Adzine Top-Stories per Newsletter
DIGITAL MARKETING

Budgetkürzungen zum Trotz – 5 wirksame Strategien mit knappem Marketingbudget

Shira Leffel, 11. Februar 2025
Bild: Pawel Czerwinski – Unsplash

Für Tech-Unternehmen war es noch nie leicht, neue Geschäftspartner zu gewinnen. Für diese Branche haben Vertrauen, Reputation und Glaubwürdigkeit genauso viel Gewicht wie Innovation. In meiner Rolle vermarkte ich Adtech-Lösungen an die wichtigsten Fernsehsender Europas — Unternehmen, die seit Jahrzehnten im traditionellen Medienmarkt erfolgreich sind. Adtech selbst ist ein komplexes Produkt, was klassisches Marketing erschwert. Darüber hinaus ist der Wechsel von Ad-Servern eine weitreichende Entscheidung für die Broadcaster. Verhandlungen und Migration können Jahre in Anspruch nehmen, und wie die meisten Unternehmen — unabhängig von der Branche — neigen sie dazu, etablierte Anbieter zu bevorzugen.

Dadurch wird Marketing zu einem entscheidenden Faktor für Chancengleichheit. Richtig eingesetzt, positioniert es Unternehmen als glaubwürdige Mitbewerber, selbst wenn sie noch keine Marktführer sind. Es geht dabei nicht um Täuschung oder Tricks, sondern darum, den eigenen Mehrwert zu beweisen. In von langjährigen Branchengrößen dominierten Märkten sind Unternehmen oft zögerlich, einen Wechsel vorzunehmen, selbst wenn die Technologie überlegen ist. Kluges Marketing hilft, das Spielfeld zu ebnen, fest etablierte Strukturen aufzubrechen und dem Produkt die Möglichkeit zu geben, sich zu behaupten.

In der aktuell herausfordernden Wirtschaftslage sind Marketingbudgets jedoch oft die ersten, die gekürzt werden. Wege zu finden, Kampagnen mit begrenztem Budget umzusetzen, ist dadurch nicht mehr nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit.

Bevor ich zu meinem aktuellen Unternehmen kam, dem Adtech-Business der RTL Group, sammelte ich wertvolle Einblicke in die Welt der Tech-Startups, oft als erste Mitarbeiterin im Marketing. Diese frühen Erfahrungen lehrten mich, mit wenig viel zu erreichen. Jetzt wendet unser Team dieses pragmatische Wissen an, um neue Märkte zu erschließen und mit Unternehmenskunden in Kontakt zu treten — insbesondere in ökonomisch schwierigen Zeiten.

Angesichts der Budgetkürzungen für 2025 in vielen Unternehmen ist es wichtiger denn je, kreative Wege zu finden, um maximale Wirkung zu erzielen. Hier sind fünf Empfehlungen, die helfen können, die wirtschaftlichen Herausforderungen im neuen Jahr zu meistern und trotzdem bei Unternehmenskunden Eindruck zu hinterlassen.

1. Fokus auf Content-Marketing

Content-Marketing muss nicht teuer sein, erfordert jedoch einen smarten Ansatz. Das beginnt damit, vorhandene Ressourcen effizient zu nutzen: interne Autoren, bereichsübergreifende Teams und Freelancer — statt kostspielige Agenturen einzusetzen.

Ein einheitlicher Workflow ist essenziell, der auf das Fachwissen der Organisation zugreift. Produktverantwortliche, Produkttrainer und Fachexperten übernehmen dafür bestimmte Teile des Prozesses. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass die Botschaften genau, zeitgerecht und auf die Bedürfnisse der Adressaten abgestimmt sind. Die richtige Ansprache ist entscheidend — Geschäftskunden erwarten maßgeschneiderte, präzise Kommunikation, die ihre spezifischen Herausforderungen und Prioritäten berücksichtigt.

Ein grundlegendes Verständnis über das Kenntnisniveau des Publikums ist enorm wichtig. Rudimentäres Wissen reicht für einen Experten nicht aus, stattdessen sollte sich der Fokus auf tiefe Einblicke, umsetzbare Erkenntnisse und Inhalte legen, die dem jeweiligen Fachniveau entsprechen.

Knappe Budgets können oft kreative Lösungen hervorbringen, die die Teams zwingen, ihre Herangehensweise zu überdenken und sich auf Effizienz zu konzentrieren. Durch die Einführung schlanker Workflows und den Einsatz von Tools wie KI — die in der Entwurfsphase und bei repetitiven Aufgaben unterstützen — können begrenzte Ressourcen ideal genutzt und Kampagnen optimal erstellt werden, die Traffic generieren und Kunden erreichen.

