Parteien schöpfen das Potenzial von Geomarketing noch nicht aus
Lars Kirschke, 5. Dezember 2024Die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 steht bevor, und Parteien befinden sich mitten in der heißen Phase der Kampagnenplanung. Doch trotz ihrer Bemühungen bleibt ein entscheidendes Potenzial oft ungenutzt: Geomarketing. Dieses strategische Werkzeug, das in der Unternehmenswelt längst etabliert ist, könnte den Wahlkampf präziser und effizienter machen – wenn Parteien seine Vorteile ausschöpfen würden.
Zielgruppenorientierte Wahlwerbung auf Basis geographischer und demographischer Daten kann den Unterschied machen. Insbesondere in der Kombination mit (D)OOH-Kampagnen lässt sich ein erheblicher Mehrwert erzielen – von der präzisen Ansprache bis hin zur Mobilisierung von Wechselwählern. Doch die Zahlen zeigen: Viele Parteien haben hier Nachholbedarf.
Geomarketing: Das unterschätzte Werkzeug des Wahlkampfs
Geomarketing ist weit mehr als eine Visualisierung von Wahlpräferenzen. Es bietet die Möglichkeit, Zielgruppen granular zu analysieren und Kommunikationsstrategien entsprechend auszurichten. Mithilfe von Sinusmilieus, PLZ-Analysen oder Wechselwähler-Daten können Parteien herausfinden, welche Themen und Botschaften in bestimmten Regionen am meisten Resonanz finden.
Ein Beispiel: In Düsseldorf haben wir eine Karte erstellt, die Parteipräferenzen auf Stadtteilebene visualisiert. Diese granularen Insights erlauben es, Kampagnen gezielt auszuspielen. Die SPD könnte beispielsweise ihre Botschaften in roten Hochburgen verstärken, während sie in grünen oder gelben Gebieten auf Allianzen oder thematische Anpassungen setzt. Die Möglichkeit, solche datenbasierten Entscheidungen zu treffen, wird bislang viel zu selten genutzt.
Der Status quo: Potenziale bleiben ungenutzt
Ein Blick auf die Werbespendings der letzten Jahre zeigt, dass Parteien bisher zurückhaltend mit digitalen Kanälen umgehen. Bei der Bundestagswahl 2021 beliefen sich die digitalen Ausgaben aller Parteien auf lediglich 891.000 Euro. Zum Vergleich: Bei der Europawahl 2024 waren es 545.000 Euro – ein deutlicher Rückgang, obwohl die Relevanz digitaler und datenbasierter Ansätze steigt.
Selbst große Parteien schöpfen ihr Potenzial nicht aus. Die SPD war in 2021 der zweitgrößte digitale Spender, doch andere Parteien wie CDU oder Bündnis 90/Die Grünen blieben hier weit zurück. Dabei könnte gerade die gezielte Nutzung von Geomarketing kombiniert mit digitalen und (D)OOH-Maßnahmen neue Wählerschichten aktivieren.
(D)OOH: Ein starker Hebel für Geomarketing
(D)OOH-Kampagnen bieten eine einzigartige Möglichkeit, datenbasiertes Geomarketing in der Praxis umzusetzen. Die Stärken liegen nicht nur in der regionalen Präzision, sondern auch in der Interaktivität. Nach der FAW Trendanalyse 2022 regt (D)OOH nachweislich zur Interaktion via Smartphone an – beispielsweise durch QR-Codes auf digitalen Werbeträgern. Dies eröffnet vor allem bei jungen Zielgruppen enormes Potenzial.
Mit gezielter Ansprache könnten Parteien die Aufmerksamkeit auf ihre Kernthemen lenken. Ein Beispiel: In stark urbanisierten, jüngeren Stadtteilen wie Düsseldorf-Flingern könnten durch dynamische (D)OOH-Anzeigen Themen wie Klimaschutz oder Bildung in den Fokus gerückt werden. In ländlichen Regionen wiederum könnten Botschaften zu Infrastruktur oder Landwirtschaft stärker betont werden. Diese Flexibilität schafft Relevanz und erhöht die Wahrscheinlichkeit, Wähler:innen zu erreichen.
Ein Appell an die Parteien
Eine Hürde bleibt die Komplexität von Datenintegration und Buchung. Wer Geomarketing und (D)OOH effektiv einsetzen möchte, muss Restriktionen beachten – etwa die Verfügbarkeit von Werbeflächen, regionale Unterschiede in den Vorlaufzeiten oder DSGVO-konforme Datenverarbeitung. Doch auch diese Hürden lassen sich überwinden.
Denn die Bundestagswahl 2025 bietet die Chance, neue Wege im Wahlkampf zu gehen. Geomarketing kombiniert mit digitalen und (D)OOH-Maßnahmen kann dazu beitragen, den demokratischen Prozess zu stärken, indem es Parteien ermöglicht, Wähler:innen gezielt anzusprechen. Eines ist klar: Wer Wähler:innen dort abholt, wo sie tatsächlich sind – geografisch, inhaltlich und medial – hat die besten Chancen, Wahlen nicht nur zu gewinnen, sondern auch die politische Partizipation insgesamt zu fördern.
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