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Wie sich Publisher die kaufmännische Abwicklung einfacher machen

Anton Priebe, 7. März 2023
Bild: Ben Wicks – Unsplash

Das digitale Werbeökosystem wächst kontinuierlich und wird damit zunehmend unübersichtlich für die einzelnen Marktteilnehmer. Publisher stehen heute vor der Herausforderung, eine immer komplexere Werbevermarktung abzuwickeln, während sie gleichzeitig die hohen Erwartungen ihrer Kunden erfüllen müssen. Automatisierung soll ihnen dabei helfen, Prozesse zu optimieren und zu beschleunigen. In diesem Sinne vereinfachen Order-Management-Systeme (OMS) die Verwaltung und Abwicklung von Kampagnen. Alban Grossenbacher, Gründer und CEO von Gotom, veranschaulicht im Interview, wie die Systeme im Detail funktionieren.

Bild: Gotom Alban Grossenbacher, Gotom

ADZINE: Hi Alban, inwiefern unterstützen Order-Management-Systeme Publisher bei der Arbeit?

Alban Grossenbacher: OMS ermöglichen es, Aufträge einfach zu erfassen, zu verwalten und zu überwachen. Sie bieten eine zentrale Plattform für die Zusammenarbeit zwischen Verkäufern, Innendienst und AdOps. Über das System werden Kampagnen an den Adserver oder die SSP gepusht, Screenshots, Reportings und Rechnungen an die Kunden versendet oder die Umsätzevon programmatischen Kampagnen synchronisiert.

ADZINE: Wo kommt hier der rein kaufmännische Aspekt ins Spiel?

Grossenbacher: OMS sind nicht nur für die Abwicklung von I/O und programmatischen Deals relevant, sondern unterstützen auch bei der Fakturierung und dem Clearing der Umsätze. Gerade bei Vermarktern ein hochkomplexes Thema.

ADZINE: Magst du ein Beispiel dafür geben?

Grossenbacher: Bei Vermarktern mit Mandantengeschäft muss der Werbeerlös unter Einbehalt der definierten Vermarkterkommission an die Publisher gutgeschrieben werden. Das klingt erstmal einfach, aber in der Regel wird es unter Berücksichtigung der Vertragsstrukturen, zum Beispiel mit Blick auf Rabatte, Mindest-TKP oder Umsatzgarantien, und den dazugehörigen Erlösen aus I/O und Programmatic zu einer hochkomplexen Angelegenheit.

Neben der Berechnung der Gutschrift muss der Umsatz an ein ERP – oft SAP oder Datev – übermittelt und dort verbucht werden. Das OMS übernimmt in diesem Kontext die automatisierte Verbuchung der Erlöse.

ADZINE: Wie sind OMS mit den bestehenden Systemen der Publisher vernetzt und welche Daten brauchen sie?

Grossenbacher: Sie integrieren mit den Adservern, SSPs sowie weiteren zentralen Business-Systemen wie dem ERP, CRM und BI. Bei großen Medienunternehmen bezieht das OMS von einem zentralen CRM die Kundendaten und ergänzt sie in der Regel mit den Mediakonditionen wie zum Beispiel Agenturprovisionen oder Konzernabschlussrabatten. Es ist zudem darauf spezialisiert, komplexe Produkt- und Preislogiken abbilden zu können. Die Produktstruktur ist dann wiederum mit den Umsystemen verknüpft und es werden im Tagesgeschäft Auftrags-, Liefer-, sowie Umsatzdaten in Echtzeit zwischen den Systemen transferiert. Im OMS laufen somit alle relevanten Geschäftsdaten zusammen und werden harmonisiert gespeichert.

ADZINE: Können Publisher so ein System nicht selbst aufsetzen?

Grossenbacher: In Deutschland setzen größere Vermarkter des Öfteren tatsächlich auf Eigenentwicklungen oder die spezifische Erweiterung, also Customizing, einer bestehenden ERP-Software-Lösung. Das ist aber ein teures sowie ressourcenintensives Unterfangen, zu dem kleinere Publisher und Vermarkter in der Regel nicht in der Lage sind. Wir haben uns mit unserer standardisierten Software daher genau in dieser Nische spezialisiert und bieten sie in einem klassischen SaaS-Modell sowohl großen als auch kleinen Vermarktern an.

ADZINE: Wer nutzt euer System in Deutschland?

Grossenbacher: Zu den deutschen Kunden, die seit neustem auf die Dienste der Software setzen, gehören unter anderen Visoon, der Olympia-Verlag inklusive dessen Vermarkter Quarter Media, das Redaktionsnetzwerk Deutschland (Anm. d. Red.: Teil der Madsack Mediengruppe), KStA Medien (Anm. d. Red.: DuMont Verlagsgruppe), Smartstream.tv oder Targetvideo.

ADZINE: Welche weiteren Aspekte aus dem kaufmännischen Bereich wollt ihr künftig vereinfachen? Wo drückt noch immer der Schuh?

Grossenbacher: Wir sehen insbesondere viel Potenzial im Bereich der Kollaboration zwischen Vermarktern und der Einkaufsseite. Nicht nur bei klassischen Direktbuchungen, sondern auch in der programmatischen Vermarktung bei der Verwaltung von Private Marketplaces. Das Buchen von Aufträgen oder Aufsetzen von Deals sowie das Übermitteln von Reportingdaten oder Rechnungen kann weiter automatisiert werden. Da setzen wir an.

ADZINE: Danke für das Interview, Alban!

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