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DATA

Trotz DSGVO-Chaos: User teilen gerne ihre Daten, wenn sie verstehen, was damit passiert

23. Mai 2019 (apr)
Bild: Fortyozsteak - Unsplash, CC0

Die DSGVO feiert kommenden Samstag ihr Einjähriges. Bei Konsumenten wie Unternehmen zeigt sie jedoch wenig Wirkung in Sachen Transparenz. Mehr als die Hälfte der Deutschen versteht immer noch nicht, wie personenbezogene Daten genutzt werden. Daran kann auch die Lektüre der entsprechenden Erklärungen nichts ändern. Schade, denn zwei Drittel sind dazu bereit, mit Daten statt mit Geld für Content oder Apps zu bezahlen, wenn sie die Vorgänge klar vermittelt bekommen.

Ogury, ein Datenspezialist aus dem Mobile Marketing, befragte insgesamt 287.000 Personen aus sechs Ländern in einer großangelegten Studie, an der über 35.000 Deutsche teilnahmen. Dabei ging es neben Datenschutz auch um das große Thema Digitalwerbung und speziell Mobile Marketing. Ogury wollte damit insbesondere die Auswirkungen der DSGVO auf das Mindset der Konsumenten ergründen.

Die Ergebnisse für Deutschland sind ernüchternd. Die DSGVO hat nicht die erhoffte Transparenz gebracht – im Gegenteil. Jeder dritte Deutsche weiß gar nicht, was die DSGVO ist. Europaweit ist das Land der Dichter und Denker jedoch keine Ausnahme. Die Franzosen trifft es noch schlimmer. Dort sind es sogar 50 Prozent. In Großbritannien kann immerhin jeder Vierte mit dem Begriff etwas anfangen.

Die im Zuge der DSGVO neu geschaffenen Datenschutzerklärungen können kein Licht ins Dunkel bringen. Falls sich jemand hierzulande die Mühe macht und die Vereinbarungen tatsächlich liest, ist ihm nur in sieben Prozent der Fälle geholfen. Immerhin machen sich die Deutschen im europaweiten Vergleich häufiger die Mühe, sie überhaupt zu lesen.

Aber in der Studie zeigt sich doch eine Tendenz, die Unternehmen hoffen lassen kann. Wenn User klar über deren Verarbeitung aufgeklärt werden, sind sie dazu bereit, ihre Daten zu teilen. Jan Heumüller, Managing Director DACH von Ogury, plädiert dafür, dass die Unternehmen Aufklärung leisten:

Die Branche muss dringend das Vertrauen der Konsumenten zurückgewinnen, indem sie klare und faire Wahlmöglichkeiten vorgibt und dadurch die explizite Zustimmung der User erhält. Dies bedeutet, dass die Consent-Einholung in verständlichen Worten geschrieben und die Benachrichtigungen deutlich sichtbar sein müssen.

Es liegt demnach also in der Hand der Unternehmen, technologisch sowie sprachlich adäquate Lösungen für die verzwickten Datenschutzerklärungen zu finden und daraus einen Wettbewerbsvorteil zu machen.

Rechtsunsicherheit aufseiten der Unternehmen

Doch nicht nur die Konsumenten sind unsicher, was die Datenverarbeitung betrifft. Den Unternehmen ergeht es ähnlich. Laut einer aktuellen Befragung unter 237 Mitgliedern des BVDW bremst die DSGVO jedes dritte Unternehmen aus. Fast vier von zehn Unternehmen rechnen in der Folge mit Umsatzeinbußen. Es bestehe eine akute Rechtsunsicherheit, weil die Auslegung und Anwendung der DSGVO nicht einmal national stimmig sei, so BVDW-Vizepräsident Thomas Duhr. Auch wenn die befürchtete Abmahnungswelle bislang ausblieb, schrauben viele digitale Player ihre Aktivitäten zurück. Der BVDW spielt den Ball also wieder zurück zur Politik.

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