Amazon informiert seine Kunden derzeit per E-Mail darüber, dass der eigene Adserver Ende 2024 eingestellt wird. Dahinter steckt die Technologie, die der Konzern 2019 von Sizmek übernommen hatte, als das Adtech-Unternehmen in die Insolvenz stürzte. Das Angebot wurde vonseiten der Werbetreibenden anscheinend doch nicht so gut angenommen wie erwartet. Dabei hatte Amazon seinen Adserver erst vor kurzem aufgebohrt und frisch gebrandet vorgestellt.
Die “Sizmek Ad Suite” lief seit 2019 zunächst eigenständig unter der Amazon-Flagge weiter und wurde der Werbewelt hierzulande im Sommer als “Amazon-Anzeigenserver” im frischen Gewand präsentiert. Verzahnt mit anderen Amazon-Technologien hoffte der Konzern den Werbetreibenden damit ein attraktives Werkzeug an die Hand zu geben, um Werbemittel für Amazon-Zielgruppen seitenübergreifend über mehrere Demand-Side-Plattformen (DSP) auszuliefern und dabei nahtlos zu messen. Mit der Suite lassen sich darüber hinaus Creatives erstellen und bei der Auslieferung in Echtzeit anpassen – Stichwort Dynamic Creative Optimization (DCO).
Doch im vierten Quartal 2024 soll Schluss sein. Mit der Zeitleiste möchte Amazon den Adserver-Nutzenden sowie den darin involvierten Mitarbeitenden Zeit geben, sich auf einen Wechsel vorzubereiten – ob Software oder Job. Warum genau diese Entscheidung gefallen ist, bleibt im Nebel. Vonseiten Amazon kommt nur ein vages Statement: “Bei Amazon bewerten wir immer das Potenzial unserer Produkte und Dienstleistungen, um unseren Kunden einen Mehrwert zu bieten, und wir nehmen auf der Grundlage dieser Bewertungen regelmäßig Anpassungen vor.” Es wird gemunkelt, dass man sein Geschäft angesichts der Herausforderungen, die im kommenden Jahr in Sachen Cookieless und Datenschutz warten, auf Kurs bringen möchte.
Amazons DSP-Geschäft läuft weiter, Inhouse-Adserver ebenfalls
Das DSP-Business bleibt von dieser Entscheidung unberührt. Die Amazon DSP wird also wie gewohnt weiterlaufen. Das Adserving-Geschäft rund um gesponserte Anzeigen und Retargeting auf der eigenen Präsenz wird ohnehin inhouse abgewickelt. Viele DSPs beinhalten mittlerweile eine Adserving-Funktionalität und ebenso häufig bieten Adserver heute DSP-Funktionalitäten an. Adform ist beispielsweise als Adserver gestartet und deckt mit seinem Angebot inzwischen den kompletten Adtech-Stack ab. Es bleibt abzuwarten, inwiefern Adform oder andere Player wie Equativ oder Flashtalking die Kunden von Amazons Adserver auffangen können – oder ob die Kundschaft beim nächsten Giganten landet: Google.
Sizmeks Wurzeln bis in die 90er
Die Wurzeln vom Amazon-Anzeigenserver reichen mit Sizmek bis in die späten Neunziger zurück. 1999 gründeten vier Unternehmer, unter anderem der spätere CEO Gal Trifon, den Rich-Media-Adserver Eyeblaster in Israel. Nach einem Umzug nach New York wurde Eyeblaster 2010 in Mediamind umbenannt. Das texanische DG (Digital Generation) kaufte ein Jahr später Mediamind, das mittlerweile hinter Google den zweitgrößten Adserver betrieb, und trat ab 2014 unter der Marke Sizmek auf. Es folgten die Übernahme durch das Private-Equity-Unternehmen Vector Capital und diverse M&A-Deals, die unter anderem den Zukauf von Rocket Fuel umfassten. So baute Sizmek sein Angebot sukzessive zur Full-Stack-Advertising-Lösung aus. Der Plan ging schief – 2019 musste Sizmek dann Insolvenz anmelden. Die DSP und DMP gingen an Zeta Global, der Adserver (mit dem alles begann) und die DCO-Technologie an Amazon.
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