“Jeder Tag ist wichtig, um sich für Gleichberechtigung einzusetzen”
Sandra Goetz, 2. Mai 2024Wir planten bereits letztes Jahr, Isabelle Gardt, Co-Geschäftsführerin der OMR und Gründerin der Initiative OMR 5050, zu interviewen. Unsere Anfrage kam jedoch zu spät, da Isabelle sich gerade in der Elternzeit befand, die sie sich mit ihrem Mann Martin teilte. Dieses Jahr gelang es uns: Kurz bevor die Hamburger Messehallen sich für das OMR-Festival rüsten, trafen wir Isabelle im OMR Office nahe dem S-Bahnhof Sternschanze. Das Büro befindet sich nur wenige Schritte von der Messe entfernt, wo Isabelle als eine der prägenden Kräfte sowohl hinter als auch vor den Kulissen agiert.
ADZINE: Isabelle, du hast ursprünglich Informatik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg studiert, um dann an der Hamburg Media School (HMS) einen MBA in Medienmanagement zu machen. Erzähl uns von deinen beruflichen Anfängen.
Isabelle Gardt: Dass meine Studienkombination aus Tech und Medien derartig gut zu meinem späteren Job passt, hätte ich mir damals nicht träumen lassen. Aktuell konzentriere ich mich als Head of Marketing vor allem auf unseren strategischen Markenaufbau. Zuvor habe ich aber lange Zeit zusätzlich das Tech-Team bei OMR geleitet.
An der HMS habe ich Philipp Westermeyer kennengelernt und 2014 als Werkstudentin bei seiner Firma Metrigo angefangen. Das war seine zweite Gründung, die dritte war OMR. Damals habe ich schon beim OMR-Festival mitgearbeitet und bei der Organisation im König der Löwen Theater unterstützt. Meine Aufgaben umfassten viele kleine, aber wichtige Dinge, zum Beispiel das Pflegen der Warteliste in Excel. Das war 2015.
ADZINE: Zwei Mal fand die OMR im König-der-Löwen-Zelt statt. Damals war es noch ein reines B2B-Event. Du hast das Unternehmen danach verlassen. Was hat dich bewogen, zurückzukehren?
Gardt: Mir war das Unternehmen zu dem Zeitpunkt einfach noch zu klein, außerdem habe ich noch keinen Platz für mich gesehen, wo ich mich weiterentwickeln konnte. Es war gut, zwei Jahre Erfahrung in einem anderen Unternehmen zu sammeln. 2017 bin ich wieder zu OMR gegangen, in Vollzeit. Ich habe angefangen, das Marketing-Team und das Tech-Team aufzubauen.
Auch heute liegt unser Fokus beim Festival vor allem auf B2B. Auch wenn wir es Festival nennen, es gutes Essen und Livekonzerte gibt, veranstalten wir eine Fachmesse für die Digital- und Marketingbranche. Unserer Speaker:innen reden über Business, unsere Aussteller treffen ihre Kunden und unsere Besuchenden nehmen Wissen und Inspiration für das eigene Unternehmen oder die eigene berufliche Karriere mit. Wir sind davon überzeugt, dass man all das in einer lockeren Atmosphäre viel besser machen kann. Das ist die Kernidee des OMR-Festivals.
ADZINE: Du hast zusätzlich die Initiative OMR 5050 ins Leben gerufen, die sich für Gleichberechtigung in der Arbeitswelt einsetzt. Was hat dich dazu motiviert, gerade im Jahr 2018 diesen Schritt zu gehen, und welche Rolle spielt der Internationale Frauentag dabei?
Gardt: Der internationale Frauentag ist sicherlich ein wichtiges Datum, um die Errungenschaften von Frauen zu feiern, auf bestehende Missstände aufmerksam zu machen und Personen zu erreichen, die sich sonst nicht mit dem Thema auseinandersetzen. Doch für uns bei OMR und speziell bei 5050 ist jeder Tag wichtig, um sich für Gleichberechtigung einzusetzen.
