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CORONA

Corona-Krise als Chance: Optimisten aus Musik, Adtech und Beratung

Sandra Goetz, 21. April 2020
Bild: Chaitanya Pillala – Unsplash

Auch wenn niemand in eine Glaskugel schauen kann und die langfristigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie noch nicht überschaubar sind, gibt es Hoffnungsschimmer. ADZINE hat für eine aktuelle Artikelserie Entscheiderinnen und Entscheider der digitalen Wirtschaft sowie Unternehmer und Freiberuflerinnen angrenzender Branchen nach ihrer derzeitigen Markteinschätzung gefragt.

Musik: Aus der Not eine Tugend machen

Bild: Add On Music Matthias Bischoff, Add On Music

Ähnlich wie bei unkontrollierten Waldbränden müsse man manchmal zusätzlich Brände legen, um den großen zu bekämpfen, meint Musikpromoter Matthias Bischoff, Geschäftsführer bei Add On Music und Vorstandsmitglied von Rock City, dem Förderverein für die Hamburger Musikszene. Er rät allen Musikschaffenden die Zeit der Krise zu nutzen, um für die Zeit danach noch besser aufgestellt zu sein.

“Veröffentlicht in den kommenden Monaten digitale EPs, produziert Bewegtbild-Beiträge oder Musikvideos, spielt weiter Streaming-Sessions und lasst eure digitale Zielgruppe an eurer Entwicklung teilhaben“, appelliert Bischoff an die Musik-Community, die in ihrer Branche ob Konzertabsagen genauso hart getroffen wurde wie die Veranstalter der digitalen Branche, die wiederum selber zumeist auch sehr musik- oder kunstaffin ist und Bands und Künstler für ihre Events bucht.

Die verstärkten Veröffentlichungen werden laut Matthias Bischoff jetzt noch mehr digital promotet werden. Dabei rücken Online und TV noch enger zusammen. “Die Zeiten, in denen die Website oder der Social-Media-Kanal eines großen TV-Senders nur als Nebenquelle diente, sind spätestens jetzt vorbei“, so Bischoff weiter. Bewegtbild wie Video und Trailer oder Teaser im Bewerben von Musik- und Entertainment-Inhalten werden “weiterhin verstärkt das wichtigste Werbemittel in den Online-Medien sein”, sagt Bischoff.

Neben Promotion und Abverkäufen ist das Ziel natürlich, Fans bei der musikalischen Stange zu halten, beziehungsweise neue Fans zu generieren. Neben digitaler Werbung inklusive Promotion zählen hier normalerweise Live-Events dazu, die jetzt natürlich komplett auf Eis gelegt sind. Deswegen werden Livestreaming Projekte aus der Taufe gehoben, zum Beispiel Quaratunes.

Karsten Jahnke, PM Group und Rock City e.V. stehen hier Pate für eine Plattform, auf der Musikfans ein hochprofessionelles Couch-Kultur-Live-Erlebnis via Livestream bekommen – und nebenbei Gutes tun können, indem sie gleichzeitig die Quaratunes-Spendenaktion unterstützen. Für die Musiker, die es besonders schwer treffen wird, hat Rock City e.V. einen Spenden-Fond eingerichtet, um diese in den kommenden Monaten finanziell unterstützen zu können. Partner ist unter anderem die Haspa Musik Stiftung aber auch Hamburger Bands wie Beginner und der Künstler Björn Beton von Fettes Brot.

Adtech: In unsicheren Zeiten am Ball bleiben

Bild: Teads Presse Daniel Schwermer, Teads

Dass der Online-Traffic in den letzten Wochen massiv gestiegen ist, wird niemanden verwundern. Für Werbungtreibende ist das bedeutsam, schließlich haben diese die Chance, neue Zielgruppen zu erreichen. Ist das die Chance für Outstream-Video-Werbung, sich in die Pole Position zu schieben?

“Durch die Ausspiellogik im redaktionellen Content von Premium-Publisher ist Outstream ein sehr brand-safes Werbeformat und unterstützt Marken dabei, sich in hochwertigen Umfeldern glaubwürdig zu positionieren“, sagt Daniel Schwermer, Head of Ad Operations bei Teads. Allerdings sei es jetzt umso wichtiger, eine durchdachte und gut aufgesetzte Brand-Safety-Strategie zu verfolgen. Was das nicht heißt: Corona pauschal auf die Blacklist zu setzen. Dadurch würde laut Daniel Schwermer unnötig auf Reichweite und Nutzer verzichtet werden. Es gilt den Content sinnvoll durch eine gute Targeting-Strategie samt Brand-Safety-Partner auszuwerten, sodass Marken genaue Feinjustierungen vornehmen und positiv besetzte Themen rund um „Corona & Co.“ nutzen können. „Das Outstream-Format wird deswegen weiter an Relevanz gewinnen“, so der Experte.

