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ADTECH

Fünf zentrale Thesen für die Adtech-Industrie 2025

Dirk Kraus, 5. Februar 2025
Bild: Matt LaVasseur – Unsplash

Kaum eine Branche verändert sich so rasant wie die Adtech-Branche. Technologische Innovationen und sich wandelnde Marktbedingungen zwingen die digitale Werbeindustrie dazu, ihre Strategien kontinuierlich zu überdenken und neu zu definieren. In einer Welt, die zunehmend von Technologie geprägt ist, genügt es längst nicht mehr, einfach nur Werbung technisch auszuliefern. Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein wollen, müssen sich klar differenzieren und innovativ bleiben.

Die letzten Jahre waren geprägt von einer Phase der Konsolidierung: Alte, standardisierte Lösungen sind zunehmend verschwunden und wurden durch hoch spezialisierte, technologiebasierte Unternehmen ersetzt. Ein prägnantes Beispiel für die Herausforderungen der Branche im letzten Jahr war die geplante Abschaffung von Third-Party-Cookies durch Chrome. Obwohl die geplante Abschaffung zurückgenommen wurde, hat sie den Druck auf viele Unternehmen erheblich verstärkt, sich von Tech-Giganten unabhängig zu machen – ein Ziel, das viele nicht erreicht haben. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie essenziell es ist, alternative Lösungen zu finden und neue Technologien voranzutreiben.

Gleichzeitig entstehen kontinuierlich neue Start-ups, die mit innovativen Ansätzen und spezialisierten Dienstleistungen zur Weiterentwicklung der Branche beitragen.

Vor dem Hintergrund dieser dynamischen Entwicklung identifizieren wir fünf zentrale Thesen für die Adtech-Industrie, die das Jahr 2025 prägen werden.

1. Eigene Technologie als entscheidender Faktor für langfristigen Erfolg

In der Adtech-Branche entscheidet Technologie über Erfolg oder Scheitern.
Standardlösungen reichen längst nicht mehr aus, um den Anforderungen eines dynamischen Marktes gerecht zu werden. Wer dauerhaft bestehen will, muss in eigene Infrastrukturen investieren, um sich von der Konkurrenz abzuheben und Unabhängigkeit von Tech-Giganten wie Google, Meta und Co. zu erlangen.

Hierzu ist eine eigene Technologie unerlässlich: Sie ermöglicht volle Kontrolle über Prozesse, Flexibilität bei der Umsetzung von Kundenwünschen und die Fähigkeit, schnell auf Markt- oder regulatorische Veränderungen zu reagieren. Gleichzeitig wird die Abhängigkeit von externen Anbietern minimiert, wodurch Adtech-Player agiler und widerstandsfähiger werden.

Technologieanbieter, die nicht kontinuierlich in ihre Systeme, Plattformen und Infrastruktur investieren, verlieren den Anschluss. Werbetreibende und Publisher benötigen Partner, die ihnen mit innovativen, skalierbaren Produkten und Lösungen echten Mehrwert bieten – von Produktinnovation über Zielgruppengenauigkeit bis hin zu einer besseren Kampagnenqualität.

Die Zukunft liegt bei Adtech-Unternehmen, die durch technologische Exzellenz und maßgeschneiderte Lösungen hervorstechen, um sich erfolgreich zu differenzieren sowie eine starke Marktposition zu etablieren. Ohne eine klare technologische Positionierung und ständige Weiterentwicklung wird es zunehmend schwieriger, sich in einem hart umkämpften Markt zu behaupten.

2. Künstliche Intelligenz als unverzichtbarer Treiber

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst kein Trend mehr, sondern hat sich zu einem zentralen Bestandteil der Werbebranche entwickelt - nicht nur in der Kampagnenoptimierung, sondern auch in der kreativen Gestaltung von Werbemaßnahmen.

Besonders für Multimedia-Unternehmen eröffnet KI enorme Möglichkeiten. Sie vereinfacht und automatisiert kreative Prozesse, indem sie Inhalte schneller erstellt und in verschiedenen Variationen generiert. Dennoch bleibt die menschliche Komponente erforderlich, um emotionale und kreative Aspekte zu integrieren, die Maschinen allein nicht leisten können.

