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DIGITAL MARKETING

Marketing Mix Modelling: Auch 2025 die Nummer eins unter den Measurement-Werkzeugen

Torben Seebrandt, 30. August 2024
Bild: Laura Ockel - Unsplash

In der dynamischen Welt des Marketings, geprägt von kreativen und innovativen Köpfen, ist es kaum verwunderlich, dass zahlreiche Werkzeuge zur Bewertung des Erfolgs von Media-Aktivitäten existieren und ständig neue hinzukommen. Besonders das Marketing Mix Modelling hat in den letzten Jahren wieder an Bedeutung gewonnen. In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, ob es sinnvoll ist, sich intern dafür starkzumachen, dieses Tool im Unternehmen zu etablieren und langfristig zu nutzen, ohne die Sorge haben zu müssen, im nächsten Jahr wieder davon absehen zu müssen.

Was ist Marketing Mix Modelling?

Marketing Mix Modelling ist eine statistische Analyse, die es Unternehmen ermöglicht, den Einfluss von verschiedenen Marketingaktivitäten auf eine Zielkennzahl (z. B. Umsatz, Transaktionen, Visits, Awareness) zu quantifizieren. Es hilft Unternehmen dabei zu verstehen, welche Marketinginvestitionen welchen Einfluss auf die Entwicklung einer Zielkennzahl haben. Um die Wirkung der Media-Aktivitäten korrekt bestimmen zu können, müssen dabei je nach gewählter Zielkennzahl und Geschäftsmodell zusätzliche Einflussfaktoren berücksichtigt werden, wie z. B. Preise, Rabatte, Wetter, Feiertags- und Ferientagskonstellationen oder wirtschaftliche Entwicklungen. Die Bestimmung der relevanten Einflussfaktoren und Entwicklung eines aussagekräftigen Modells erfolgt dabei in einem iterativen Prozess aus:

  1. Analyse der Wirkungszusammenhänge von potenziell relevanten Einflussfaktoren auf die Zielkennzahlen
  2. Untersuchung der Wechselwirkung zwischen den relevanten Einflussfaktoren
  3. Trainieren von vielen Modellen mit unterschiedlicher Kombination an Einflussfaktoren
  4. Validierung und Bestimmung des besten Modells

Ein MMM liefert Unternehmen wertvolle Einblicke, wie:

  1. Eine mathematische Formel, mit der die Ziel KPI berechnet werden kann, wenn der Wert der berücksichtigten Einflussfaktoren gekannt wird
  2. Kennzahlen, die die Genauigkeit des Modells beschreiben (z B. das Bestimmtheitsmaß und die mittlere absolute prozentuale Abweichung)
  3. den Wirkbeitrag jedes Einflussfaktors, der im Modell berücksichtigt wurde (z. B. durch die Schaltung von Werbung bei YouTube wurde ein zusätzlicher Umsatz von 1Mio.€ generiert)
  4. die Rentabilität der Marketingausgaben (z. B. mit jedem Euro, der für Social Media Werbung ausgegeben wurde, wurden 3 Euro zusätzlichen Umsatz generiert)
  5. die zeitversetzte Wirkung und die Sättigungseffekte der Media-Aktivitäten
  6. die Möglichkeit, den zukünftigen Verlauf der Zielkennzahl für verschiedene Mediaplanungs-Szenarien zu berechnen

Vier Gründe, warum MMM auch in 2025 das wertvollste und wichtigste Marketing Measurement Werkzeug bleiben wird.

1. Einfachere und kostengünstigere Implementierungen möglich

Dank des intensiven Wettbewerbs unter SaaS-Anbietern und den kontinuierlichen technologischen Fortschritten ist es in den letzten Jahren zunehmend einfacher und kostengünstiger geworden, MMM als Werkzeug zu etablieren und dauerhaft einzusetzen. Dadurch werden künftig auch eine breitere Palette von Unternehmen, einschließlich Scale-Ups, MMMs als Messinstrument einsetzen können.

2. Gesteigerte Leistungsfähigkeit moderner MMM-Lösungen

Der bereits erwähnte Mix aus Wettbewerb und technischen Möglichkeiten hat die Leistungsfähigkeit moderner MMM-Lösungen auf ein neues Level gehoben. Modelle, die auf hierarchischen Datenstrukturen trainiert werden, sind mittlerweile Standard geworden und nur noch durch die Datenverfügbarkeit von Unternehmensseite limitiert. Modelle, die auf mehr Daten trainiert werden, eignen sich für eine noch bessere Media-Aussteuerung. Wenn beispielsweise auf regionalen Daten trainiert wird und bekannt ist, dass in urbanen Gebieten ein anderer Media-Mix funktioniert als in ländlichen Regionen, kann dies bei der nächsten Media-Planung berücksichtigt werden, um die Media-Effizienz zu steigern. Das Trainieren auf detaillierten Daten ermöglicht zudem, die Effizienz der Media-Aktivitäten präziser zu bestimmen. Dadurch lässt sich auch die Effizienz einzelner Werbekampagnen problemlos bewerten.