2. Sichtbarkeit durch gezielte Präsenz erhöhen

Um Geschäftskunden anzusprechen, ist es wesentlich, als verlässliche und bekannte Größe wahrgenommen zu werden. Entsprechend relevant ist es, in den Medien und auf Plattformen präsent zu sein, die von der Zielgruppe bevorzugt genutzt werden — regelmäßig gelesene Publikationen und verfolgte Diskussionen. Dabei sollten Kanäle priorisiert werden, in denen die Präsenz besonders stark wahrgenommen wird, anstatt die Maßnahmen zu stark zu streuen.

B2B-Marketing erfordert eine präzise Ansprache eines eng definierten Kreises von Entscheidungsträgern. Statt Budgets in weit gestreuten Kampagnen zu verschwenden, die ihre Zielgruppe verfehlen, bieten sich granulare, kostenpflichtige Targeting-Optionen an, um genau die richtigen Personen zu erreichen.

Informationen zu neuen Produktmerkmalen oder wichtigen Partnerschaften bieten oft die Möglichkeit, in neue Märkte einzutreten. In diesem Kontext können interne Autoren oder freiberufliche Fachkräfte involviert werden, um Pressemitteilungen zu erstellen. Für internationale Märkte stehen KI-Tools zur Verfügung, mit denen Übersetzungen optimiert werden können, sodass lokale Teams nur noch kleinere Anpassungen vornehmen müssen, was Zeit spart und die Kosten niedrig hält.

Gastbeiträge sind ein weiteres effektives Mittel, um mit B2B-Kunden in Kontakt zu treten — vorausgesetzt die Botschaft stimmt. Diese können dazu dienen, die Personal Brand von Führungskräften zu stärken und gleichzeitig direkt auf die Bedürfnisse und Prioritäten der Adressaten eingehen. Letztendlich ist es auch für Geschäftspartner leichter, sich mit einer Person zu identifizieren als mit einer Firma. Indem Führungskräfte als Vordenker positioniert werden, erhält die Marke nicht nur ein Gesicht, sondern wird greifbar und erweitert so Reichweite und Glaubwürdigkeit.

3. Die Wirkung von Offline-Kampagnen auf digitalen Kanälen verstärken

Es mag auf der Hand liegen, Offline-Kampagnen auch über digitale Kanäle zu verbreiten — die meisten Inhalte auf Linkedin zeigen Bilder von Personen, die an wichtigen Branchen- oder Firmenveranstaltungen teilnehmen. In der herausfordernden Wirtschaftslage liegt der wahre Wert aber darin, die Botschaft über einen einzelnen Beitrag hinaus zu verlängern. Die strategische Wiederverwendung von Inhalten stärkt die Kampagne, schont das Budget und stellt sicher, dass die Investition ihre Wirkung über einen längeren Zeitraum entfaltet und ein breiteres Publikum erreicht.

Ein wichtiger Aspekt, den viele Unternehmen übersehen, sind Kundenveranstaltungen. Konferenzen drehen sich oft um Beziehungspflege und Exklusivität, müssen jedoch keine verlorenen Marketingchancen sein — sie können weit über ein paar Fotos auf LinkedIn hinausgehen. Der Einsatz professioneller Fotografen oder Videografen ist sinnvoll, um Podiumsdiskussionen, Behind-the-Scenes-Momente, Networking-Highlights — die Essenz und den wesentlichen Mehrwert des Events für Kunden — festzuhalten. Sensible Inhalte sollten entfernt werden, um anschließend Highlight-Videos und -artikel, kurze Interviews oder sogar Landing-Pages zu erstellen, die den Wert der Veranstaltung zeigen. Diese Inhalte können dann über soziale Medien verbreitet und durch gezielte Kampagnen verstärkt werden, um den Mehrwert einem breiteren Publikum zu demonstrieren. Berichterstattung über Kundenveranstaltungen zeigt Wertschätzung für bestehende Beziehungen, während gleichzeitig potenzielle Neukunden angesprochen werden können.

Das Gleiche gilt für interne Mitarbeiterevents. Inhalte aus diesen Veranstaltungen können über die Rekrutierung neuer Mitarbeiter hinaus wertvoll sein. Wenn sie online geteilt werden, zeigen sie ganz natürlich die menschliche Seite des Unternehmens gegenüber B2B-Kunden und stärken dadurch Vertrauen und Zugänglichkeit.

Wenn es die Investition offline wert ist, ist es auch wert, sie online zu maximieren.

