Die großen Streaming-Plattformen wie Netflix & Co. vermindern europaweit die Qualität ihrer Videos, um weniger Datenmengen zu beanspruchen und somit die Bandbreite zu entlasten. Sie folgen damit dem Aufruf des EU-Industriekommissars Thierry Breton und reagieren auf die Sorge, dass das Internet aufgrund der verstärkten Nutzung angesichts der Corona-Pandemie zusammenbrechen könnte.
Das Medienkonsumverhalten der Menschen ändert sich, da sie infolge der offiziellen Empfehlungen und Ausgangsbeschränkungen mehr Zeit zuhause verbringen. Umfragen ergeben, dass die Nutzung von Social Media, Gaming-Plattformen oder Streaming-Diensten in der jüngsten Vergangenheit deutlich angestiegen ist. Zudem arbeitet jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland bereits aus dem Home Office, womit sich die Arbeit auch in bislang wenig digitalisierten Branchen ins Netz verlagert. Diese ungewöhnlichen Belastungen für das Internet schürt die Angst vor dem Zusammenbruch – insbesondere da die Wirtschaft derzeit ohnehin schon stark angeschlagen scheint.
Netflix, Youtube, Amazon, Apple und Disney streamen mit reduzierter Bitrate
Das Streaming von Videos ist weltweit ein großer Faktor in der Bandbreitenauslastung. Um die Leitungen zu schonen, hat zunächst Netflix die Reduzierung der Bitrate für einen Monat angekündigt, und glaubt mit diesem Schritt 25 Prozent Traffic einsparen zu können. Youtube zog nach und stellte die Ausspielung der Videos “vorübergehend” auf Standard-Auflösung (SD) um. Das bedeutet, dass die Plattformen hierzulande keine HD- und Ultra-HD-Videos mehr anbieten.
Nun haben sich auch Amazon und Apple auf die Bitte von EU-Politiker Thierry Breton eingelassen und angefangen, die Datenmengen zu verringern. Breton, EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen, hat das Thema in Brüssel auf den Tisch gebracht und war vorab in Gesprächen mit den Verantwortlichen der Streaming-Services. Ein Hebel über die Telekommunikationsanbieter existiert nicht, da sie bestimmte Dienste aufgrund der Netzneutralität nicht selbst drosseln dürfen – die Anbieter mussten also selbst reagieren. Disney hat derweil den Start von Disney Plus in Frankreich verschoben, setzt den Launch aber im Rest Europas weiterhin wie geplant für morgen an. Auch hier hat man bereits angekündigt, mit reduzierter Qualität zu streamen.
Während das Streaming von Videos einen großen Anteil des globalen Traffics ausmacht, tut sich das Live-Streaming dabei besonders hervor. Live-Videos werden nicht wie bei Video-On-Demand-Angeboten in kleine Pakete verpackt und zwischengespeichert, sondern direkt übermittelt. Twitch, eine Live-Streaming-Plattform aus dem Hause Amazon, könnte der nächste Dienst sein, der Abstriche bei der Übertragung macht.
Während die Politik Maßnahmen zur Entlastung des Internets entwickelt und durchsetzt, zeigt man sich von technischer Seite aus entspannt. Bei De-Cix (Deutsche Commercial Internet Exchange), dem weltweit größten Internetknoten in Frankfurt, versicherte man, dass der gestiegene Verbrauch von Bandbreite kein Problem darstellt und jederzeit genug Reserven zurückgehalten werden.
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