Max Conze, der Vorstandsvorsitzende von ProSiebenSat.1, scheidet mit sofortiger Wirkung aus dem Medienkonzern aus. Nach zwei turbulenten Jahren ist der Abgang nicht unbedingt verwunderlich, allerdings kommt er zu einem überraschenden Zeitpunkt. Mitten in der Corona-Krise übernimmt nun Finanzvorstand Rainer Beaujean das Ruder.
Conze stieg Mitte 2018 bei ProSiebenSat.1 ein und hat seitdem die Chefetage immer wieder umgebaut. Erst kürzlich wurde bekannt, dass selbst Vizechef Conrad Albert, der stets an Conzes Seite stand, das Unternehmen verlässt. Nun muss der Top-Manager selbst gehen und sein Nachfolger wird der bisherige Finanzchef Rainer Beaujean. Der 51-Jährige übernimmt ab sofort den Posten als Vorstandssprecher und bringt dafür 20 Jahre Vorstandserfahrung mit, unter anderem von T-Online. Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Werner Brandt nennt Beaujean einen “sehr analytischen und umsetzungsstarken Manager”, dessen Erfahrung “dem Unternehmen gerade in dieser kritischen Zeit sehr zugute kommen” wird.
Neben Beaujean werden auch Wolfgang Link und Christine Scheffler in den Vorstand berufen. Link, aus den eigenen Reihen als “Fernsehmacher” bezeichnet, ist seit dem vergangenen Jahr Co-CEO des Segments Entertainment im Konzern und soll nun dessen Führung übernehmen. Scheffler fungiert seit Anfang 2019 Chief HR Officer der Unternehmensgruppe und behält diese Position inne.
Rainer Beaujean, frisch zum Vorstandssprecher der ProSiebenSat.1 Media SE gekürt, blickt selbstbewusst in die Zukunft: “Dieses Unternehmen hat weit mehr Potential als ihm derzeit extern beigemessen wird. Wir werden uns jetzt unter Führung des neuen Vorstandsteams wieder stärker auf unser Kernsegment Entertainment und auf nachhaltig profitables Geschäft konzentrieren."
Strategische Neuaufstellung für ProSiebenSat.1
Mit den personellen Veränderungen möchte der Medienkonzern also auch seine strategische Ausrichtung neu justieren und sich auf das Kerngeschäft Unterhaltung im DACH-Raum konzentrieren. Der Schwerpunkt liegt dabei laut eigener Aussage auf lokalen und Live-Formaten sowie dem Ausbau der Streaming-Plattform Joyn. Die Nucom Group soll “eine synergetisch wichtige Säule des Konzerns” bleiben, aber gleichzeitig “zu gegebener Zeit veräußert” werden. Unter dem Dach der Gruppe vereint ProSiebenSat.1 ein Portfolio aus verschiedenen E-Commerce-Playern wie Flaconi, Amorelie oder Stylight, Partnervermittlern wie Parship und Elitepartner und Verbraucherberatungen wie Verivox.
Beaujean ist von dieser Strategie überzeugt: "Die Corona-Pandemie stellt uns zwar in den nächsten Wochen und Monaten vor eine sehr große Herausforderung. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass wir gestärkt aus dieser Krise hervorgehen werden und wieder Wert für unsere Aktionäre schaffen können." Diese Ansage dürfte die Aktionäre freuen, denn an der Börse sieht es für ProSiebenSat.1 seit Jahren nicht besonders gut aus. An den fallenden Kursen konnte auch Conze nicht viel ändern.