TCFv2.0: Was Advertiser und Publisher jetzt tun sollten
Paul Farrow, 17. Juni 2020Vor zwei Jahren sorgte die Einführung der Datenschutzgrundverordnung innerhalb der Digitalwirtschaft in ganz Europa für fragende Gesichter. Die Herausforderung bestand in der datenschutzkonformen Einholung sowie Dokumentation der Sammlung personenbezogener Daten. Als Antwort veröffentlichte das Interactive Advertising Bureau (IAB) das Transparency und Consent Framework (TCF) v1.1, ein von der Digitalindustrie gemeinsam entwickelter Standard. Ab Mitte August 2020 wird dieser von der Folgeversion v2.0 abgelöst. Die digitale Werbebranche muss dazu Folgendes wissen.
Das Transparency und Consent Framework ist wie eine gemeinsame Sprache im digitalen Werbeökosystem, die dazu dient, auf Basis der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben und damit die Interoperabilität zu gewährleisten. Dabei steht der Endnutzer immer im Fokus und wird über die Verarbeitung seiner persönlichen Daten informiert. Seine Entscheidung wird respektiert, egal, ob er der Datensammlung zustimmt oder widerspricht. Das TCF gewährleistet die rechtliche Grundlage zur Datenverarbeitung auf Basis von berechtigtem Interesse sowie auf der Basis der Einwilligung und zieht jeden Akteur in der Wertschöpfungskette für seine Handlungen zur Rechenschaft.
Als Advertising-Unternehmen sind wir uns unserer Verantwortung im digitalen Werbeökosystem bewusst und haben uns deshalb von Anfang an am Transparency und Consent Framework beteiligt. Uns ist wichtig, dass Einkäufer sowie Verkäufer programmatischer Werbung auf einen sicheren Marktplatz zugreifen können, der auf Transparenz und Datenschutz gebaut ist. Hierfür braucht es ein vertrauenswürdiges und standardisiertes Signal an die Branche, das allen Marktteilnehmern ermöglicht, flexibel Werbebuchungen zu tätigen, was unterschiedliche nationale Rechtsauslegungen berücksichtigt sowie unterschiedliche Marktkräfte ausbalanciert.
Von v1.1 zu v2.0
Seit der ersten TCF-Version wurde Feedback aus allen Bereichen der digitalen Werbeindustrie sowie auch von Datenschutzbehörden in ganz Europa eingeholt. Das Ergebnis ist das Transparency and Consent Framework v2.0.
Was ist neu?
Im Wesentlichen gibt TCF v2.0 Konsumenten mehr Kontrolle über die Verarbeitung ihrer Daten, beispielsweise, ob bestimmte Anbieter Features wie Geolokalisierung einsetzen dürfen. Zugleich erhalten auch die Publisher mehr Kontrolle sowie Flexibilität darüber, wie sie Technologiepartner integrieren und mit ihnen zusammenarbeiten. Das beinhaltet auch, dass sie die Zwecke für die personenbezogenen Daten, die von unterschiedlichen Anbietern auf ihren Webseiten verarbeitet werden, pro Anbieter einschränken können.
Aktuell befindet sich die Branche in der Übergangsphase von v1.1 zu v2.0. Die offizielle IAB-Timeline sieht vor, dass der Support für die erste Version Mitte August eingestellt wird. Was heißt das für Publisher und Advertiser?
Publisher
- Publisher sollten als erstes alle direkten Partner wie CMPs, SSPs oder Adserver darüber informieren, wann sie bereit sind für TCF v2.0.
- Um die Kontrolle über die eigenen Daten zu stärken, ist es wichtig zu klären, für welche Zwecke, mit welchem Dienstleister und auf welcher rechtlichen Grundlage Publisher Nutzerdaten sammeln wollen.
- TCF v2.0 ermöglicht eine recht flexible Wahl der angewandten Rechtsgrundlage, die Publishern den jeweiligen Dienstleistern vorgeben können. Dies sollte aber gemäß der TCF-Richtlinien geschehen und mit den Partnern diskutiert werden.
- Publisher können mehr Einschränkungen vornehmen und sollten sich deswegen intensiv mit den genauen Möglichkeiten befassen, um die größtmögliche Kontrolle zu haben.
Advertiser
- Sie sollten die Zusammenarbeit mit einer Consent-Management-Plattform in Betracht ziehen. Auch auf den Webseiten der Werbetreibenden werden personenbezogene Daten gesammelt, weshalb sie bald auf dem Radar der Datenschutzbehörden stehen werden.
- Für einige Advertiser spielt die Implementierung von TCF v2.0 zwar keine Rolle, wer allerdings auf eigene Technologie setzt oder Log-Level-Daten von DSPs oder DMPs verarbeitet, sollte darüber nachdenken sich als Dienstleister zu registrieren. So wird gewährleistet, dass auch künftig eng mit Publishern zusammengearbeitet werden kann.
Publisher wie auch Advertiser sollten außerdem das Gespräch mit ihren Technologieanbietern suchen, um in Erfahrung zu bringen, welcher Anbieter überhaupt bereit ist für TCF v2.0.
Das Transparency und Consent Framework betrifft eine Reihe von Unternehmensbereichen wie Daten, Technologie, Marketing oder Rechtliches. Deswegen ist für den Übergang zur neuen Version eine abteilungsübergreifende Taskforce sinnvoll. Aufgrund der recht komplexen Inhalte ist es außerdem wichtig, Unterstützung auf Führungsebene zu haben, damit bei Bedarf entsprechende Ressourcen eingefordert werden können. Zusätzlich ist ein realistischer Projektplan ratsam, der Informationen zum Implementierungsprozess und Programmierstatus enthält.
Wir glauben, dass ein datenschutzsicheres Internet ein besseres Internet ist, weil es das Grundrecht des Einzelnen auf den Schutz seiner persönlichen Daten respektiert, Regulatoren und Unternehmen durch Kooperation zusammenbringt und mehr Transparenz erfordert. Das Transparency und Consent Framework setzt dafür das richtige Zeichen in der Branche. Xandr war eines der ersten Unternehmen, dass seine Ressourcen dem IAB zur Verfügung gestellt und damit den Weg für einen Standardisierung der technischen Spezifikation des TCFs geebnet hat. Durch unseren Vorsitz im IAB Steering Komitee konnten wir unseren Teil dazu beitragen TCF v2.0 erfolgreich im Markt zu etablieren. Auch in Zukunft werden wir weiter daran arbeiten ein transparentes digitales Werbeökosystem für alle Marktteilnehmer zu schaffen.
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