Im Bereich des Targetings und der Kampagnenoptimierung zeigt KI jedoch ihre wahre Stärke. Sie übertrifft menschliche Fähigkeiten bei der Analyse von Daten in Echtzeit und der präzisen Anpassung von Mediastrategien in Echtzeit. KI ermöglicht eine enorme Präzision im programmatischen Trading und Targeting, ohne dass menschliches Eingreifen notwendig ist. Werbekampagnen werden kontinuierlich optimiert, was zu einer signifikanten Verbesserung von Key Performance Indikatoren (KPI) führt. Die Automatisierung dieser Prozesse steigert nicht nur die Effizienz, sondern maximiert auch den Return on Investment (ROI).

Wer nicht bereit ist, in KI zu investieren, wird langfristig ins Hintertreffen geraten. KI ist heutzutage kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein essenzieller Bestandteil jeder Media-Plattform. Wer die Möglichkeiten der KI ignoriert, riskiert nicht nur die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, sondern verpasst auch die Chance, die Branche zu revolutionieren.

3. Branding nimmt als langfristige Investition in die Marke zu

Branding im B2C-Bereich, insbesondere für Werbungtreibende, die mit ihren Marken beziehungsweise Dienstleistungen ein breites Massenpublikum ansprechen möchten, ist die Grundlage für nachhaltiges Wachstum, starke Kundenbindungen und eine unverzichtbare Unterstützung zum Erfolg.

Während Performance-Marketing kurzfristig Verkäufe steigern kann, zeigt sich, dass langfristiger Erfolg nur mit einer klaren Markenidentität erreicht werden kann. Strategisches Branding fördert Vertrauen und Wiedererkennung und legt den Grundstein für Loyalität und tiefere Kundenbeziehungen. Denn eine Marke ist mehr als ein Produkt – sie steht für Werte, Vertrauen und eine klare Botschaft. Werbung ist eine strategische Investition in die Zukunft der Marke, denn ohne eine starke Branding-Strategie verlieren Marketingmaßnahmen schnell ihre Wirkung.

Neben hochkomplexen und effektiven Targeting-Lösungen gewinnt die Messung von Attention und Engagement zunehmend an Bedeutung. Es geht längst nicht mehr nur darum, Reichweite zu erzielen – die Qualität der Aufmerksamkeit, die eine Anzeige generiert, wird zunehmend zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Werbeprodukte, die hohe Attention und echtes Engagement erzeugen, sind nicht nur effektiver, sondern auch wegweisend für die Branche.

Diese Entwicklung fordert Unternehmen dazu auf, Technologien zur Messung dieser Faktoren weiterzuentwickeln und kreative Werbeformate zu schaffen, die die Aufmerksamkeit der Zielgruppen nachhaltig binden.

4. Die unaufhaltbare Entwicklung von Standardformaten hin zu Video- und High-Impact-Ads

Die digitale Werbebranche zeichnet sich nicht nur durch außergewöhnliche visuelle Präsenz aus, sondern kombiniert auch Reichweite mit hoher Zielgruppenrelevanz. Diese Vorteile treiben zunehmend den Wandel vom Standardwerbeformat hin zu Bewegtbildern wie Video- und High-Impact-Ads. Diese Formate verzeichnen in den letzten Jahren das stärkste Wachstum und werde auch weiterhin die Adtech Branche treiben, da sie den aktuellen Konsumgewohnheiten der Nutzer entsprechen, Aufmerksamkeit generieren und eine hohe Interaktivität sowie Engagement erzielen.

Video-Ads machen einen festen Teil der digitalen Werbung aus und ermöglichen es, breite Zielgruppen effektiv zu erreichen und durch fesselndes Storytelling die Markenbindung zu stärken. Besonders CTV (Connected TV) gewinnt immer mehr an Bedeutung und ist aktuell der am stärksten wachsende Kanal.

Gleichzeitig bieten High-Impact-Ads ebenfalls ein großes Wachstumspotenzial. Diese Formate zeichnen sich durch kreatives Design, prägnante Call-to-Actions und außergewöhnliche Engagement-Raten aus. Sie ziehen die Aufmerksamkeit der Endverbraucher auf sich, ohne dabei invasiv zu wirken. High-Impact-Ads ermöglichen eine präzisere Ansprache der Zielgruppen und tragen zu einer nachhaltigen Markenwahrnehmung bei.

