Obwohl es in der Gerüchteküche der Werbeindustrie brodelt, scheint Google fest entschlossen, seinen Zeitplan für das Aus der Third-Party-Cookies einzuhalten. Der Konzern bereitet die Chrome-Nutzer:innen derzeit darauf vor, dass sie in die Testgruppe für Tracking Protection, zu Deutsch “Schutz vor Tracking”, fallen könnten. Ausgewählte Browser lassen damit bereits ab Januar keine Drittanbieter-Cookies mehr zu. Die Abschaffung für alle Nutzer:innen ist für die zweite Jahreshälfte 2024 geplant.
“Bei der Einführung von Schutz vor Tracking beginnen wir mit einem kleinen Prozentsatz von Chrome-Nutzer:innen, damit Entwickler:innen testen können, ob sie für ein Web ohne Third-Party-Cookies bereit sind”, schreibt Anthony Chavez, VP von Googles Privacy Sandbox, in einem Blogpost. Ab dem vierten Januar soll der Zugriff von Websites auf Drittanbieter-Cookies für ein Prozent der globalen Nutzer:innen standardmäßig deaktiviert sein. Dabei gehe es vorrangig um den Schutz vor Cross-Site-Tracking.
Die Tester:innen werden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und bekommen in ihrem Chrome-Browser auf Android oder Desktop eine Benachrichtigung angezeigt. Eine besondere Aktion ist nicht nötig. Falls eine Seite nicht funktionieren sollte, lässt sich das Blockieren der Drittanbieter-Cookies in der Adressleiste mit einem Klick auf ein Augensymbol deaktivieren. Chrome schlägt dies proaktiv vor, wenn es Probleme registriert.
Sand im Getriebe der Privacy Sandbox?
Alternative cookielose Adtech-Lösungen für das Targeting und die Messung digitaler Werbemaßnahmen sammelt Google in der sogenannten Privacy Sandbox. Hier tüftelt der Konzern seit Jahren mithilfe der Werbeindustrie an tragfähigen Tools für Advertiser und veröffentlicht regelmäßig Testergebnisse. Ende 2024 sollen diese Werkzeuge die Third-Party-Cookies obsolet machen.
Googles Zeitplan scheint noch nicht in Stein gemeißelt. Insbesondere der Business Insider hatte kürzlich anonyme “Industrieexperten” zitiert, die infrage stellten, dass der Konzern bis Ende 2024 fertig wird. Die Begründung dafür sehen sie vor allem darin, dass die Wettbewerbsbehörde, die Competition and Markets Authority (CMA), die Privacy Sandbox dahingehend abnicken muss, dass sie Google keine Wettbewerbsvorteile beschert. Das könnte zu Verzögerungen führen und letztlich die Deaktivierung der Cookies in die Hauptwerbesaison am Jahresende verlagern – ein Szenario, das Google zum Wohle der Advertiser vermeiden möchte.
Öffentlich hatte sich unter anderem Achim Schlosser, CTO der NetID und Mitglied beim W3C, zu Wort gemeldet. Seiner Meinung nach sind zwei Szenarien denkbar: “Es gibt also zwei Möglichkeiten, wie die Dinge weitergehen können: Google schafft es, bis vor der Ferien-Werbesaison, was jetzt schon extrem knapp ist, Third-Party-Cookies zu deaktivieren, was bis in den Spätsommer unklar bleiben wird, oder die Deaktivierung wird in Q1 2025 stattfinden, was ich für wahrscheinlicher halte.”
Googles Chavez nimmt in der aktuellen Ankündigung in einem Nebensatz darauf Bezug: “Dies ist ein wichtiger Meilenstein in unserer Privacy-Sandbox-Initiative, die vorsieht, Cookies von Drittanbietern in der zweiten Jahreshälfte 2024 für alle Nutzer:innen abzuschaffen; vorausgesetzt, mögliche verbleibende Bedenken der britischen Wettbewerbsbehörde (Competition and Markets Authority) sind bis dahin ausgeräumt.”
Anonyme Quellen im Business Insider behaupten darüber hinaus, dass die Alternativen aus der Privacy Sandbox noch lange nicht fertig seien und die Dokumentation chaotisch sei. Bis die nächsten offiziellen Ergebnisse der Tests folgen, lässt sich darüber jedoch kein seriöses Urteil fällen. Einer der Tester der ersten Stunde ist das Adtech-Unternehmen Criteo, das Aufklärung versprochen hat.
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