Globale Allianz will endlich digitale Sicherheit für Marken und Konsumenten liefern
Anton Priebe, 19. Juni 2019Auf dem Kreativfestival in Cannes hat sich eine beachtliche Gruppe aus werbetreibenden Marken, Agenturen und Plattformen zusammengeschlossen, um für mehr digitale Sicherheit im Netz zu sorgen. Der Global Alliance for Responsible Media geht es dabei sowohl um Brand Safety als auch um sichere Umgebungen für die Konsumenten. Während die Absichten unbestreitbar nobel sind, bleibt die praktische Handlungsfähigkeit fragwürdig.
Insgesamt 16 Advertiser finden sich in dem Schulterschluss zusammen, zu denen neben den deutschen Schwergewichten Adidas und Bayer weitere globale Konzerne wie Mars, NBC, Procter & Gamble oder Unilever gehören. Auf Agenturseite kommen Dentsu, GroupM, IPG, Publicis Media und die Omnicom Media Group hinzu. Zusätzlich zu diversen Tech-Playern wie Teads und Verizon Media (ehemals Oath) sind sogar die großen US-Plattformen Facebook, Google und Twitter mit an Bord.
Der bunte Zusammenschluss an unterschiedlichen Parteien aus dem Werbeökosystem hat sich zum Ziel gesetzt gegen Hass, Mobbing und Fake News vorzugehen und die Umgebung für Online-Media insgesamt sicherer zu machen. Darüber hinaus steht Datenschutz für Konsumenten, insbesondere für Kinder, auf der Agenda. Es bleibt aber zu vermuten, dass vorrangig daran gearbeitet werden soll, Werbeeinblendungen in unseriösen Umgebungen, beispielsweise mit Inhalten rund um Gewalt oder Drogen, auszuschließen.
Man wolle “einen konkreten Katalog für Maßnahmen, Prozesse und Protokolle entwickeln und liefern, der Marken schützt”, heißt es dazu aufseiten von Unilever. Im ersten Schritt sollen auf den Cannes Lions jedoch zunächst einmal Ideen diskutiert und Prioritäten gesetzt werden. Im Fokus stehe sich regelmäßig zu treffen.
Die Allianz gibt sich optimistisch
Wie das funktionieren soll, ist derzeit noch unklar. Wie kann diesem riesigen Zusammenschluss an sehr unterschiedlichen Parteien etwas gelingen, das nicht einmal im kleinen Rahmen Früchte trägt? Gerade global operierende Konzerne sind nicht unbedingt für ihre schnelle operative Umsetzung bekannt, wenn es um politische Themen geht. Zumal hier diverse Interessenlagen der verschiedenen Marktteilnehmer kollidieren und fraglich ist, wer sich letztlich tatsächlich mit an den Tisch setzt.
Die Allianz zeigt aber dennoch nach außen hin einen guten Willen, auch wenn manche Stimmen bereits anprangern, dass die Entscheidung etwas für digitale Sicherheit zu tun, reichlich zu spät kommt. In erster Linie erregt sie Aufmerksamkeit, weil sich sehr große Namen zusammentun. Die Global Alliance for Responsible Media wurde initiiert von der World Federation of Advertisers und hat sich zum Start die Unterstützung von zahlreichen Brancheninitiativen gesichert. Dies umfasst Verbände wie das IAB, die Mobile Marketing Association oder die Coalition for Better Ads. Alle sind sich einig, dass etwas für digitale Sicherheit getan werden muss.
So ist sich Gerry D’Angelo, Global Media Director von Procter & Gamble, seiner Sache sicher:
”Viel zu lang wurden Vertrauensfragen innerhalb unserer Branche in einer Konversation nach der anderen diskutiert. Jetzt ergibt sich mit der Gründung dieser Allianz das erste Mal die Möglichkeit unsere gemeinsamen Anstrengungen für das große Ganze zu bündeln.
Laut Facebook wolle man übrigens kein Komitee sein, sondern tatsächlich tätig werden und die Führungsrolle in der Frage der digitalen Sicherheit für die Gesellschaft einnehmen. Es bleibt also spannend, inwiefern sich die Köpfe in Cannes auf eine erste Marschroute einigen können.
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