Der Bewegtbildkonsum der Deutschen verändert sich stark und hat insbesondere in der Corona-Pandemie eine hohe Dynamik entwickelt. So ist die Streaming-Nutzung weiter gestiegen und dabei werden auch Mediatheken immer relevanter. Hierbei scheint das Alter zunehmend keine Rolle mehr zu spielen. Und auch abseits der Bewegtbildnutzung zeigen sich Tendenzen ins Digitale. Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle “Convergence Monitor 2021”, den die AGF Videoforschung nun veröffentlicht hat.
Der Convergence Monitor ist eine große Markt-Medienstudie, die seit 2008 von Kantar erhoben wird und einen umfangreichen Überblick über die Video- und Internetnutzung in Deutschland bietet. Seit dem vergangenen Jahr hat die AGF Videoforschung die alleinige Leitung der Forschungsreihe übernommen. Für die aktuelle Erhebung wurden zwischen März und Mai 2021 über 1.500 Deutsche im Alter zwischen 14 und 69 Jahren via Face-to-Face-Interviews befragt.
Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass ein Großteil der Internetnutzung hierzulande auf den Konsum von Bewegtbildinhalten entfällt. So widmen die Deutschen Videoinhalten ein Drittel ihrer Zeit im Netz. Hierbei sind die jüngeren Altersgruppen besonders aktiv. Allerdings gibt Kerstin Niederauer-Kopf, Vorsitzende der Geschäftsführung der AGF Videoforschung, zu bedenken, dass der Konsum von Video-Content keine Frage des Alters mehr ist: “Längst ist der non-lineare Abruf von Bewegtbildinhalten kein Phänomen der jungen Zielgruppen mehr, vielmehr zeigt sich inzwischen ein relativ ausgeglichenes Bild mit nachvollziehbaren Ausprägungen.”
Mediatheken werden immer beliebter
Tatsächlich erfreuen sich die Mediatheken der klassischen TV-Anbieter wachsender Beliebtheit. Die Mediatheken von ARD und ZDF sowie TV Now und Joyn können im Jahresvergleich viele User dazugewinnen und auch in der monatlichen Nutzung zulegen. Insgesamt gaben 57 Prozent der Befragten an, Mediatheken schon einmal genutzt zu haben. Fast jeder Zweite hat damit bereits aus mehr als einer Mediathek Programminhalte ausgewählt. Mit Abstand am bekanntesten sind mit jeweils über 90 Prozent die Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF. TV Now der RTL Gruppe kennen zwei Drittel der Nutzer, das später gestartete Joyn von Prosiebensat.1 und Discovery Deutschland kommt auf 58 Prozent. Es sind vor allem Letztere, die für Werbetreibende von Relevanz sind. Mit zunehmender Nutzung werden die abgerufenen Mediatheken-Inhalte auf dem Big Screen (42 Prozent) konsumiert, während die Nutzungsanteile via PC und Laptop, aber auch dem Smartphone, zurückgehen.
Die Altersstruktur der Mediatheken-Nutzung ist dabei recht ausgeglichen. So geben knapp 61 Prozent der 30- bis 49-Jährigen an, Mediatheken zu nutzen. Bei den 50- bis 64-Jährigen sowie bei den 14- bis 29-Jährigen liegt der Anteil bei rund 57 Prozent.
Dieses Ergebnis weicht leicht von dem der ARD und ZDF ab. In der Studie “Massenkommunikation-Trends 2021” können die öffentlich-rechtlichen Sender zeigen, dass es vor allem die 30- bis 49-Jährigen sind, die die Mediatheken der TV-Sender häufig nutzen, während die Gruppen der 14- bis 29-Jährigen und der 50- bis 69-Jährigen deutlich weniger auf Mediatheken zurückgreifen. Das Bild der AGF ist hier ausgeglichener.
Wird die Nutzung der einzelnen Mediatheken betrachtet, zeigt sich, dass die Jüngeren vermehrt die Mediatheken der Privatsender nutzen, während ältere Bevölkerungsgruppen eher auf die der öffentlich-rechtlichen zurückgreifen.
Netflix als beliebteste kostenpflichtige Streaming-Plattform
Bei den kostenpflichtigen Video-on-Demand-Plattformen hat weiterhin Netflix die Nase vorn. 34 Prozent der Befragten nutzen diesen Dienst, gefolgt von Amazon Prime Video (26,8 Prozent), Disney+ (7,9 Prozent) sowie Sky (4,6 Prozent). Speziell bei Sportinhalten führt DAZN das Feld an – vor Sky, Eurosport und Magenta.
Tiktik und Twitch machen Youtube Konkurrenz
Videos über Social Media stehen ebenfalls hoch im Kurs der Deutschen. Bei Nutzern, die Videoclips kostenlos über soziale Netzwerke mindestens einmal pro Monat sehen, rangiert Youtube mit großem Abstand auf Platz 1, wenngleich das Netzwerk mit aktuell 84 Prozent deutlich unter die 90-Prozent-Marke gefallen ist. 2020 lag dieser Wert noch bei über 91 Prozent. Darin dürfte sich das starke Wachstum neuer Konkurrenten widerspiegeln. So ist Tiktok erstmals bei der Erhebung mit dabei und ist mit 16 Prozent gleich auf Platz fünf eingestiegen. Twitch kommt auf eine Nutzung von rund 5 Prozent und auch Instagram konnte weiter ausbauen und erreicht nun 31 Prozent.
Takeaways
- Wenn die Deutschen das Internet nutzen, konsumieren sie zu einem Drittel der Zeit Videoinhalte.
- Die Mediatheken von ARD und ZDF sowie TV Now und Joyn können im Jahresvergleich viele Nutzer dazugewinnen.
- Ältere Bevölkerungsgruppen stehen den jüngeren dabei in nichts nach.
- Bei den kostenpflichtigen Video-on-Demand-Plattformen hat weiterhin Netflix die Nase vorn.