Europäische Consent-Management-Plattformen setzen auf IAB-Zertifikat für Expansion
27. Mai 2020 (apr)Die Datenschutz-Grundverordnung trat vor zwei Jahren in Kraft und mit ihr stieg die Consent-Management-Plattform (CMP) in der Online-Welt empor. Die Technologie soll sicherstellen, dass Datenverarbeitung datenschutzkonform und transparent für alle Marktteilnehmer vonstatten geht. Der Prozess wird insbesondere mit Blick auf programmatisch gehandelte und personalisierte Werbung sehr komplex. Damit die CMPs die Richtlinien des Gesetzgebers angesichts dieser Komplexität europaweit einheitlich umsetzen können, erschuf das Interactive Advertising Bureau gemeinsam mit verschiedenen Akteuren der Werbewelt das Transparency and Consent Framework (TCF) als technisches Gerüst oder auch “Betriebssystem” der Plattformen. Die zweite Version dieses Frameworks soll nun im Sommer zum Standard werden und eine neue Generation an zertifizierten europäischen CMPs steht bereits in den Startlöchern. Das Ziel von Didomi, Cookiebot, Traffective & Co.: internationale Marktanteile sichern.
Wenn etwa ein Online-Medium seine Werbefläche personalisiert über maschinelle Verkaufsplattformen vermarkten möchte, beinhaltet dies die Verarbeitung von Nutzerdaten im Sinne der DSGVO. Eine Consent-Management-Plattform sorgt dafür, dass bei einem Kontakt mit einem User alle beteiligten Parteien darüber in Kenntnis gesetzt werden, welche personenbezogenen Daten von wem verarbeitet werden dürfen und zu welchem Zweck. Das beinhaltet auch den Endnutzer selbst, der beim Erstkontakt einen Layer ausgespielt bekommt, der ihn über die verwendeten Technologien aufklärt und die Entscheidung darüber lässt, welche Zwecke er absegnet und welche nicht.
Die Verarbeitung der Nutzerdaten ist entweder dann erlaubt, wenn ein Nutzer explizit seine Einwilligung zu dem jeweiligen Zweck gegeben hat – der sogenannte Consent, dem die Plattformen ihren Namen verdanken – oder ein legitimes Interesse vorliegt. In beiden Fällen funktioniert das Transparency and Consent Framework als Signalkette, das die Beteiligten über die Möglichkeiten der Datenverarbeitung informiert. Das Framework bildet also die Grundlage für dieses standardisierte Verfahren, auf der die CMP-Betreiber ihre Lösungen aufbauen.
Das IAB-Zertifikat als Wachstumstreiber
An dem Framework wurde seit dem Launch weiter gefeilt, die zweite Version (TCFv2.0) stellte das IAB im vergangenen Frühjahr vor veröffentlichte es im August 2019 offiziell. Das neue Gerüst lässt dem Konsumenten unter anderem mehr Auswahlmöglichkeiten und bietet auch den Marktteilnehmern mehr Flexibilität bei seiner Anwendung. Außerdem wurden die Schnittstellen überarbeitet, sodass die Übermittlung des Consents besser gelingt. Ab September soll das TCFv2.0 den Vorgänger komplett ablösen. Die Liste der Consent-Management-Plattformen, die ein Zertifikat für das TCFv2.0 besitzen, ist bislang noch überschaubar – das wird aber nicht mehr lange so bleiben. Auf der Seite des IAB Europe finden sich zurzeit 28 Lösungen. Zum Vergleich: Die Zertifizierung für das TCFv1.1 erlangten 73 CMPs.
Der französische Anbieter Didomi ist das jüngste Mitglied auf der neuen Liste, wie aus einer aktuellen Mitteilung hervorgeht. “Als registrierte CMP war Didomi aktiv am Erstellungsprozess von TCFv2.0 beteiligt”, erklärt Jawad Stouli, CTO der Plattform. Das IAB-Zertifikat sei nicht nur wichtig dafür, dass Publisher und Marken verstärkt Vertrauen bei ihren Nutzern und Kunden aufbauen können, sondern helfe auch der Plattform selbst bei der internationalen Entwicklung “immens”. Das Unternehmen plant die Expansion voranzutreiben, unter anderem auch nach Deutschland – eine deutsche Übersetzung des Angebots besteht bereits. Neben Didomi befindet sich mit Commanders Act noch eine weitere französische CMP-Lösung unter den bereits zertifizierten Lösungen, Cookiebot stammt aus Dänemark und Traffective ist einer der wenigen deutschen Anbieter. Die Zertifizierung des IAB scheint also einerseits für ein einheitliches Vorgehen notwendig zu sein und bietet andererseits die Eintrittskarte für internationales Wachstum auf dem CMP-Markt.
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