder Klickzahlen. Doch ein genauer Blick entlarvt das Problem: MFA-Sites treiben zwar kurzfristige Metriken nach oben, schaffen es aber nicht, nachhaltige Wirkung und echte Kampagnenerfolge zu erzielen. Das Ergebnis ist ineffizient eingesetztes Werbebudget, das dem Unternehmen keinen wirklichen Mehrwert bringt.
Neben MFA-Websites gibt es auch sogenannte „Ad-Clutter-Sites”, die ähnliche Merkmale wie MFA-Sites besitzen können, aber einen wesentlichen Unterschied aufweisen. Zwar überschwemmen sie die Nutzer:innen auch mit übermäßiger Werbung, doch kaufen Ad-Clutter-Websites selbst keinen Traffic und verfolgen weniger aggressive Monetarisierungsstrategien. Sie können zwar das Benutzererlebnis und die Markenwahrnehmung beeinträchtigen, betreiben aber nicht in gleichem Maße irreführende Praktiken wie MFA-Websites.
Die negativen Auswirkungen von MFA-Websites auf Marken und Nutzer:innen
Abgesehen von fälschlich aufgeblähten Kampagnenkennzahlen und den verschwendeten Ausgaben kann schon das Erscheinen auf einer MFA-Website dem Ruf einer Marke schaden. Darüber hinaus sorgen MFA-Websites für eine nicht unerhebliche Umweltbelastung. Die folgenden drei Probleme bringen auf den Punkt, warum Advertiser ihre Kampagnenstrategien dringend überdenken sollten:
- Inhaltsqualität und Vertrauen: MFA-Sites setzen auf Quantität statt Qualität. Mit Clickbait und oberflächlichen Artikeln schaffen sie ein Umfeld, das das Vertrauen in digitale Inhalte langfristig untergräbt.
- Negative Nutzererfahrung: Übermäßige Anzeigen, Pop-ups und Autoplay-Videos beeinträchtigen das Nutzererlebnis und behindern das Engagement und die Interaktion mit den beworbenen Inhalten.
- Hohe Umweltbelastung: Der Fokus auf Instant Auctions für Ad-Inventar führt auf MFA-Websites zu einem deutlich höheren Energieverbrauch. Eine aktuelle Studie zeigt, dass durch Werbung auf Qualitätsseiten bis zu 73 Prozent der CO2-Emissionen im Vergleich zu MFA-Websites eingespart werden können.
Zur Vermeidung der MFA-Falle: SPO und KI gewinnen weiter an Bedeutung
Viele Marken haben SPO-Strategien (Supply-Path-Optimization) entwickelt, um Zwischenhändler zu limitieren und näher an den Publisher heranzukommen und sich nur auf jene Partner zu konzentrieren, die einen echten Mehrwert innerhalb der Supply Chain bieten.
Auf diese Weise gewinnen sie einen viel klareren Überblick darüber, welche Arten von Käufen tatsächlich zu realen Ergebnissen führen. Schlechtes Inventar wie MFA-Websites können so direkt ausgemustert werden. Eine weitere wichtige Schutzmaßnahme sind KI-Lösungen hoch gehandelt. Kein Wunder: Diese Technologie bietet Advertisern einige zentrale Vorteile, um ihre Werbung ebenso so markensicher wie erfolgreich auszuspielen. So versetzt KI die Advertiser übergreifend in die Lage, Inhalte in Echtzeit zu analysieren und problematische Platzierungen zu identifizieren, bevor sie Schaden anrichten können.
Zusammengefasst eröffnet der KI-Einsatz vor allem folgende Möglichkeiten:
- Automatisierte Erkennung: Mithilfe maschineller Lernalgorithmen analysieren KI-Tools in Echtzeit riesige Datenmengen und identifizieren Seiten mit hoher Anzeigendichte, geringer Inhaltsqualität und ungewöhnlichen Traffic-Quellen.
- Skalierbarkeit und Anpassungsfähigkeit: KI-Lösungen können Millionen von Websites gleichzeitig überwachen, lernen kontinuierlich aus neuen Daten und passen sich dynamisch an neue Taktiken an.
- Gezielte Vermeidung: Advertiser erhalten durch KI-Analysen die nötige Transparenz, um MFA-Seiten zu blockieren und ihre Budgets auf hochwertige Publisher umzuleiten.
Durch SPO und die Nutzung von KI-Technologien können Marken die Effizienz ihrer Kampagnen steigern und einen Beitrag zu nachhaltigeren Werbestrategien leisten. Statt ihr Geld weiter an minderwertige Junk-Websites zu verlieren, sollten sie jetzt anfangen, die volle Transparenz und Kontrolle über ihr Werbeinventar zurückzugewinnen. Nur so können sie ihre Budgets auch zukünftig gezielt in effektivere und qualitativ hochwertige Werbeumgebungen investieren.
Tech Finder Unternehmen im Artikel
EVENT-TIPP ADZINE Live - Programmatic & Retail Media am 20. Februar 2025, 11:00 Uhr - 12:30 Uhr
Welche Bedeutung haben programmatische Einkaufs- und Verkaufstechnologien für das Buying und Selling von Retail Media heute? Wie wertvoll sind Retailer-Daten für das Mediabuying (offsite) und wie verfügbar sind sie tatsächlich? Welche Kooperationen zur Verwendung von Retaildaten sind notwendig, welche rechtlichen Hürden sind zu nehmen und wie sieht die technische Realisierung des Einsatzes von Retaildaten im Mediabuying aus? Jetzt anmelden!