Fake News werden insbesondere im Rahmen der Social Media oft diskutiert. Auch wenn der Begriff vom scheidenden US-Präsidenten inflationär gebraucht und dadurch gewissermaßen entwertet wurde, verbirgt sich dahinter doch eine ernstzunehmende Problematik, welche überdies die Online-Werbeindustrie berührt. So existieren diverse Websites, die bewusst falsche Informationen in Umlauf bringen und gleichzeitig programmatisch Werbeplätze zum Kauf feilbieten. Advertiser, die in einem solch unglaubwürdigen Umfeld werben, schaden ihrer Marke und finanzieren die Lügen. Viele Messdienstleister in der Digitalwerbung prüfen daher Werbeumfelder für die Advertiser und vertrauen dabei auf Intelligenz aus der Maschine. Der Berliner Anbieter Meetrics geht nun einen Schritt weiter und schließt sich mit Newsguard zusammen – ein Dienst, der Websites von Journalisten händisch bewerten lässt.
Newsguard wurde 2018 gegründet und bietet Glaubwürdigkeits-Ratings mitsamt einer detaillierten Bewertung für tausende Websites. Hinter dem Unternehmen stehen der preisgekrönte Journalist und Medienunternehmer Steven Brill sowie der ehemalige Verleger des Wall Street Journal Gordon Crovitz. Die Analysten des Online-Dienstes sind Journalisten aus mehreren Ländern, die Websites ganz ohne Algorithmus auf Transparenz und Glaubwürdigkeit anhand eines Kriterienkatalogs prüfen. Der Datensatz von Newsguard umfasst nach eigener Aussage alle Nachrichten- und Informationsseiten, die für 95 Prozent der Interaktionen mit News-Content in sozialen Netzwerken in den USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Italien verantwortlich sind. Dabei geht es um Falschinformationen, beispielsweise zu Gesundheitsfragen, aber auch um Verschwörungstheorien und sogenannte Hoaxes.
6.000 dieser Website-Bewertungen werden nun bei Meetrics integriert, um Platzierungen auf “Fake-News”-Seiten auszuschließen, und Werbung ausschließlich auf seriösen Nachrichten-Websites auszuspielen. In Zeiten von Corona steigt die Zahl an Nachrichtenquellen, die Newsguard als kritisch ansieht. Seit Anfang des Jahres wuchs das “Coronavirus Misinformation Tracking Center” um 350 Websites an.
“Der Grad an Desinformation auf einigen Webseiten hat ein Niveau erreicht, das zum sofortigen Einschreiten zwingt, zum Beispiel dann, wenn im Zusammenhang mit dem Coronavirus zu Maßnahmen geraten wird, die schwerwiegende gesundheitliche Folgen nachziehen können und vor denen offizielle Stellen eindringlich warnen”, meint Philipp von Hilgers, Geschäftsführer bei Meetrics. “Werbetreibende laufen Gefahr unwissentlich auf solchen Webseiten ihre Werbung zu platzieren und ungewollt das Vertrauen in ihre Marke zu gefährden.”
Auch wenn diese Kontakte eher durch den Longtail-Traffic im Open Web zustande kommen, sind sie doch zum Problem geworden, weiß Manuel Koubek, Commercial Director von Meetrics: “Gemessen am gesamten Volumen ist die Anzahl der Platzierungen, die wir aussortieren, zwar nicht so groß. Allerdings sind die Zahlen höher, als es für viele Kunden tolerierbar ist. Wir sehen solche Platzierungen bei einigen Kunden übers Jahr hinweg im sechs- und siebenstelligen Ad-Impression-Bereich. Aus Sicht des Werbetreibenden sind das problematische Kontakte, die in die hunderttausende gehen.”
Aufseiten von Newsguard freut man sich ebenfalls über die künftige Zusammenarbeit, die eine Möglichkeit bietet, das eigene Wissen über Browser-Plugins hinaus zur Verfügung zu stellen: “Unsere Partnerschaft mit Meetrics wird es Marken und Agenturen in ganz Europa ermöglichen, die Daten von Newsguard einfacher und flexibler zu nutzen”, erklärt Anna-Sophie Harling, Managing Director of Europe bei Newsguard. “Gemeinsam können wir glaubwürdige Nachrichtenorganisationen unterstützen und gleichzeitig verhindern, dass die Werbegelder zu Desinformations-Webseiten fließen.”
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