Criteo gilt als eines der Urgesteine im Retargeting, baut aber seit 2016 Retail Media als zweite Säule neben dem Hauptgeschäft auf. Nachdem Megan Clarke vor einem Jahr das Ruder als CEO in die Hand genommen hat, tüftelte das Adtech-Unternehmen offiziell an einer Lösung, um das kriselnde Retargeting-Geschäft aufzufangen. Diese Lösung scheint nun gefunden: Die Franzosen stellen mit der Retail-Media-Plattform ein Werkzeug für Marken vor, um Werbeplätze bei E-Commerce-Playern händlerübergreifend einzukaufen. Damit will Criteo die Standardisierung im Retail Media vorantreiben.
Bei der Plattform, die im Mai bereits in den USA an den Start ging, handelt es sich um ein Tool, das im Gegensatz zu den bisherigen Criteo-Angeboten im Self-Service betrieben werden kann. Das Unternehmen hat aus den vorhandenen Assets wie Bidding-Technologie, Daten, Audiences und Reichweite eine Möglichkeit für Werbetreibende geschaffen, um Retail-Media-Kampagnen über das Inventar mehrerer E-Commerce-Websites hinweg zentral auszusteuern. Die Plattform vereint Sponsored Products Ads als klassisches Retail Media mit Display-Formaten, wobei auch Rich-Media-Formate abgedeckt sein sollen. Den Händlern wiederum erschließt sich so eine neue Quelle der Monetarisierung, laut Criteo “mit hohen Margen”.
Vor allem mittlere und größere Händler werden mit dem Produkt angesprochen. Global arbeitet Criteo bereits mit 100 Retailern zusammen, in Deutschland sind das unter anderem Sportscheck, Mytoys und Parfum Dreams. Aufgrund der Retargeting-Wurzeln hat Criteo schon bei vielen Händlern einen Fuß in der Tür, daher schreitet die Integration entsprechend schnell voran. Außerdem ist die Technologie so offen wie möglich gehalten. Auf Nachfrageseite kann Criteo hingegen 1.000 Marken und 50 Agenturen vorweisen, darunter auch die fünf größten Werbeholdings.
Von Performance hin zum Branding
Traditionell wurde Retail Media als Performance-Kanal gesehen, jetzt geht es in Richtung Branding, meint Geoffroy Martin, EVP und General Manager Growth Portfolio bei Criteo. Sein Unternehmen will mit der Plattform seine Kompetenz weiter ins Upper Funnel Marketing verlagern, denn bisher agierte Criteo sehr Performance-orientiert im unteren Teil des Trichters. Darüber hinaus soll mehr Transparenz für Advertiser geschaffen werden, da das Managed-Service-Modell in der Vergangenheit dafür gesorgt hatte, dass Advertiser nicht sehen und steuern konnten, wo ihre Werbung ausgespielt wird – es ging einzig um die Performance der Kampagnen. Jetzt bringt die Plattform neben der Messbarkeit auch Kontrolle und Transparenz in die Kampagnen.
Das Geschäft mit Retail Media scheint vielversprechend, die Nachfrage nach Standards im Mediahandel vonseiten der Werbeindustrie ist groß. In Deutschland steigen die Verkäufe aus dem E-Commerce laut Emarketer um über 16 Prozent, Corona sei Dank. Das Retail-Media-Business von Criteo ist laut eigener Aussage in Q2 bereits um 84 Prozent gewachsen.
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