Yahoo schmilzt Adtech ein und zieht seine Werbetechnologie aus Deutschland ab
30. März 2023 (apr)Der Internetpionier Yahoo verabschiedet sich von großen Teilen seiner Werbetechnologie und stellt sein Adtech-Business in Deutschland komplett ein. Das Medien- und Technologieunternehmen fokussiert sich künftig ausnahmslos auf sein Demand-Side-Angebot, das selbst europaweit anscheinend nur noch auf Sparflamme kochen wird. Spezielle Sales-Teams für Werbeanzeigen sollen in “strategischen Kernmärkten” neu aufgebaut werden.
Bereits im Februar wurde bekannt, dass Yahoo seine Adtech-Sparte umbauen würde. Wie sehr, wird jetzt erst deutlich. Der Konzern hatte über die vergangenen Jahre einen “Unified Stack” angeboten, der aus Demand-Side-Plattform (DSP), Supply-Side-Plattform (SSP) sowie Native-Plattformen bestand. Ein Unternehmenssprecher gab nun zu: “Trotz jahrelanger Bemühungen und Investitionen war diese Strategie nicht profitabel und konnte unseren hohen Ansprüchen an den gesamten Stack nicht gerecht werden.”
Ade SSP, Native geht an Taboola
Dem trägt Yahoo nun Rechnung, löst seine SSP auf und lagert die Native-Bestrebungen komplett an Taboola aus, nachdem das Interneturgestein Ende 2022 im Rahmen einer 30-jährigen Partnerschaft 25 Prozent des börsennotierten Unternehmens erworben hatte. Zu dem Zeitpunkt stand bereits fest, dass Taboola exklusiver Native-Advertising-Vermarkter auf allen digitalen Angeboten von Yahoo werden wird.
Der Fokus liege in Zukunft auf der DSP, man wolle nur noch in die neue Abteilung Yahoo Advertising investieren und globale Top-Kunden priorisieren. Die Ad-Sales-Teams für eigene und verwaltete Angebote sollen punktuell wieder aufgebaut werden. In Deutschland ist das offenbar nicht der Fall. “Wir möchten uns bei allen unseren Kunden bedanken, die über die Jahre mit uns in Deutschland zusammengearbeitet haben. Solche Entscheidungen sind nie leicht, aber wir glauben, dass diese Veränderungen unser globales Werbegeschäft langfristig vereinfachen und stärken werden”, heißt es vonseiten des Unternehmens. Auf die Verbraucher habe diese Entscheidung jedoch keine Auswirkungen. Produkte wie Yahoo News, Mail oder Search bleiben also weiterhin in Deutschland verfügbar.
Mit dem Rückzug aus dem hiesigen Markt müssen leider auch die lokalen Adtech-Teams weichen. Insidern zufolge arbeitet schon jetzt niemand mehr in der Werbetechnologie-Sparte für Yahoo Deutschland. Das Gesicht von der Marke in Deutschland war bislang Maximilian Weigel, der seit 2019 als Manging Director die Geschäfte leitete. Der Adtech-Experte war seit 2012 beim Konzern an Bord und hat schon diverse Reorganisationen mitgemacht. Die Marke wechselte seit ihrer Gründung 1994 nach mehreren Übernahmen und Umstrukturierungen von Yahoo zu Oath, wurde dann überführt in Verizon Media und heißt bis heute schließlich wieder Yahoo. Der Konzern beschäftigte 2022 weltweit circa 9.000 Mitarbeiter – im Februar hieß es, dass 20 Prozent davon im Rahmen der Umstrukturierung gehen müssen.
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