In einer Zeit, in der Aufmerksamkeit der Konsumenten in hoher Reichweite das wertvollste Gut ist, bieten diese Formate und Kanäle Werbungtreibenden die Möglichkeit, ihre Botschaften eindrucksvoll und wirkungsvoll zu platzieren.

5. Retail Media: Ein rasantes Wachstumssegment

Neben dieser Entwicklung wird Retail Media voraussichtlich sogar der wachstumsstärkste Kanal des Jahres sein, da er noch jung ist und gleichzeitig für alle im Handel tätigen Unternehmen von zentraler Bedeutung ist. Händler verfügen über wertvolle Kundendaten, die es ihnen ermöglichen, gezielte Marketingmaßnahmen sowohl auf ihrer Plattform als auch darüber hinaus umzusetzen. Retail Media erhöht die Reichweite, indem er eine breite Zielgruppe anspricht und sowohl im Performance-Marketing als auch im Branding eine wichtige Rolle spielt.

Während Retail Media primär stark im Lower Funnel verankert ist, suchen immer mehr Händler für ihre Hersteller von Markenprodukten nach Lösungen, die auch ihre Markenbekanntheit stärken und langfristige Kundenbindung aufbauen. Um dies mit einer außergewöhnlich starken Zielgruppengenauigkeit zu realisieren, bieten Adtech-Player die notwendige Infrastruktur und innovative Werbeformate, um Branding effektiv zu integrieren.

Zu berücksichtigen ist, dass nur die wenigsten Handelsunternehmen ihre eigene Infrastruktur besitzen, während die meisten auf externe Lösungen angewiesen sind. Die Adtech-Industrie unterstützt diesen Bereich entlang der gesamten Wertschöpfungskette, indem sie Infrastruktur bereitstellt, neue Werbeformate entwickelt und die Reichweite maximiert, um Werbedienstleistungen im Kontext Retail Media bereitzustellen.

Fazit

Die digitale Werbeindustrie ist im ständigen Wandel, und dieser Prozess wird sich in den kommenden Jahren weiter beschleunigen. Wer heute den Anschluss verliert, wird es in Zukunft schwer haben, nachzuziehen. Ein starkes Fundament, das kontinuierlich weiter ausgebaut wird, ist notwendig, um nicht nur den aktuellen Entwicklungen gerecht zu werden, sondern auch proaktiv den Markt voranzutreiben.

Branding und Technologie verschmelzen zunehmend miteinander und bilden die unverzichtbare Grundlage für erfolgreiche digitale Werbung. Formate wie High-Impact- und Video-Ads werden den Werbemarkt weiterhin maßgeblich definieren und KI ist längst kein Trend mehr, sondern ein integraler Bestandteil moderner Technologien, der maßgeblich die Art und Weise prägt, wie Werbung heute gestaltet und optimiert wird. Gleichzeitig gewinnt Retail Media, insbesondere im Bereich Branding, immer mehr an Bedeutung und ist ein wachsender Einflussfaktor in der Werbebranche.

Der wahre Erfolg wird dann erreicht, wenn es Technologieanbietern gelingt, eine effektive Symbiose zwischen Werbetreibenden und Publishern zu schaffen. Nur so können diese Kanäle und Formate optimal genutzt werden, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Die Unternehmen, die dies verstehen und umsetzen, werden sich langfristig positiv vom Wettbewerb differenzieren.

Tech Finder Unternehmen im Artikel

Bild Dirk Kraus Über den Autor/die Autorin:

Mit einer klaren Vision und einer Leidenschaft für die Möglichkeiten der Werbeindustrie gründete Dirk Kraus 2001 YOC. Als einer der Pioniere im Bereich Mobile Advertising setzte er mit YOC seine Idee um, Nutzer und Marken über mobile Geräte miteinander zu verknüpfen. Nach dem Abschluss seines BWL-Studiums an der renommierten WHU Otto Beisheim School of Management sammelte Dirk wertvolle Erfahrung in der Strategieentwicklung bei Roland Berger Strategy Consultants. Er positionierte YOC erfolgreich als einen der führenden Anbieter auf dem Markt – und seine nächste Mission ist es, VIS.X zu einer leistungsstarken Full-Stack-Plattform auszubauen und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Durch die hohe Flexibilität und Funktionalität wird sich VIS.X deutlich von anderen Plattformen abheben.

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