Privat und im Beruf: Die beliebtesten Social-Plattformen der Deutschen
Jens T. Möller, Analyst, 10. Juli 2019Die Sozialen Medien dienen längst nicht mehr allein dem Pflegen eines privaten Netzwerks. Facebook und Co. haben sich auch ihre Berechtigung im beruflichen Alltag vieler deutscher Nutzer erkämpft. Im privaten Gebrauch liegen vor allem die US-amerikanischen Plattformen in der Beliebtheit ganz weit vorne. Im beruflichen Umfeld hingegen steht an erster Stelle ein Hamburger Unternehmen. In beiden Lebensbereichen zeigt sich aber eines: Facebook verliert zunehmend an Nutzerinteresse.
Die Beratungsgesellschaft Faktenkontor und das Marktforschungsunternehmen Toluna geben seit 2011 jährlich den Social-Media-Atlas heraus und liefern repräsentative Ergebnisse über die Nutzungsintensität und der Relevanz von Sozialen Medien. Für die aktuelle Ausgabe befragten die Unternehmen mittels Online-Umfrage 3.500 deutsche Internetnutzer ab 16 Jahren. Der Deutschland-Trend zeigt: Das Bundesland Nordrhein-Westfalen hat mit 91 Prozent den größten Anteil an Social-Media-Konsumenten. Sachsen-Anhalt bildet hingegen das Schlusslicht mit einem Nutzeranteil von 72 Prozent.
Youtube ist beliebteste Social-Media-Plattform der Deutschen
In der privaten Nutzung von Sozialen Medien kristallisiert sich bei der aktuellen Erhebung ein klarer Sieger heraus: Das Videoportal Youtube verteidigt seinen Spitzenplatz und ist der beliebteste Social-Media-Dienst in Deutschland. 74 Prozent der Befragten Internetnutzer geben an Youtube im privaten Alltag zu nutzen. Auf dem zweiten Platz folgt mit einer Nutzungsrate von 71 Prozent der Messenger-Dienst Whatsapp und überholt damit die Plattform seines Mutterkonzerns Facebook. Mark Zuckerberg dürfte es nicht weiter stören, schließlich sind bereits für 2020 Werbeschaltungen im Messenger-Liebling der Deutschen geplant.
Etwas weiter abgeschlagen, jedoch nicht weniger wichtig, sind dagegen Instagram (37 Prozent), Internet-Foren (33 Prozent) und Pinterest (30 Prozent). Blogs werden noch von 28 Prozent der Befragten genutzt und der Kurznachrichtendienst Twitter wird von noch von ein Viertel der Internetbevölkerung verwendet. Die letzten Plätze im Ranking belegen das Berufsnetzwerk Xing (24 Prozent), Snapchat (18 Prozent und Linkedin (17 Prozent). Dabei muss eine geringe Gesamtreichweite nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen für die werbliche Kommunikation bedeuten. So wird etwa Snapchat besonders von jüngeren Zielgruppen überdurchschnittlich häufig verwendet – 70 Prozent der 16 bis 19-Jährigen nutzt die Mobile-only-Plattform.
Social Media im beruflichen Alltag
Man sollte meinen, dass die Sozialen Medien im Berufsalltag keine Rolle spielen und auch nichts zu suchen haben, doch weit gefehlt: Fast die Hälfte (48 Prozent) der Deutschen nutzen Facebook, Twitter, Xing und Co. beruflich.
Unter den beruflichen Netzwerken liefern sich Xing und LinkedIn schon seit Jahren einen erbitterten Kampf um die Gunst der Nutzer. Der US-amerikanische Riese Linkedin scheint diesen auf den ersten Blick zu gewinnen, gehören doch weltweit etwa eine halbe Milliarde Berufstätige diesem Netzwerk an. Doch das in Hamburg gegründete Xing verteidigt in der DACH-Region weiterhin seine Spitzenposition. Insgesamt sind 15 Millionen Nutzer bei Xing registriert und das Netzwerk hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz rund vier Millionen Mitglieder mehr als der Konkurrent LinkedIn.
Wenn es darum geht, branchenrelevante Informationen zu bekommen, liegt unter den Sozialen Medien Facebook immer noch ganz vorn. Hier findet immerhin knapp ein Drittel der berufstätigen Onliner für ihre Branche relevante Informationen. Immer noch jeder Vierte (25 Prozent) geht dafür auf Xing. LinkedIn landet in diesem Feld mit 19 Prozent nur unter „ferner liefen“ – hinter Youtube, Whatsapp, Blogs, Foren und sogar dem mittlerweile eingestellten Google+.
Bei der Vertrauenswürdigkeit der über ein Netzwerk ausgespielten Informationen gehört LinkedIn zur Spitzengruppe. 60 Prozent der Nutzer vertrauen den Informationen auf LinkedIn. Nur Xing genießt mehr Vertrauen – 65 Prozent der Nutzer. Im beruflichen Umfeld schneidet Facebook am schlechtesten ab. Nur 39 Prozent der befragten Nutzer vertrauen den Inhalten auf der Social-Media-Plattform.
Facebook im Abwärtstrend
Nicht nur das Vertrauen ist dem einstigen Social-Media-Spitzenreiter Facebook abhanden gekommen. Ihm laufen zunehmend die Freunde davon. So taucht das Soziale Netzwerk bei einer Befragung zur JIM-Studie 2018 nicht mehr unter den wichtigsten Apps auf den Smartphones von Jugendlichen auf. Auch der aktuelle Social-Media-Atlas demonstriert das sinkende Nutzerinteresse in Deutschland.
Unter fast allen Altersklassen befinden sich die Nutzerzahlen im Sinkflug. Unter den Teenagern ist der Verlust dabei am gravierendsten. Der Marktanteil des sozialen Netzwerks hat sich hier innerhalb von fünf Jahren fast halbiert. Nutzten 2014 noch 92 Prozent der 16 bis 19-Jährigen Facebook, so sind es aktuell nur noch 49 Prozent. Allerdings scheint Facebook-Chef Mark Zuckerberg weise vorgesorgt zu haben. Der Konzern kann die sinkenden Nutzerzahlen durch seine aufgekauften Social Media-Dienste auffangen. So hat Instagram in allen Altersgruppen zugelegt und 85 Prozent der 16 bis 19-Jährigen zählen hierbei zu den Nutzern.
Takeaways
- Das Videoportal Youtube verteidigt seinen Spitzenplatz und ist der beliebteste Social-Media-Dienst in Deutschland.
- Facebook belegt im Social-Media-Ranking nur noch den dritten Platz und verliert Nutzer.
- Fast die Hälfte (48 Prozent) der Deutschen nutzen Facebook, Twitter, Xing und Co. beruflich.
- Das in Hamburg gegründete berufliche Netzwerk Xing ist in der DACH-Region Spitzenreiter unter den Berufsnetzwerken und genießt das meiste Vertrauen.
- 10 Prozent der Befragten nutzt Social Media weder im Beruf noch im privaten Umfeld.
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