Unsicherheit und Angst hemmen Einsatz generativer KI im DACH-Raum
9. August 2024 (jh)Generative KI (Gen AI) ist in aller Munde und wurde in den vergangenen Monaten kontrovers diskutiert. Diese Form der Künstlichen Intelligenz hat unbestreitbar das Potenzial, unsere Welt zu verändern. Gleichzeitig wirft der Einsatz immer noch Fragen auf und birgt Risiken für unsere Arbeitswelt, aber auch für unsere Gesellschaft. Diese Uneinigkeit spiegelt sich bei Verantwortlichen in Unternehmen wider. Eine aktuelle Studie zeigt die Skepsis bei Entscheider:innen, trotz des hohen Potenzials und der zahlreichen Anwendungsfelder. Ist der KI-Hype also schon wieder vorbei?
Die “Generative AI - Studie 2024: Von der Innovation bis zur Marktreife” entstand in Kooperation mit FT, KPS, Protiviti, Randstad Digital, Reply und Senacor. Hierfür wurden 150 IT- und Business-Führungskräfte aus Unternehmen und Behörden im deutschsprachigen Raum befragt. Diese stammten aus dem produzierenden Gewerbe, dem Handel, dem Energiesektor, dem Healthcare-Bereich und der Automobilindustrie sowie den regulierten Branchen Banken, Versicherungen und dem öffentlichen Sektor.
Es zeigt sich, dass fast jede zweite Führungskraft generative KI als relevant erachtet. Das größte Potenzial sehen die Befragten im konzeptuellen Arbeiten (85 Prozent), der Datenanalyse und Prognosen (80 Prozent), in digitalen Services (71 Prozent) sowie Chatbots (68 Prozent). Die Anwendungsfälle sind jedoch häufig noch Zukunftsmusik. Denn gleichzeitig beschreiben sich nur 3 Prozent der Unternehmen im DACH-Raum als fortgeschritten bei der Einführung generativer KI.
KI-Skepsis bei den Unternehmen
Der offensichtlichste Grund dafür ist die vorherrschende KI-Skepsis bei den Unternehmen und ihren Verantwortlichen. Tatsächlich zeigt die Studie große Bedenken in Hinblick auf Gen AI auf: In 59 Prozent der Unternehmen haben die Mitarbeitenden geringes oder sehr geringes Vertrauen in die durch Gen-AI-Tools erzeugten Ergebnisse, nur 7 Prozent vertrauen voll und ganz darauf. Gleichzeitig beobachtet über die Hälfte der Befragten derzeit nur geringe Produktivitätssteigerungen durch die Technologie. Anwenderinnen und Anwendern ist der Nutzen der Technologie häufig noch nicht klar. Das Führungspersonal hat vor allem rechtliche Bedenken über die Konsequenzen falscher KI-generierter Ergebnisse (71 Prozent) und fürchtet Haftungsrisiken gegenüber Entscheidungen durch die KI (70 Prozent).
Dabei bietet Gen AI vor allem der Handelsbranche viele Anwendungsfelder. Zu den Top drei Einsatzgebieten zählen eine bessere Kundenzentrierung, mehr Agilität und Flexibilität und die Beschleunigung der Transformation. “Besonders beliebte Use Cases für Handelsunternehmen finden sich im E-Commerce und im Marketing. Beispiele sind personalisierte, KI-gestützte Produktempfehlungen, automatisch generierter Content oder Predictive Pricing”, ordnet Paul Anderie, Head of AI & Data Activation bei der KPS AG, ein.
Verbraucher:innen fordern Kennzeichnung von KI-Werbung
Dies führt zu dem Punkt, dass KI bereits in der Werbung eingesetzt wird und Verbraucher:innen dieser Sachverhalt durchaus bewusst ist, wie eine Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Appinio veranschaulicht. Dazu wurden im August 1.000 Personen befragt. Es zeigt sich, dass 96 Prozent der Deutschen bereits von KI gehört haben, wobei lediglich 34 Prozent in der Lage sind, zu erklären, was es ist. Zwei von drei der Befragten haben auch schon einmal etwas von KI-Werbekampagnen gehört.
KI-generierte Inhalte für Werbekampagnen sind also kein Novum für die Verbraucher:innen. Sie scheinen dabei ebenfalls die Chancen und Risiken beim Einsatz von KI in der Werbung zu sehen. So fordern 81 der Befragten, dass KI-generierte Inhalte klar gekennzeichnet werden sollten. Besonders in der jüngsten Altersgruppe (16 bis 24 Jahre) ist die Skepsis gegenüber KI-Werbung mit 42 Prozent am höchsten.
Takeaways
- Führungskräfte in der DACH-Region erkennen die Potenziale generativer KI.
- Gleichzeitig herrscht Unsicherheit und Angst beim Einsatz dieser KI.
- Verbraucher:innen indes fordern eine Kennzeichnungspflicht von KI in der Werbung.