Es ist kein Geheimnis, dass vor allem die Digital- und Adtech-Branche in Deutschland immer noch männerlastig ist. Ich gründete die Initiative 2018, denn Frauen waren auf den Bühnen der Branche stark unterrepräsentiert. Unser Ziel war es, eine Plattform zu schaffen, die Frauen ebenso repräsentiert wie Männer. Ich bin stolz darauf, dass wir heute eine nahezu ausgewogene Besetzung unserer Bühnen erreicht haben. Dies umfasst nicht nur die Geschlechtergleichheit, sondern die Einbeziehung von Sprecher:innen mit verschiedenen ethnischen Hintergründen, mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen, dazu gehört auch das Alter.
ADZINE: Ist damit das Ende der Fahnenstange in puncto Gleichberechtigung erreicht?
Gardt: Natürlich haben wir längst nicht alles erreicht. Wir arbeiten weiterhin daran, auch andere Diversitätsdimensionen abzubilden. Einerseits auf der 5050 Stage auf dem OMR-Festival. In diesem Jahr sprechen bei uns wieder viele spannende Persönlichkeiten. Um nur einige zu nennen: CTO und Vorstandsmitglied bei Fiege Kenza Ait Si Abbou zu KI, HR- und New Leadership-Expertin Laura Bornmann zum Generationswandel oder Kristine Zeller zum Thema Longevity. Unsere Arbeit findet aber das ganze Jahr über statt, mit Events, Studien und unserem Podcast.
ADZINE: Du bist 2022 Mutter geworden. Wie hast du die Elternzeit mit deinem Mann geregelt? Wie habt ihr euch abgestimmt? Wie schafft ihr die Balance?
Gardt: Ich habe sechs Monate Elternzeit genommen, mein Mann acht Monate. Es war für uns relativ einfach, die Arbeitszeiten abzustimmen, da wir beide bei OMR arbeiten und wir unsere Arbeit recht flexibel einteilen können, das erleichtert es natürlich.
ADZINE: Ihr arbeitet beide in Vollzeit?
Gardt: Ja, 40 Stunden. Vor dem OMR-Festival sind es natürlich mehr Stunden, aber wir kriegen das hin. Unser Kind ist mittlerweile im Kindergarten. Entweder bringt mein Mann unseren Sohn hin und ich hole ihn ab oder umgekehrt. Wir haben bislang noch keine wirklichen Schwierigkeiten gehabt, das ist nicht nur einer guten Absprache und flexiblen beruflichen Rahmenbedingungen gezollt, das ist auch Glück. Dieser privilegierten Ausgangslage sind wir uns bewusst.
ADZINE: Mit der Verlegung des OMR-Festivals in die Messehallen im Jahr 2016 habt ihr einen großen Sprung gemacht. Ashton Kutcher, Quentin Tarantino und Serena Williams waren bereits zu Gast, und dieses Jahr ist Kim Kardashian der Stargast. Neben US-Prominenz sind natürlich auch Branchenexpert:innen und Köpfe aus der Wirtschaft dabei. Wie gelingt euch das?
Gardt: Das benötigt natürlich viel Vorarbeit, eigentlich jahrelang. Ein wesentlicher Teil beruht auf hartnäckiger Netzwerkarbeit, und da sind Philipp und unsere Kolleg:innen aus der Redaktion natürlich an erster Stelle zu nennen. Es geht dabei nicht nur um das Networking selbst, sondern auch darum, eine Atmosphäre zu schaffen, die Speaker:innen aus der ganzen Welt anzieht. Wir legen natürlich großen Wert darauf, die Themen, Unternehmen und Personen zu präsentieren, die aktuell und von hoher Relevanz in der Branche sind.
ADZINE: Letzte Frage, liebe Isabelle, wie siehst du die Zukunft von physischen Events?
Gardt: Ich bin überzeugt, dass physische Events auch weiterhin eine zentrale Rolle spielen werden, egal, ob Großveranstaltungen oder kleinere Events. Die persönliche Interaktion, die hier stattfindet, ist durch digitale Formate nicht zu ersetzen. Besonders nach der Pandemie haben wir gemerkt, wie sehr der persönliche Austausch geschätzt wird. Und dabei bleibt es nicht, ich glaube gar, dass Events zunehmen werden, auf jeden Fall in unserer Branche.
ADZINE: Liebe Isabelle, wir danken dir für das Gespräch und sehen uns auf dem OMR-Festival am 7. und 8. Mai in Hamburg. Vorab schon mal viel Erfolg!
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