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STUDIEN & ANALYSEN

Internet-TV wächst, während Kabelempfang an Relevanz verliert

8. April 2024 (jh)
Bild: Fran Jacquier - Unsplash

Die Fernsehgewohnheiten der deutschen Bevölkerung hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Während früher nur auf lineare Inhalte zurückgegriffen werden konnte und Shows wie “Wetten, dass..?” die ganze Familie vor den Fernseher lockte, ist das Angebot heute so groß wie nie zuvor. Vor allem das Verschmelzen mit der digitalen Welt trägt zu dieser Veränderung bei und führt auch dazu, dass immer mehr Verbraucher:innen auf das Internet für ihren TV-Empfang zurückgreifen, während die Nutzung des klassischen Kabelempfangs auf der Strecke bleibt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Streaming-Anbieters Zattoo.

Grundlage für die Studie war eine Online-Umfrage von Yougov, an der 1.081 Personen in Deutschland zwischen dem 15. und 22.01.2024 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 16 Jahren. Bereits seit 2015 setzt Zattoo diese Umfrage jährlich in Deutschland um.

Kabel vs. Internet

Der Trend zum Fernsehen über das Internet setzt sich auch in 2024 weiter fort. Bei der Frage, über welchen Empfangsweg die Befragten ihr Fernsehen schauen (Mehrfachantworten möglich), ist bereits bei 44 Prozent das Internet das Mittel der Wahl. Das sind noch einmal 3 Prozentpunkte mehr als 2023. Der TV-Empfang über den klassischen Kabelanschluss hingegen nimmt weiter ab. Nur rund jeder Dritte (31 Prozent) schaut darüber Fernsehen. Dies sind ganze 8 Prozentpunkte weniger als noch im Vorjahr. Auch der TV-Empfang über Satellit (32 Prozent) und DVB-T (7 Prozent) verliert in diesem Jahr jeweils 3 Prozentpunkte. Das klassische Kabelfernsehen scheint zunehmend auf das Abstellgleis zu wandern. Diese Entwicklung wird sich aufgrund des Wegfalls des sogenannten Nebenkostenprivilegs zum 1. Juli 2024 höchstwahrscheinlich verstärken. Diese Regelung sah in der Vergangenheit vor, dass die Gebühren für einen Kabelfernsehanschluss pauschal über die Mietnebenkosten abgerechnet werden können. Da dies künftig wegfällt, bleibt den Mietern die Wahl ihres Fernseh-Empfangs selbst überlassen.

“Angesichts der Möglichkeit, bei unserer Umfrage Mehrfachantworten zu geben, offenbart sich eine deutliche Verschiebung im TV-Empfangsverhalten”, kommentiert Jörg Meyer, Chief Commercial Officer bei Zattoo, die Ergebnisse. “Während klassische Empfangswege wie Kabel, Satellit und DVB-T signifikant an Zuspruch verlieren, zeigt sich ein anhaltendes Wachstum bei der Nutzung von Internet-TV. Dies unterstreicht den Trend, dass das Internet für immer mehr Menschen vom alternativen zum primären Empfangsweg für Fernsehen wird.”

TV-Nutzung im Detail

In diesem Jahr gaben 31 Prozent der Befragten an, lineares Fernsehen zu konsumieren. Damit verzeichnet das traditionelle Fernsehen einen Rückgang von 5 Prozentpunkten im Vergleich zur Vorjahresstudie. Die Nutzung von Mediatheken, Youtube und Video-on-Demand-Diensten bleibt hingegen laut Zattoo stabil. Die Tatsache, dass sich jeder Dritte (36 Prozent) bereits vorstellen kann, zukünftig lineare Themenkanäle, sogenannte FAST-Sender, zu schauen, deutet Zattoo als ein zunehmendes Interesse an alternativen, werbefinanzierten TV-Inhalten. Insgesamt nutzen rund 70 Prozent der Befragten in ihrer Fernsehzeit TV-Streaming-Angebote.

Die Nutzung erfolgt hier mittlerweile vorwiegend über den Smart-TV. Schon seit 2020 ist laut Zattoo der Smart-TV die bevorzugte Wahl beim Streamen des Fernsehprogramms. Währenddessen würden die Nutzung über Laptops oder PCs weiter stark absinken, von 38 auf 32 Prozent in diesem Jahr. Auch die Nutzung über mobile Endgeräte wie Tablets und Smartphones sinkt weiter.

Einfluss der wirtschaftlichen Lage

Die gesamtwirtschaftliche Lage hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verschlechtert. Dies wirkt sich auch auf die Privathaushalte aus, die immer häufiger den Rotstift im Konsum ansetzen. Davon ist ebenfalls das Streaming betroffen. Im vergangenen Jahr hat laut Studie fast jeder Fünfte (18 Prozent) ein Streaming-Abonnement gekündigt. Dies ist ein Anstieg von 4 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Von diesen sind rund ein Drittel (36 Prozent) zu kostengünstigeren Streaming-Diensten gewechselt, während etwa ein Viertel (24 Prozent) sich für kostenlose Optionen entschied. Das Preisbewusstsein ist also vorhanden. Die Konkurrenz im Streaming-Geschäft wird dadurch weiter befeuert.

Die Zahl der Ad Views

Die Ergebnisse der Zattoo-Studie korrespondieren mit denen einer anderen Studie, die eher die Publisher- und Werbeseite betrachtet. So hat der Video-Spezialist Freewheel in seiner neuen Studie die Nutzung und Monetarisierung werbegestützter Videoinhalte in Europa und den USA untersucht. Hierbei zeigt sich, dass im Jahresvergleich die CTV Ad Views in der zweiten Jahreshälfte 2023 in beiden Regionen erheblich zugenommen haben, insbesondere bei den europäischen Zuschauern. In Europa steigen diese um 24 Prozent, in den USA um 10 Prozent. Werbefinanziertes Streaming ist also ein starkes Wachstumsfeld. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass das Angebot an FAST-Kanälen und Live-Angeboten in beiden Regionen kontinuierlich wächst.

Takeaways

  • Der Trend zum Fernsehen über das Internet setzt sich auch in 2024 weiter fort.
  • Traditionelles Fernsehen verliert weiterhin an Bedeutung.
  • Verbraucher:innen sind durch die gesamtwirtschaftliche Lage äußerst preissensitiv gegenüber Streaming-Abos.