Das digitale Business krankt. Es krankt an dem, was es am meisten ausmacht: Daten. Wie in der realen Welt herrscht auch in der digitalen Welt Rohstoffmangel. In diesem Fall an qualitativ hochwertigen, datenschutzkonform nutzbaren Daten als Grundlage für zielwirksame Unternehmensentscheidungen. Die Folgen des Rohstoffmangels sind in der einen wie der anderen Welt fatal und laufen am Ende auf dasselbe hinaus: den Verlust von Wettbewerbsfähigkeit und schlimmstenfalls das Ende von Unternehmen.
Die Ursachen für den Verlust an Daten- und Businessintelligenz im Digitalen sind vielfältig – und wie in der realen Welt spielen auch hier Probleme in der Lieferkette eine schwerwiegende Rolle. Sie reichen von opportunistischen Gatekeeper-Eingriffen wie Trackingpräventionen und dem erzwungenen Ende des Third-Party-Cookies über Adblocking bis zu technischen Hindernissen wie Identifier-Fragmentierung und Tracking-Tools, die Rohdaten direkt abziehen und dem datenerhebenden Unternehmen Informationen nur noch in aggregierter und damit weniger aussagefähiger Form wieder zur Verfügung stellen. Hinzu kommen immer restriktivere datenschutzrechtliche Anforderungen mit Blick auf personenbezogene Daten, die Folge eines stetig gewachsenen Vertrauensproblems und der in der Vergangenheit vielfach enttäuschten Erwartung der Nutzer:innen sind, dass mit Daten sorgsam und nicht den Interessen der Datengeber:innen zuwiderlaufend umgegangen wird.
No (more) Customer View
Die Folge: Customer Journeys werden nicht mehr korrekt erfasst und abgebildet und weisen zudem immer größere Lücken auf. Wiederkehrende Website-Nutzer werden nicht mehr als solche wiedererkannt und fälschlicherweise als neue Nutzer gezählt. Eine Vielzahl weiterer Verhaltensdaten sind nicht mehr aussagekräftig. Kurzum: Der Umfang und die Qualität erfassbarer First-Party-Daten nehmen massiv ab. Unsere aktuellen Auswertungen zeigen, dass die Daten in Analysesystemen derzeit durchschnittlich zu ca. 55 Prozent falsch sind.
Das führt zu gravierenden Defiziten beim ganzheitlichen Blick auf den Kunden (Single Customer View) – man könnte auch sagen: No (more) Customer View.
In ausreichendem Maße vorhandene, qualitativ hochwertige First-Party-Daten sind aber unverzichtbar – sie sind die Grundlage für richtige Unternehmensentscheidungen und effektive und effiziente Umsetzungsmaßnahmen, vor allem im Marketing.
Datenqualität und Datenschutzkonformität sind damit längst zu erfolgskritischen Faktoren geworden. Sie rücken das Thema Datenerfassung in den Fokus der Problemlösung – und eine neue technische Plattformgattung in die Logik und Systematik der Datenwertschöpfungskette: Data Capture Platforms (DCP).
DCPs: Datenerfassung, Datenanreicherung und Datenschutz aus einer Plattform
DCPs sind die logische Weiterentwicklung herkömmlicher Tracking-Lösungen, die in Anbetracht der aufgezeigten Restriktionen mit dem reinen Erfassen von Daten den Anforderungen eines erfolgreichen Data Driven Business nicht mehr gerecht werden können.
DCPs leisten Datenerfassung, Datenanreicherung und Datenschutz – aus einer Hand und auf einer Plattform. Sie stellen eine jederzeit datenschutzkonforme Erhebung, Verarbeitung und Bereitstellung Daten in weiterführenden Martech- und Adtech-Systemen sicher.
