FAST-Channels (Free Ad-Supported Streaming TV) sind im Kommen. Die Anzahl der Akteure in diesem noch jungen Markt wächst stetig – seien es neue FAST-Anbieter oder Werbetreibende, die FAST als Marketinginstrument erkannt haben. Dieses werbefinanzierte Free-TV hat seinen Gipfel noch nicht erreicht: Status quo, Prognose und Gründe hierfür.
Betrachten wir den Status quo aus unserem „Samsung-Universum“ heraus, so lässt sich festhalten, dass innerhalb des Jahres 2022 die Zahl der TV-User:innen, die FAST-Services in Deutschland benutzen, um 26 Prozent gestiegen ist. Die Nutzungsdauer ist gleichzeitig um 27 Prozent angewachsen. Auch Statista geht von einem Anstieg der Nutzer:innen-Zahl in Deutschland aus: Diese soll in diesem Jahr 16,5 Millionen betragen und 2024 schon 18,3 Millionen. Immer mehr Zuschauer:innen steigen auf FAST-Services um – ein Trend, der sich dieses Jahr fortsetzt.
Gründe: Inflation, hohe Preise bei Netflix und Co. sowie die große Anzahl von SVOD-Anbietern
Die Basis dieser Annahme liefern uns die Ergebnisse einer Studie, die wir gemeinsam mit der GroupM durchgeführt haben: Es wurde festgestellt, dass 18 Prozent der deutschen Smart-TV-Nutzer:innen ihre Ausgaben für Streaming-Abos reduzieren wollten – aus Kostengründen. Die weiterhin hohe Inflation und steigende Abo-Preise fordern ihren Tribut.
Auch die große Anzahl von SVOD-Anbietern stellt einen potenziellen Grund für die Kündigung von Streaming-Abos dar. Die Zeit, in der Netflix mit Eigenproduktionen und Filmen beziehungsweise Serien anderer Studios beinahe Monopolstellung besessen hat, ist vorbei. Nachdem Disney+ auf den Markt gekommen war, verschwanden Disney-Inhalte von Netflix. Amazon übernahm 2022 die MGM-Studios. Paramount+ startete im Dezember des letzten Jahres in Deutschland. Falls Verbraucher:innen die Produktionen aller renommierten Studios jederzeit streamen möchten, müssten sie eine entsprechend hohe Anzahl von Streaming-Abos abschließen – eine Kostenfrage, bei der die Nutzer:innen zunehmend abwinken.
FAST-Kanäle: traditionelles Fernseherlebnis mit qualitativ vielfältigen Inhalten
Auf der Suche nach kostenfreien SVOD-Alternativen, die gleichzeitig hochwertigen Content liefern, springen FAST-Kanäle TV-Nutzer:innen ins Auge. Das Seherlebnis ist einfach und unkompliziert. Es bietet eine ähnliche Lean-Back-Situation, wie es TV-Nutzer:innen aus dem linearen Fernsehen kennen. Qualitativ vielfältige Inhalte sind auf FAST-Kanälen genauso vorhanden, wie bei SVOD-Diensten: Thriller, Sport, Anime, Dokus, Comedy oder News – sind nur einige Genres, die es auch im FAST-Umfeld gibt. Selbst Nischenthemen haben in FAST-Kanälen einen angestammten und beliebten Platz. Große Mediennamen launchen inzwischen Contentpartnerschaften mit FAST-Anbietern. Und selbst Sport-Großevents wie zuletzt der UEFA Supercup waren dieses Jahr in FAST-Services verfügbar.
Die Qualität von FAST-Inhalten hat in den letzten beiden Jahren einen Riesensprung gemacht, was sicher auch ein Hauptgrund dafür ist, dass die Services immer beliebter werden – auch für Werbetreibende, die auf FAST-Kanälen ihre Ads mit relevanten und personalisierten Inhalten in kurzen Werbeintervallen schalten können: 2021 betrug der Umsatz im FAST-Bereich in Deutschland noch 19,01 Millionen Euro. 2022 lagen die Erlöse bei mehr als dem Doppelten (39,18 Millionen Euro).
Werbung auf FAST-Kanälen wird positiver als im linearen TV wahrgenommen
Zuschauer:innen stehen dem Werteaustausch „Gratis-Content gegen Werbung“ offen gegenüber – insbesondere auf FAST-Kanälen: Weltweit empfinden Nutzer:innen dortige Werbung als kürzer und damit weniger störend als Werbeblöcke im linearen Fernsehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die auf Interessen und Gewohnheiten basierenden Spots angeschaut werden, erhöht sich dadurch deutlich: 74 Prozent der in unserer Studie befragten Deutschen sind der Meinung, dass lineare Werbung verglichen mit Werbung auf FAST-Programmen zu lang sei. In kostenlosen Umfeldern werden mehrheitlich (72 Prozent) bis zu zwei Spots pro Werbeblock akzeptiert. Man kann auch sagen: Marken mit Streaming-Werbung liegen in Verbraucher:innen-Wahrnehmung vorn.
Zu große Fragmentierung durch zu viele FAST-Anbieter?
„Zu viele Köche verderben den Brei.“ Stimmt das auch im FAST-Markt? Dort gilt zunächst, wie in jedem anderen Markt: je größer die Auswahlmöglichkeiten, desto besser für Verbraucher:innen. Es existieren außerdem technische Lösungen für Smart-TV-Nutzer:innen – zum Beispiel Empfehlungen auf dem First Screen von TV-Geräten. Diese unterstützen Zuschauer:innen bei der Auswahl ihrer Medien-Inhalte. Diese Empfehlungen werden immer stärker genutzt. Eine zu große Fragmentierung stellt also kein Problem für Verbraucher:innen dar, solange nicht nur einzelne Apps, sondern die TV-Plattform insgesamt direkt im Startmenü relevante Inhalte vorschlägt und die Auswahl erleichtert.
Aufgrund der oben genannten Punkte sind wir überzeugt: Die allgemeine FAST-Nutzungszeit wird genauso wie die Anzahl der Nutzer:innen weiterhin wachsen. Dies unterstreicht auch ein Bericht von Digital TV Research: Die weltweiten FAST-Einnahmen für Fernsehserien und -filme werden im Jahr 2028 18 Milliarden US-Dollar betragen – eine Verdreifachung gegenüber sechs Milliarden US-Dollar im Jahr 2022. Ein zunehmender Teil dieses Betrages werde aufgrund von Werbeinvestitionen aus Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum stammen, so die Autor:innen des Berichts. Statista prognostiziert, dass Deutschland in diesem Jahr unter den Top 5 der umsatzstärksten Länder liegen werde – mit 56,60 Millionen Euro. Bei FAST-Kanälen ist also noch Luft nach oben.
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