3. Flexible In- und Outsourcing-Optionen

Moderne SaaS-Anbieter ermöglichen das Inhousing von wichtigen Prozessschritten innerhalb der MMM-Projekte (z. B. das Modelltraining oder das Generieren der notwendigen Datensätze). Das reduziert die Abhängigkeit vom MMM-Anbieter und ermöglicht bei Bedarf Einsparungen. Gerade bei einer längerfristigen Zusammenarbeit entsteht durch Inhousing eine Win-win-Situation. Das wichtige Know-How über die Wirkungszusammenhänge zwischen den KPIs und den Marketingaktivitäten wächst da am stärksten, wo es für die Unternehmen am wertvollsten ist, bei den eigenen Mitarbeitern. MMM-Anbieter wiederum können dadurch den Anteil an der Serviceleistung im Projekt reduzieren und sich wieder stärker auf das Etablieren ihrer Lösung bei anderen Kunden fokussieren. Ab einem bestimmten Level an MMM-Know-How ist es effizienter, wenn ein interner Mitarbeiter das wiederkehrende Trainieren der Modelle und Ableiten von Handlungsempfehlungen übernimmt, weil dafür ein sehr gutes Verständnis der aktuellen Geschäftsentwicklung und der aktuellen Media-Aktivitäten notwendig ist.

4. Bestehende Datenschutzkonformität und weiterhin zunehmendes Hinterfragen anderer etablierter Werkzeuge

MMMs sind datenschutzkonform, weil keine personenbezogenen Daten benötigt werden. Andere bekannte alternative Werkzeuge wie z. B. Multi-Touch-Attributionen sind auf einzelne Klickpfade angewiesen. Darum müssen sie mit großer Vorsicht eingesetzt werden und stehen zunehmend auch inhaltlich in der Kritik (Stichworte: unzureichende Berücksichtigung von Offline-Aktivitäten, kein Ausweis inkrementeller Werbewirkung, abnehmende Datenqualität durch den Rückgang von Drittanbieter-Cookies). Auch große Tech-Unternehmen, wie beispielsweise Google und Meta, empfehlen mittlerweile MMM-basierte Werkzeuge zur Erfolgsbewertung von Mediakampagnen und stellen dafür Open-Source-Lösungen zur Verfügung. Dadurch wird die Akzeptanz des Werkzeugs MMM weiter gesteigert und die Bereitschaft, es einzusetzen, steigt.

Fazit

Auch im Jahr 2025 wird das Marketing Mix Modelling seine Position als führendes Measurement Instrument behaupten. Die Versuche, ähnliche Verfahren unter einem anderen Namen zu verkaufen, werden bei der vorhandenen Kreativität im Markt nicht abreißen. Der Wettbewerb um MMMs ist intensiv, und die Verlockung, sich durch neue Wortschöpfungen und überzeugendes Storytelling abzugrenzen, bleibt groß.
In den nächsten fünf Jahren wird jedoch die größte Disruption im Marketing-Measurement-Markt durch das Trainieren von Large Language Models auf taktischen Media-Planungsdaten entstehen. Voraussetzung hierfür ist, dass Unternehmen über detaillierte taktische Mediapläne und relevante Kennzahlen (z. B. Mediaausgaben, Impressions) verfügen, idealerweise über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Unternehmen sollten also dringend eine saubere Datengrundlage schaffen, sollten sie die Vorteile der immer besser werdenden Marketing Mix Modelle in 2025 und darüber hinaus nutzen wollen.

Tech Finder Unternehmen im Artikel

Bild Torben Seebrandt Über den Autor/die Autorin:

Torben Seebrandt entwickelt seit mehr als zehn Jahren Datenprodukte in verschiedenen Unternehmen aus den Branchen Retail, FMCG, E-Commerce und Media. Bei Mercury Media Technology (MMT) ist er mit seinem Team für die Entwicklung und Weiterentwicklung von datengetriebenen SaaS-Marketinglösungen wie zum Beispiel dem Self-Service Marketing Mix Modelling verantwortlich.

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