Den Kern von state-of-the-art DCPs bildet Server-Side-Tracking. Die Server-Side-Technologie schirmt dabei nicht nur die Datenerfassung gegen externe und mit Datenverlusten behaftete Eingriffe wie Trackingpräventionen und Adblocker ab und verbessert damit erheblich die Datenqualität. Sie sichert dem Website-Betreiber auch zu jeder Zeit die uneingeschränkte Kontrolle über seine proprietären First-Party-Daten. Damit befähigt sie ihn überhaupt erst, mit Blick auf personenbezogene Daten datenschutzkonform agieren zu können. So kann der Website-Betreiber nicht nur völlig autonom entscheiden, wem er welche seiner First-Party-Daten zur Verfügung stellt, sondern durch eine direkte Pseudonymisierung am Datenursprung sicherstellen, dass personenbezogene Daten datenschutzkonform weitergeleitet und -verarbeitet werden können. Ein Aspekt, der insbesondere bei der Nutzung nicht-europäischer Marketing- und Werbetechnologie und beim Transfer von Daten aus dem europäischen Datenschutzraum heraus von zentraler (haftungs-)rechtlicher Relevanz ist.
Über Websites erfasste First-Party-Daten plattformimmanent in Echtzeit mit weiteren Informationen aus anderen digitalen Quellen (z.B. Plug-ins, Apps etc.) anreichern zu können, stellt einen der wesentlichen Mehrwerte von DCPs dar. Auch hier sorgt die Server-Side-Technologie für einen rechtskonformen Prozess bei der Optimierung der Datenqualität.
Der größte Vorteil von DCPs liegt indes in ihrer Systemagnostik und hohen Konnektivität. Neutrale und unabhängige DCPs bieten eine Vielzahl an offenen Schnittstellen und können die erfassten und angereicherten Daten in Echtzeit datenschutzkonform an eine Vielzahl von Zielsystemen weiterleiten. Damit sichern sie Unternehmen maximale Flexibilität bei der Wahl ihrer Technologieumgebung und verhindern unliebsame Lock-in-Effekte.
Doing the right thing at the right time and place
Ihren nativen Platz haben DCPs am Startpunkt des Datenwertschöpfungsprozesses. In der Regel sind sie im Tech-Stack vor Data-Storage-, Reporting - und Activation-Lösungen angesiedelt.
DCPs grenzen sich dabei klar von den anderen mit dem Verarbeiten von Daten befassten Plattformen in der Wertschöpfungskette ab. So können DCPs eine Consent-Management-Funktionalität bieten, müssen dies aber nicht. Entscheidend ist, dass sie den Consent verarbeiten und mit allen gängigen Consent-Management-Lösungen plug & play integriert werden können. Anders als Data-Management-Plattformen (DMPs) bzw. Customer-Data-Plattformen (CDPs) speichern DCPs Daten nicht dauerhaft und verwalten, segmentieren und aktivieren sie auch nicht, sondern leiten sie an selbige weiter. DCPs sind keine Data Clean Rooms, in denen Marktteilnehmer ihre Daten mit den Daten anderer abgleichen und anreichern können. Und DCPs bieten auch keine Visualisierungen und Datenaggregationen, wie dies Analytics- und Reporting-Tools tun.
Aber: Der Einsatz einer DCP ist die Voraussetzung dafür, dass die am Front-End der Datenwertschöpfungskette angeschlossenen Martech- und Adtech-Systeme auf der Grundlage hochwertiger First-Party-Daten effektiv und effizient arbeiten können. Mit ihrem Out-of-the-Box-Ansatz sichern DCPs bestehende Marketing-Stacks und die Investitionen in sie nachhaltig ab und tragen vom Start weg zu einer Steigerung der Datenwertschöpfung bei.
Tech Finder Unternehmen im Artikel
EVENT-TIPP ADZINE Live - ADZINE CONNECT Video Advertising (fka PLAY Video Advertising Summit) 2024 am 21. November 2024
ADZINE CONNECT Video Advertising (ehemals PLAY Video Advertising Summit) ist die hochkarätige Fachkonferenz für Videowerbung, Technologie, Daten, Kreation und Medien, auf der sich Marketing-Entscheider:innen, digitale Medien und Branchenexpert:innen connecten. (Seit 2016) Jetzt anmelden!
Konferenz
Digital Events
Whitepaper
Das könnte Sie interessieren
-
DATA Always-on Measurement – Kontinuierlich statt punktuell messen
-
ONLINE VERMARKTUNG Das „Pay or Consent“-Modell wird zum Spielball der europäischen Datenschützer
-
MEDIA KI in der Mediaplanung: Von komplexen Daten zu autonomen Systemen
-
CONNECT Bewegtbildwährung – Money for nothing and the JICs for free?