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AUDIO

Mediennutzungsanalyse: Audio im Spannungsfeld zwischen Linear und Digital

Jens T. Hake, Analyst, 19. Februar 2025
Bild: C D X D - Unsplash

Die Mediennutzung in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt und zunehmend in digitale Kanäle verlagert. Besonders deutlich zeigt sich dieser Wandel im Bewegtbildbereich: Video-Inhalte werden heute größtenteils digital konsumiert – bei jüngeren Zielgruppen sogar nahezu ausschließlich. Die aktuelle „ARD/ZDF-Medienstudie“ untersucht nun auch die Entwicklung der Audio-Nutzung und offenbart Parallelen zu den Veränderungen im Videokonsum: Junge Zielgruppen treiben den digitalen Umbruch entscheidend voran.

Für die Studie wurden im vergangenen Jahr 2.500 deutschsprachige Personen ab 14 Jahren befragt. Die Audio-Nutzung wurde dabei in lineare und non-lineare Angebote unterteilt. Während lineare Nutzung klassisches Live-Radio umfasst, zählen zu non-linearen Formaten alle On-Demand-Angebote wie Musikstreaming, Podcasts oder zeitversetzte Radiosendungen.

Trotz der fortschreitenden Digitalisierung wird Audio in der Gesamtbevölkerung weiterhin überwiegend linear gehört: 71 Prozent der täglichen Audio-Nutzungszeit entfällt auf klassisches Radio. Von insgesamt 164 Minuten täglicher Audio-Nutzung im Jahr 2024 wurden 47 Minuten mit Podcasts, Streaming oder anderen non-linearen Formaten verbracht. Dennoch zeigt die Studie eine klare Entwicklung: Der Konsum digitaler Audioformate nimmt kontinuierlich zu. Im Jahr 2023 entfielen erst 39 Minuten der täglichen Hörzeit auf digitale Formate – das entspricht einem Anstieg um 7 Prozentpunkte in nur einem Jahr.

Die Audio-Nutzung nach Altersgruppen

Zudem zeigt sich ein starkes Gefälle bei der Audio-Nutzung zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Grundsätzlich gilt hierbei, je älter eine Person ist, umso mehr Zeit verbringt sie mit linearer Radionutzung. In der jungen Bevölkerung (14 bis 29 Jahre) entfällt dagegen nur noch knapp ein Drittel der Audio-Nutzungsdauer auf das lineare Radiohören. Der überwiegende Teil des Audio-Konsums erfolgt non-linear, mit 116 von täglichen 169 Minuten. Damit ist das jüngste Bevölkerungssegment aber die einzige Altersgruppe, die bereits überwiegend On-Demand hört. Personen in der Altersgruppe zwischen 50 und 59 Jahren konsumieren 84 Prozent ihrer Nutzungszeit lineares Radio, Personen ab 70 Jahren sogar 96 Prozent.

Dennoch zeigt diese Auswertung einen deutlichen Trend. Der digitale Audio-Konsum ist in allen Bevölkerungsteilen angekommen. Zwar ist er noch sehr unterschiedlich auf die Altersgruppen verteilt, breitet sich aber zunehmend aus. Dies ist eine Entwicklung, die vor Jahren auch im Bewegtbildbereich beobachtet werden konnte. Es ist davon auszugehen, das Audio entsprechend künftig immer digitaler werden wird. So nahm laut Studienergebnissen in allen Altersgruppen der Anteil der täglich mit linearem Radio verbrachten Zeit 2024 ab. Dafür stieg die Nutzung non-linearer Audioinhalte. Am deutlichsten ist diese Entwicklung bei den 30- bis 39-Jährigen, die im Vergleich zum Vorjahr 15 Prozentpunkte mehr mit non-linearen Angeboten verbracht haben und sich damit weiter den Gewohnheiten der Unter-30-Jährigen annähern.

Konkrete Nutzungssituationen digitaler Audio-Formate

Zusätzliche Erkenntnisse liefert der „Online-Audio-Monitor“, der im Auftrag verschiedener Marktakteure wie BVDW, RMS und Vaunet erhoben wurde. Für diese Studie wurden über 4.000 Personen ab 14 Jahren befragt, mit einem Fokus auf digitale Audio-Angebote.

Hierbei zeigt sich, dass die Online-Audio-Nutzung in Deutschland 2024 einen neuen Höchstwert erreicht hat. 52 Millionen Personen ab 14 Jahren hörten zumindest gelegentlich Webradio oder Audio-Inhalte auf Abruf. Im Jahr zuvor waren es noch rund 50 Millionen Menschen. Die Mehr-Nutzung betrifft alle Online-Formate, wie Webradio, Musikstreaming, Podcasts oder Hörbücher im Internet. So nutzen rund 56 Prozent ein Webradio und rund 66 Prozent Musikstreaming. Vor allem dieser Audio-Kanal würde laut Studienmachern seine Führungsrolle weiter ausbauen. Podcasts wiederum zeigen die größten Zuwächse.

Generell würde Musikstreaming bei den Verbraucher:innen das größte Zeitbudget einnehmen. So wird laut der Analyse über 40 Prozent der Audio-Zeit im Monat hierfür verwendet, gefolgt von Webradio und Podcasts.

Die Zukunft des Hörens ist digital

Auch wenn lineares Radio in der Gesamtbevölkerung noch dominiert, ist die Richtung klar: Audio wird zunehmend digital. Junge Zielgruppen hören bereits mehr non-lineare Inhalte als klassisches Radio und auch in älteren Altersgruppen wächst die Nutzung digitaler Formate. Die Entwicklung gleicht der Transformation des Videokonsums – Streaming und On-Demand-Angebote setzen sich immer stärker durch.

Takeaways

  • Trotz der fortschreitenden Digitalisierung wird Audio in der Gesamtbevölkerung weiterhin überwiegend linear gehört.
  • Gerade die jüngeren Zielgruppen konsumieren Audio-Inhalte zunehmend digital.
  • Musikstreaming nimmt hier den größten Posten im Zeitbudget ein.

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