4. Gezieltes Sponsoring mit hoher Wirkung bei begrenztem Budget

Wenn die Budgets knapp sind, können großangelegte Sponsorings möglicherweise außerhalb der finanziellen Möglichkeiten liegen. Das bedeutet aber nicht, dass darauf verzichtet werden muss. Statt groß aufzutreten, eignet sich der gezielte Fokus auf bestimmte Events. Dazu gehören hochkarätige Events, Podiumsdiskussionen, Keynotes oder manchmal einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Podiumsdiskussionen bieten eine Möglichkeit, sich den entscheidenden Personen vorzustellen und sicherzustellen, dass die eigene Stimme Teil wichtiger Branchendiskussionen wird. Im Vergleich zu auffälligen Branding-Optionen liefern diese Sponsorings oft einen größeren Wert, da sie direkte Interaktionen mit wichtigen Entscheidungsträgern ermöglichen. Natürlich können die Ergebnisse je nach Veranstaltung und Zielsetzung variieren. Deshalb ist es entscheidend, selektiv zu sein und Sponsoring-Aktivität so zu streuen, dass sie den größten Impact erzielen können. Was zählt ist: Erlaubt das Format dem Unternehmen, Expertise zu demonstrieren?

Gleichzeitig bieten Veranstaltungen auch immer die Möglichkeit für PR. Hochkarätige Konferenzen sind Magneten für Journalisten und Branchenanalysten, was eine ausgezeichnete Gelegenheit für Briefings oder Interviews bietet. Sponsoring erhöht die Sichtbarkeit und erleichtert es, Medienberichterstattung zu erhalten. Zitate in Nachberichterstattung oder Trendanalysen verstärken die Präsenz weit über die Veranstaltung hinaus und verbinden das Unternehmen mit Zielgruppen, die nicht anwesend waren.

Wichtig ist, dass der Effekt nicht mit dem Ende der Veranstaltung verpufft. Inhalte, die aus Podiumsdiskussionen, Vorträgen oder gesponserten Sitzungen generiert werden können, bieten sich an, als Assets verwendet zu werden, die langfristig die Strategie unterstützen. Aufnahmen der Panel-Diskussionen können für kurze Videoausschnitte in den sozialen Medien genutzt werden, Session-Insights lassen sich in Thought-Leadership-Artikel umwandeln, wichtige Erkenntnisse können für Newsletter kuratiert werden.

5. Kreativität als Schlüsselmerkmal — ein einzigartiger Ansatz kann nicht immer gekauft werden

In einer gesättigten, sich ständig weiterentwickelnden Branche muss eine Marke mehr tun als nur mitschwimmen — sie muss auffallen. Der Wettbewerb mit etablierten Akteuren, von denen viele mehr Budget haben, erfordert nicht nur einen klaren Fokus auf den einzigartigen Mehrwert, sondern auch eine Markenidentität, die diesen verstärkt.

Dabei ist Design eines der mächtigsten Werkzeuge zur Differenzierung. Ein durchdachter, ausgeprägter Designansatz kann eine nachhaltig einprägsame Identität schaffen, die eine Marke abhebt. Visuelles Branding, Tone of Voice und nicht zuletzt die Liebe für Details sorgen für eine kohärente und wirkungsvolle Präsenz, die Aufmerksamkeit auf sich zieht und bei Unternehmenskunden einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.

Durch Kreativität und die Verfeinerung der Identität wird eine Marke nicht nur erkennbar — sie wird unvergesslich.

Tech Finder Unternehmen im Artikel

Bild Shira Leffel Über den Autor/die Autorin:

Shira Leffel ist VP Marketing & Product Education bei Smartclip, dem Adtech-Business der RTL Group. Sie leitet die Marketing- und Product-Education-Bereiche des Unternehmens, das innovative Adtech-Lösungen für die größten TV-Sender in Europa entwickelt, und war maßgeblich an der Gründung des Diversity, Equity, and Inclusion Committee beteiligt, in dem sie zuvor als stellvertretende Vorsitzende tätig war. Mit über zehn Jahren Erfahrung als Marketingmanagerin im Technologiesektor — bei Start-ups bis hin zu börsennotierten Unternehmen — ist Shira darauf spezialisiert, komplexe Technologie in anschauliche und mitreißende Geschichten zu übersetzen. Ihre Karriere hat sie rund um den Globus geführt, mit Stationen in den Vereinigten Staaten, Kanada, Israel, Mosambik, Brasilien und jetzt in Deutschland. Diese Auslandserfahrung hat ihren integrativen und wirkungsvollen Marketingansatz maßgeblich geprägt. Shira schloss ihr Studium an der Universität Tel Aviv mit Summa Cum Laude und als Klassenbeste ab und erwarb an der University of British Columbia einen B.A. mit Auszeichnung.

Konferenz

Digital Events

Whitepaper

Das könnte Sie interessieren