Googles Sandkastenpläne erhitzen die Gemüter weltweit schon lange, nun positioniert sich auch die Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) deutlich gegen die Privacy Sandbox. Das Projekt soll unter anderem datenschutzkonformes Targeting ohne Third-Party-Cookies ermöglichen,
steht jedoch seit Anfang an stark in der Kritik. Die OWM ist vor allem unzufrieden über Googles mangelnde Aufklärungsbemühungen und fürchtet sich vor weiteren Gräben in der Advertising-Landschaft.
Bei einer Mitgliederbefragung des Verbands kam heraus, dass sich kein Unternehmen gut über die Privacy Sandbox informiert fühlt und die Kommunikation des Konzerns als intransparent gilt. Außerdem limitiere Google mit seinem Vorhaben den freien Wettbewerb (84 Prozent) und bringe den Markt in eine weitreichende Abhängigkeit (92 Prozent). Deswegen sprechen sich über drei Viertel der Mitglieder für klare Regulierungen durch staatliche Institutionen aus.
Christine Diener, Leiterin Digital bei der OWM, erklärt: “Die Umfrage zeigt ein klares Bild und Handlungsbedarf bei Google. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund, dass Googles Browser Chrome an der Internetnutzung in Deutschland einen Marktanteil von 46 Prozent besitzt und bereits in rund einem Jahr alle Third-Party-Cookies blockieren will, sehr bedenklich.“
Die Privacy Sandbox wird meist in einem Atemzug mit dem Federated Learning of Cohorts (FLoC)-Prinzip in Chrome genannt. Dieses soll auf Browserebene Gruppen von Menschen mit gemeinsamen Interessen in Kohorten bündeln und Advertisern zum Targeting zur Verfügung stellen. FLoC befindet sich derzeit in der Testphase, wobei Google zuletzt überraschend verkündet hatte, dass vorerst keine Tests in Europa laufen werden. Der Grund dafür waren Probleme mit der hier geltenden Datenschutz-Grundverordnung.
Globale Kritik an der Privacy Sandbox
FLoC musste Anfang der Woche bereits Schelte aus der Wordpress-Szene einstecken. Ein Entwickler hatte auf dem unternehmenseigenen Blog dazu aufgerufen, die Google-Technologie standardmäßig in dem Content-Management-System (CMS) zu blockieren. Hintergrund ist die Furcht vor Diskriminierung durch das Targeting sowie daraus resultierendes Schüren von Sexismus und Rassismus. So könnte das Bilden von Gruppen bestimmte Personen explizit ausschließen und ihnen Chancen auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt verwehren. Facebook hatte in der Vergangenheit mit ähnlichen Vorwürfen zu kämpfen, da das granulare Targeting auf der Plattform es zuließ, zum Beispiel Stellenausschreibungen oder Wohnungsinserate nur für ausgewählte ethnische Gruppen zu schalten.
Die Stimme von Wordpress hat durchaus Gewicht, da es eines der beliebtesten CMS ist und nach eigener Aussage von über 40 Prozent der Websites im Internet genutzt wird. Dem Post war eine Stellungnahme der NGO Electronic Frontier Foundation vorausgegangen, die FLoC als “eine schreckliche Idee” bezeichnet hatte. Doch damit nicht genug: Der Browser-Anbieter Duckduckgo hat bereits ein Chrome-Addon zum Blockieren von FLoC entwickelt und stellt es zum Download zur Verfügung.
First-Party-Daten als Rettungsring?
Die Unternehmen der OWM haben in Reaktion auf Googles Abschottung von der restlichen Advertising-Welt damit begonnen, verstärkt “an Strategien und Tools” zu arbeiten, um sich unabhängiger zu machen. Außerdem ist der Aufbau von First-Party-Daten allgegenwärtig. Ein eigener Datenbestand gilt gemeinhin als Schlüssel, um in Zukunft personalisiert werben zu können.
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