Frist für Third-Party-Cookies verlängert sich – Googles Privacy Sandbox kommt erst 2023
24. Juni 2021 (apr)Das Werbeökosystem arbeitet global unter Hochdruck an Lösungen, um Adressierbarkeit ohne Third-Party-Cookies in Zukunft sicherzustellen. Bisher hat neben dem Gesetzgeber vor allem Google seiner Privacy Sandbox für Druck gesorgt, in dessen Rahmen Drittanbieter-Cookies Anfang 2022 aus Chrome ausgesperrt werden sollten – die sogenannte “Cookiecalypse”. Browserkollegen Safari und Firefox fahren diesen harten Kurs gegen Third-Party-Cookies schon länger. Google verlängert nun überraschend den Start seiner Privacy Sandbox und damit die Galgenfrist für die Werbeindustrie.
“Insgesamt wurden bereits beträchtliche Fortschritte erzielt. Allerdings ist auch klar geworden, dass im gesamten Ökosystem mehr Zeit benötigt wird, bis alles richtig läuft”, schreibt Vinay Goel, Privacy Engineering Director von Chrome, im Google-Blog. Er spricht von einem “vernünftigen Tempo”, um “genügend Zeit für die öffentliche Diskussion über die richtigen Lösungen, kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Regulierungsbehörden sowie für die Umstellung der Dienste durch die Publisher und die Werbebranche” zu lassen. Dies sei nötig, um “die Geschäftsmodelle zahlreicher Web-Publisher, die frei verfügbare Inhalte unterstützen” nicht zu gefährden. Außerdem sieht Goel das Problem, dass ansonsten die Third-Party-Cookies von ähnlich funktionierenden Lösungen, die individuelles Tracking ermöglichen, ersetzt werden könnten. Nicht unerwähnt lässt er allerdings auch die Verpflichtungen gegenüber der britischen Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (CMA), die wohl den Ausschlag gegeben haben dürften.
Die Frist für den Launch der Privacy Sandbox und damit auch das Ende der Third-Party-Cookies in Chrome verschiebt sich auf Ende 2023. Noch 2022 sollen die Schlüsseltechnologien der Sandbox zum Testen für Entwickler in Chrome implementiert sein. Die Drittanbieter-Cookies werden voraussichtlich von Mitte bis Ende 2023 in einer dreimonatigen Übergangsphase auslaufen, in Abstimmung mit den Regulierungsbehörden.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Die Verschiebung der Frist mag für viele überraschend kommen, ist aber angesichts der aktuellen Diskussionen mit den Behörden und der Abneigung der Industrie gegenüber dem Federated Learning of Cohorts (FLoC)-Prinzip eigentlich nicht weiter verwunderlich. Zuletzt hatte Google bereits angekündigte Tests mit FLoC in Europa verschoben – aufgrund von Problemen mit der Datenschutz-Grundverordnung. Uli Hegge, SVP CE bei Infosum, erklärt: “Vor allem die aktuellen wettbewerbsrechtlichen Untersuchungen, insbesondere durch die EU und in Großbritannien, haben in den letzten Wochen und Monaten mehr und mehr Druck aufgebaut. Dieser hat jetzt offensichtlich die bisherige Verwirrungsstrategie mit teilweise unterschiedlicher Kommunikation der Chrome- und Advertising-Bereiche von Google beendet und zu hinreichend präzisen Aussagen zum weiteren Vorgehen geführt.”
Für die Branche bedeute das aber jetzt keinesfalls, die Füße hochzulegen und sich zurückzulehnen, meint Hegge. Das Ende der Third-Party Cookies in Googles Ökosystem sei damit nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Andere Adtech-Anbieter des Werbeökosystems haben bereits ähnliche Auffassungen als Reaktion geäußert. “Der Blog-Post hat noch klarer als vorher die Ziele genannt: Die Entwicklung und Umsetzung einer First-Party-Datenstrategie ist essenziell, um den Datenschutz und den Fokus auf die das Internet nutzenden Menschen nachhaltig wieder in den Fokus zu rücken und echte Alternativen zu finden, die diesen unterstützen”, so Hegge.
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