Die Zukunft des Shoppings: Wie VR und AR den Einzelhandel stärken können
Jens T. Möller, Analyst, 21. März 2019Konsumenten bewegen sich heutzutage fließend zwischen den verschiedenen Shopping-Kanälen und lassen so die Grenzen zwischen Online und Offline zusehends verschwimmen. Den meisten Käufern geht es dabei um Bequemlichkeit oder einer schnellen Verfügbarkeit. Wie verteilt sich also der Anteil der Online-Shopper und der klassischen Offline-Einkäufer und wie könnte sich die Zukunft des Einkaufens gestalten?
Das Unternehmens- und Strategieberatungsunternehmen McKinsey untersucht in seiner neuesten Studie das Shopping-Verhalten europäischer und US-amerikanischer Konsumenten und erfragt dabei auch Ansichten und Wünsche zu neuen Shopping-Technologien, wie Virtual Reality und Digital Shelves. Dazu befragte McKinsey im Februar 2019 mittels Online-Umfrage jeweils rund 500 Probanden aus Frankreich, Deutschland und Großbritannien sowie gut 1100 Probanden aus den USA. Das Alter der Studienteilnehmer rangiert dabei zwischen 18 und 69 Jahren. Die Ergebnisse für Deutschland legen nahe, dass der Omnichannel-Commerce bevorzugt wird.
60 Prozent der deutschen Studienteilnehmer geben an, dass sie sowohl online, als auch offline einkaufen. Ein Fünftel der Befragten nutzt dagegen ausschließlich den Online-Kanal zum einkaufen. Dies entspricht in etwa auch den Präferenzen der übrigen untersuchten Länder, bis auf Frankreich. Hier besteht eine deutliche Vorliebe für das Einkaufen im nicht digitalen Umfeld.
Hauptgrund für Online-Shopping ist Zeitersparnis
Fast die Hälfte der deutschen Studienteilnehmer gibt an, am liebsten im Geschäft einkaufen zu gehen. 25 Prozent der Befragten bevorzugt dahingegen das Einkaufen über den Computer und 17 Prozent verwenden das Smartphone. Zusammengenommen mit dem Einkauf über Tablet machen mobile Devices rund 24 Prozent des bevorzugten Shopping-Channel aus.
Als Hauptgründe für den Online-Einkauf, nennen die Deutschen vorwiegend die deutlich Zeiteffizienz (51 Prozent) und die durchgehenden Öffnungszeiten (51 Prozent). 39 Prozent geben an, im Internet bessere Preise und Schnäppchen zu finden. Weitere Gründe, die für die Befragten für den Online-Einkauf sprechen sind die größere Variation an Produkten und Marken sowie das Vermeiden vom Anstehen an der Kasse. Die Verteilung in den übrigen Ländern weist ähnliche Muster auf. Bequemlichkeit und Verfügbarkeit dominieren also die Gründe für das online Shoppen.
Die Zukunft des Einkaufens: VR und AR
Laut McKinsey werden in Zukunft verstärkt innovative Technologien eine Rolle beim Einkaufen spielen. Diese sollen es den Einzelhändler ermöglichen das In-Store-Shopping-Erlebnis neu zu erfinden und Unbequemlichkeiten zu beseitigen. Konsumenten solle es zukünftig ermöglicht werden auch digital im Laden zu interagieren. In diesem Zusammenhang wurden die Studienteilnehmer auch zu ihren bisherigen Erfahrungen mit Virtual und Augmented Reality (VR/AR) im stationären Einzelhandel befragt.
Wie zu erwarten, haben die meisten der deutschen Befragten (67 Prozent) keinerlei Erfahrungen mit dem Einsatz von VR/AR im Einzelhandel in den letzten zwölf Monaten gemacht. VR/AR kann es Konsumenten ermöglichen die Funktionalität der Produkte und die Passgenauigkeit zu testen, weitere Produktinformationen zu sammeln, sowie Anwendungsmöglichkeiten zu simulieren. Diejenigen, die bereits Erfahrungen mit VR/AR gemacht hatten (12 Prozent), hatten die Technologie vorwiegend für die Suche nach weiteren Produktinformationen verwendet.
Konsumenten, die überwiegend online einkaufen, würden sich aber durch VR/AR durchaus in der stationären Handel locken lassen. Somit könnten die Technologien zukünftig dazu führen, den stationären Handel zu stärken und Markenloyalitäten aufzubauen. Laut McKinsey-Studie wollen die Konsumenten digitale Erweiterungen im Geschäft, die das Einkaufserlebnis aufwerten und verbessern. Viele der Befragten wünscht sich in Zukunft verstärkt den Einsatz von VR/AR um Produkttests außerhalb des Ladens zu simulieren, sowie weitere Informationen zu erhalten.
Der „Digital Shelve“ findet bei den Studienteilnehmer besonders großen Anklang. Das smarte virtuelle Regal gibt Kunden die Möglichkeit beim Ladenbesuch mit einem einfachen Fingerwisch auf einem entsprechenden Screen die komplette Produktpalette zu erfassen und bietet darüber hinaus alle Vorteile des klassischen Online-Shoppings. Die Befragten empfinden dabei digitale Regale als praktikable und nützliche Ergänzung des Online-Kanals im stationären Einzelhandel. Dennoch werden Digital Shelves noch selten eingesetzt. 69 Prozent der deutschen Befragten hatten bisher keinen Kontakt mit dieser Technologie. Auch hier liegt Potenzial für den Einzelhandel, Kunden besser an sich zu binden.
Bezahlen per Smartphone wird immer beliebter
Bisher wird das Offline-Einkaufserlebnis vor allem an der Kasse durch neue Technologien bereichert. Immer mehr Menschen nutzen ihr Smartphone zum bezahlen im stationären Einzelhandel. In Deutschland sind es rund ein Fünftel der Befragten. Das Bezahlen per Smartwatch nutzen 11 % der deutschen Studienteilnehmer. Mobile scheint somit in diesem Bereich zukünftig an Bedeutung zu gewinnen. Besonders die 18 bis 39 Jährigen empfinden Mobile Payment als nützliche Bezahlmöglichkeit. 31 Prozent der deutschen Befragten in dieser Altersklasse verwendet Smartphone Payment, 21 Prozent das Bezahlen per Smartwatch.