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Vier Prognosen für die Technologiebranche 2022

Adam Singolda, 21. Januar 2022
Bild: Taboola Adam Singolda, Taboola

Das Jahr 2020 war gekennzeichnet von Unsicherheit sowie gesellschaftlichen Herausforderungen und 2021 zeigte den Beginn eines Wandels infolge dieser tiefgreifenden Veränderungen. Durch die massive Abwanderung in die Online-Welt entstanden neue Geschäftsmöglichkeiten, digitale Werbung wurde wichtiger als je zuvor und überall erkannten Unternehmen den Wert der Vielfalt. Meiner Meinung nach werden diese Veränderungen zu folgenden Auswirkungen in diesem Jahr führen.

1. Augmented Reality wird das Metaverse der virtuellen Realität übertreffen – denn niemand will ein lebensechtes „Ready Player One“

Wir haben Mark Zuckerberg in einer virtuellen Welt spazieren gehen sehen und uns dabei alle an die filmische, nostalgiegeladene, dystopische Zukunftsvision Ready Player One erinnert – die alleine am Eröffnungswochenende in den USA 53,2 Millionen einspielte und damit die Kinoeinnahmen dominierte. Es ist ohne Frage ein sehr cooles Buch, doch es hat uns auch nachdenklich gemacht. Was könnte ein Metaverse wirklich für unsere Gesellschaft bedeuten? Ein Metaverse könnte eine Welt schaffen, in der wir noch mehr zu Hause, noch einsamer und weniger sozial sind. Wer wäre von dieser Entwicklung begeistert?

Ich bin sicher, dass es Raum für VR gibt, so wie es auch Raum für autonome Autos gibt. Aber ich glaube, dass ein AR-Metaverse in den „Augen der breiten Masse“ gegenüber einem VR-Metaverse gewinnen wird; genauso wie ich glaube, dass einzelne Drohnen, mit denen wir herumfliegen, autonomen Autos überlegen sein werden. Die AR-Technologie bietet viele der Vorteile eines VR-Metaverse, ohne dass wir unsere Welt komplett verlassen müssen.

Ob wir nun zu Hause eine Brille tragen und uns mit einer virtuellen Welt verbinden, oder ob wir draußen eine Brille tragen und uns mit einer erweiterten Welt verbinden; ob Facebook im Metaverse „gewinnt“ oder jemand anderes – das Wichtigste ist, dass wir nicht die Fehler aus der Vergangenheit wiederholen. Sollte sich Facebook/Meta durchsetzen, dann wird das Unternehmen größere Probleme lösen müssen, um nicht die gleichen Fehler zu machen, wie bei seinem Feed.

Keine Datenschutzverletzungen mehr, keine Schädigung von Publishern durch Instant-Article-Initiativen, keine Vorurteile und Moderationsprobleme mehr. Meta ist lediglich eine „ausführende Maschine“ und es besteht eine echte Chance für das Unternehmen, das Richtige zu tun.

2. Alle werden digitale Anzeigen verkaufen

2021 war ein rekordverdächtiges Jahr für die Werbung. Die weltweiten Werbeausgaben erreichten 780,59 Milliarden US-Dollar und lagen damit deutlich höher als ursprünglich erwartet. Dieses massive Wachstum entstand teilweise durch einen Rückgang der Werbeausgaben in 2020, als sich mit der Covid-Pandemie wirtschaftliche Unsicherheit verbreitete. Das Wachstum entstand aber auch durch die Freisetzung von Unternehmertum, das auf digitalen Anzeigen basierte. Durch sie konnten kleine Unternehmen ihre Produkte weltweit und kosteneffizient an die Verbraucher:innen bringen.

Soziale Netzwerke befinden sich im Umbruch und die Änderungen im Bereich des Datenschutzes sind in vollem Gange. Apples IDFA und andere Initiativen erschweren es sozialen Netzwerken, Targeting wie früher anzubieten, sodass Werbetreibende nach anderen Kanälen zur Skalierung ihrer Kampagnen suchen werden.

Meine Vorhersage ist, dass letztlich alle Unternehmen mit großer Reichweite damit beginnen werden, Anzeigen als zusätzliche Einnahmequelle zu nutzen. Ich spreche von allen – allen Streamern, allen Automobilunternehmen, telemedizinischen Angeboten, pharmazeutischen Anwendungen, Immobilien- und Finanzplattformen. Viele Branchen sind reif für eine Neuausrichtung hin zur Werbung.

Und es passiert bereits. Bumble verkauft jetzt Bekleidung für dein erstes Date. Doordash hat gerade suchmaschinenähnliche Anzeigen auf seiner Plattform eingeführt, die Nachrichten-Interessierte ansprechen. Damit ist es anderen Unternehmen wie Uber Eats und Grubhub gefolgt. Ich vermute, dass Netflix im Laufe der Zeit in einigen Märkten Anzeigen ausspielen wird, Tesla wird Anzeigen im Auto einblenden und Verbraucher:innen werden bei jedem von ihnen genutzten Dienst von bedeutender Größe ein „präsentiert von“ vorfinden.