Um auch beim Kunden am Ball zu bleiben, sei eine ständige Beobachtung des Marktgeschehens extrem relevant, denn es gilt, schnell auf Veränderungen reagieren zu können. „Da wir das Nutzerverhalten von monatlich 1,5 Milliarden Usern weltweit auf den Websites von Premium-Publishern analysieren können, bieten wir Werbungtreibenden eine sichere, breite Datenbasis, um in dieser doch recht ungewissen Zeit etwas Sicherheit zu geben“, so Daniel Schwermer. Dafür werden sich die Veränderungen von Traffic-Strömen angeschaut und geprüft, welche Inhalte derzeit bei den Nutzerinnen und Nutzern besonders hoch im Kurs stehen.

„Unsere Auswertung hat gezeigt, dass deutsche Internetnutzer im Premium-Umfeld mit 78 Prozent deutlich mehr Inhalte rund um Haus und Garten konsumieren“, sagt Schwermer. Verständlicherweise sei ebenso das Interesse an Medizin- und Gesundheitsthemen gestiegen. Er ist überzeugt davon, dass der Zustand von Sensibilität und Bewusstheit sicherlich auch noch Post-Corona weiter bestehen wird.

Beratung: Führung auf Distanz als neue Kernkompetenz

Bild: Relations Presse Traute Müller, Relations

Die aktuelle Situation stellt natürlich auch Unternehmensberatungen und das Recruiting vor neue Herausforderungen. Traute Müller, geschäftsführende Gesellschafterin der Unternehmensberatung Relations, die unter anderem Kunden aus Finanzen, Industrie, Pharma, Verkehr und Logistik sowie Baugewerbe haben, sagt hierzu: „Es werden wohl diejenigen die Nase vorn haben, die in der Krise einen konstruktiven und unterstützenden Kontakt zu ihren Kunden gehalten haben. Im Moment helfen wir auch dabei, dass sich Unternehmen mit den neuen technischen Formaten anfreunden. Hilfestellungen sind jetzt gefragt, und der Austausch ist gerade heute wichtig.“

Die ehemalige Hamburger Senatorin für Stadtentwicklung weiß, dass Corona der Digitalisierung einen kräftigen Schub verleihen wird, auch in Branchen, die zuvor ein wenig „sperrig“ waren. Für Unternehmen hieße das, dass ihre strategische Ausrichtung und Unternehmenskultur weiterentwickelt werden müsse. „Führung auf Distanz, kundenzentrierte Produktentwicklung und agile Vorgehensweisen werden in der Breite zunehmen.” Obgleich es ihrer Meinung nach in jeder Branche gute Vorbilder für die Digitalisierung gibt, gehören der „Einzelhandel, soziale, gesundheitliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen“ zu denjenigen, die sich neu oder besser auf den digitalen Wandel einstellen müssen. Die Herausforderung namens Corona gäbe hier die Chance.

Staatliche Förderung für Freiberufler und kleine Unternehmen

Chancen für eine gute Beratung gibt es aber nicht nur für große Unternehmen, um sich adäquat für die Zeit nach Corona zu positionieren, sondern auch für Freiberufler und kleine Unternehmen. Noch ist wenig bekannt, dass das Wirtschaftsministerium, mit genauem Namen Ministerium für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, kurz BAFA, ihre Förderrichtlinien für Beratung geändert hat – um Solopreneure und kleine Unternehmen mit professioneller Beratung zu unterstützen. Seit April können diese Beratungsleistungen eines Beraters kostenfrei in Anspruch nehmen. Die Beratung wird komplett mit maximal 4.000 Euro bezuschusst. Man muss nicht in Vorleistungen gehen, das Honorar wird direkt an die qualifizierten Berater überwiesen, die zum Beispiel bei den Themen „Marketing neu ausrichten“, “Akquisestrategien entwickeln“ oder auch „neue digitale Geschäftsfelder erschließen“ unterstützen.

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