News auf dem Sperrbildschirm entpuppen sich als lukratives Geschäftsmodell
19. September 2022 (apr)Der Native-Advertising-Anbieter Taboola hat sich ein neues Geschäftsfeld aufgebaut. Als selbsternannte “Discovery-Plattform” ist der Werbetechnologieanbieter vor allem für seinen Feed bekannt, der unter Artikeln von Publishern erscheint. Doch mit Taboola News ist das ursprünglich israelische Unternehmen auf Systemebene in die Smartphones vorgedrungen. Heute sind die kuratierten Nachrichten nicht auf dem sogenannten “Minus-One-Screen” wie Google Discover & Co. zu finden, sondern neuerdings auch auf dem Sperrbildschirm als Hintergrundbild. Dieses Konzept scheint aufzugehen: Der Umsatz mit Taboola News soll dieses Jahr auf 50 Millionen US-Dollar anwachsen.
Taboola News liefert personalisierte Inhalte aus dem globalen Publisher-Netzwerk der Plattform aus. So schafft es neue Touchpoints mit den Usern, um Engagement und Umsatz für Mobilfunkanbieter, Gerätehersteller, Publisher und Marken zu generieren. Dies geschieht einerseits über die Integration einer Artikelübersicht in Smartphone-Screens und Browser, andererseits werden Push-Nachrichten mit relevanten Inhalten auf den Sperrbildschirm gesendet, solange der User die Funktion nicht deaktiviert. Seit kurzem existiert auch die Variante, dass die News direkt auf dem Sperrbildschirm als hochauflösende Wallpaper erscheinen und stetig aktualisiert werden (siehe Bild).
Hier finden die Nutzer lokale Nachrichten sowie News aus den Bereichen Sport, Unterhaltung, Politik, Gesundheit und mehr. Die Gerätehersteller können sich dafür entscheiden, Werbung einzustreuen, jedoch entscheiden sich die meisten dagegen. So erhalten die Smartphone-Besitzer Artikel – exklusiv – aus dem Taboola-Netzwerk in 25 Sprachen.
Wie werden Nachrichten-Empfehlungen auf dem Handy zu Geld?
Die Gerätehersteller und Mobilfunkanbieter lassen Taboola nicht gratis auf Betriebssystemebene. Sie verlangen einen Share, damit das Feature dorthin gelangt. Doch das News-Produkt lohnt sich trotzdem finanziell. Denn das Feature erzeugt letztlich mehr Impressions für die Publisher, bei denen Taboola wiederum mit seinem Feed unter den Artikeln verbaut ist, sodass nicht nur deren, sondern auch die eigenen Erlöse gesteigert werden. Durch die erzielten Gewinne mit den Klicks der Publisher bezahlt das Adtech-Unternehmen wiederum die Gerätehersteller.
Der Plan scheint zu funktionieren. Am Ende des Jahres soll Taboola News mit 50 Millionen US-Dollar Umsatz zu Buche schlagen. Dafür sorgen voraussichtlich mehr als eine halbe Milliarde Visits für das Open Web. Taboola will letztlich ein ebenso großer Traffic-Treiber für Publisher werden wie Social oder Search. “Die überwiegende Mehrheit der Verbraucher:innen bezieht Nachrichten über das Smartphone, und Taboola News ist jetzt ein Herzstück dieser Erfahrung“, sagt Adam Singolda, CEO und Gründer von Taboola.
Daran arbeitet er konsequent weiter. Vor knapp einem Jahr ging Taboola einen Deal mit dem Smartphone-Hersteller Xiaomi ein. Das News-Feature wird seitdem auch in Deutschland auf Xiaomi-Handys ausgespielt. Hinzugekommen sind Kooperationen mit Samsung und Oppo, der chinesischen Konzernschwester von Vivo und Mutter von Oneplus. Taboola News ist in 80 Märkten weltweit ausgerollt, hauptsächlich in der APAC- und LATAM-Region konnte sich der Dienst behaupten. Doch die Konkurrenz ist groß – Apple und Google betreiben ihre eigenen News-Dienste.
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