3. Remote-Arbeit erweitert die Talentpools und erhöht die Vielfalt in der Technologiebranche

Die Debatte darüber, warum eine vielfältige Belegschaft besser ist, sollte längst vorbei sein. Es ist nicht nur richtig, sondern entscheidend für den Erfolg. Der Aufbau eines Unternehmens mit einer diversen Führungsstruktur sowie einem vielfältig geprägten Mitarbeiterstamm wird genauso wichtig werden wie eine hohe Umsatzrendite. Beides sind Indikatoren für Erfolg.

Zwar war 2021 das Jahr, in dem die Technologiebranche mit Versäumnissen beim Aufbau einer diversen Mitarbeiterschaft zu kämpfen hatte, doch 2022 wird ein Jahr der Umsetzung und Messung anhand realer Ziele sein. 60 Prozent der Unternehmen haben bereits Maßnahmen zur Messung der personellen Diversität ergriffen und 28 Prozent arbeiten an der Einführung von Messgrößen.

Diversity ist gekommen, um zu bleiben. Hybride Arbeit wird sich dauerhaft etablieren und die große Fluktuation wird voraussichtlich anhalten. Die Unternehmen müssen sich neue Talentquellen erschließen und die Vielfalt ihrer Belegschaft weiter erhöhen.

Allerdings werden sich Diversity-Initiativen verändern und auf Gleichbehandlung und Inklusion ausrichten. Als Nächstes müssen die Unternehmen ihre vielfältigen Talente bei der hybriden Arbeitsform unterstützen. Sie werden zur Einbindung von Talenten neue Wege gehen, um die Zusammenarbeit und Innovationskraft zu verbessern und um dafür zu sorgen, dass die Arbeit Spaß macht und sich lohnt.

Wir werden sehen, dass wir durch Remote-Arbeit und hybride Büroumgebungen unseren selbst gesetzten Diversitätszielen näher kommen werden. Wenn die Nähe zu Technologiezentren wie dem Silicon Valley, Tel Aviv und New York keine Voraussetzung mehr ist, steht Tech-Unternehmen die ganze Welt offen. Dadurch wird der Pool an Bewerber:innen erheblich erweitert und Unternehmen haben es viel einfacher, Talente verschiedener Ethnien, Altersgruppen, Geschlechter und Herkunft zu finden. Wenn wir jedoch unseren Pool an Talenten auf andere Bereiche ausdehnen, ist es wichtig, Empathie für die individuelle Arbeitssituation jedes Einzelnen zu zeigen, damit sich jeder bei der Arbeit gleichermaßen einbezogen fühlt.

4. Contextual Signals werden das neue „Pink“

Die Verbraucher:innen haben sich laut und deutlich geäußert – sie wollen ein personalisiertes Online-Erlebnis, ohne persönliche Daten an Technologieunternehmen weitergeben zu müssen. Die Menschen wollen nicht, dass Technologieunternehmen wissen, wer sie sind oder wohin sie gehen. Der Datenschutz ist nicht mehr nur ein Thema, das in Rechtsabteilungen diskutiert wird – es ist ein Thema, das jeden interessiert. Und die Menschen werden bekommen, was sie wollen.

In den letzten Jahren haben die führenden Internetunternehmen und Behörden viele Änderungen vorgenommen, um die Identität der Nutzer:innen zu schützen. GDPR, CCPA, IDFA und die bevorstehende cookielose Welt kratzen nur an der Oberfläche. In diesem Jahr werden Technologieunternehmen auf kontextbezogene Signale und implizite Signale zurückgreifen, um unsere Online-Erfahrungen zu personalisieren. Amazon zeigt an, dass andere Nutzer:innen, die dieses Produkt gekauft haben, auch jenes kauften – und das hat nichts mit mir zu tun, sondern mit Menschen in meiner Situation oder mit dem Kontext des Produkts, das ich in Betracht ziehe. Diese Form der Werbung werden wir noch viel öfter sehen, im Gegensatz zu „sag mir, wer du bist, und ich sage dir, was du brauchst“.

Ich bin optimistisch, dass unsere Branche im Jahr 2022 wachsen und sich zum Besseren verändern wird. Ob es um den Wettstreit zwischen AR und dem Metaverse, die Diversifizierung der Werbeflächen für Werbetreibende, den Aufbau diverser Teams oder ein Internet mit besserem Datenschutz geht – 2022 wird ein Jahr des positiven Wandels sein.

Haftungsauschluss

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Bild Adam Singolda Über den Autor/die Autorin:

Adam Singolda ist der Gründer und CEO von Taboola, der Plattform für Native Advertising und Content Discovery. Gegründet in 2007 beschäftigt Taboola heute über 1.800 Mitarbeitende und unterhält Büros in 22 Städten weltweit, darunter New York, London, Tokyo, Berlin und München. Taboola unterhält mit einigen der innovativsten Digitalmedien in der Welt langfristige und exklusive Geschäftsbeziehungen. Zu den Top Publisher-Partnern gehören in Deutschland u.a. die Ströer Content Group, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Bauer Media Group und Sport 1. Weltweit erreichen mehr als 14.000 Werbetreibende über 500 Millionen täglich aktive User im Taboola Netzwerk.

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