Lange schien es so, als ob die Datenskandale der jüngeren Vergangenheit unbeachtet an Facebook vorbeigingen, doch nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2018 erreicht der bisherige Überflieger brutal den Boden der Tatsachen. Der Börsenkurs reagierte empfindlich auf das geringere Wachstum und bescherte dem Unternehmen einen Verlust des Marktwertes in Höhe von rund 120 Milliarden US-Dollar.
Nach der Cambridge-Analytica-Affäre im ersten Quartal 2018 wurde Mark Zuckerberg nach anfänglicher mehrtägiger Funkstille ein schlechtes Krisenmanagement vorgeworfen. Allen voran kritisierte Marketing-Professor Scott Galloway die Unternehmensführung. Die Affäre sei eine der am schlechtesten gemanagten Krisen der modernen Wirtschaftsgeschichte.
Was folgte war eine Befragung Zuckerbergs vor dem US-Senat. Man hatte sich vorgenommen, den Geschäftsführer des drittwertvollsten Unternehmens der Welt in einem kritischen Verhör Rede und Antwort stehen zu lassen. Das Ergebnis war ernüchternd. Zuckerberg zeigte sich routiniert und aalglatt. Zusammen mit den starken Quartalszahlen aus Q1 schien die Angelegenheit damit erledigt. Facebook setzt seinen Wachstumskurs wie auch in den letzten Jahren unbeeindruckt fort. Die Investoren waren beruhigt. Der Börsenkurs steigt.
Q2-Bericht: Facebook auf dem Boden der Tatsachen
Am 25. Juli 2018 schlagen die Quartalszahlen für das zweite Viertel des Jahres wie eine Bombe ein. Das Umsatzwachstum erreichte im Jahresvergleich 31 Prozent. Ein Wert, bei dem sich andere Unternehmen auf die Schulter klopfen, trägt bei Facebook zu einem historischen Börsen-Crash bei. Für die Investoren des Unternehmens, dessen Wachstumsrate sonst eher um die 50 Prozent liegt, ist das zu wenig. So fiel die Facebook-Aktie zeitweise um 24 Prozent. Das Unternehmen büßt einen Marktwert von etwa 120 Milliarden US-Dollar ein – eine Summe, die dem Gesamtwert von Firmen wie McDonald's oder Nike entspricht.
Die neue Normalität?
Für Facebook stellt dieser historische Crash womöglich den Anfang einer neuen Normalität dar. Das Unternehmen kommt normalen Wachstumsgefilden näher und, wie Chief Financial Officer David Wehner mitteilt, rechnet man auch in den nächsten Quartalen mit ähnlichen Wachstumszahlen wie jetzt im zweiten Quartal.
Grund dafür dürften auch die stagnierenden Nutzerzahlen sein. In Facebooks Heimatmarkt, den USA, verzeichnet das Unternehmen erneut 185 Millionen aktive User. In Europa zeigt sich für Facebook ein beunruhigenderes Szenario: die Mitgliederzahlen sind rückläufig. Während in Q1 noch 282 Millionen Nutzer verzeichnet wurden, sind es nach drei Monaten noch 279 – drei Millionen User weniger. Facebook-CFO Wehler sieht hier die DSGVO als Grund und rechnet damit, dass durch die Datenschutzbestimmung auch zukünftig das Wachstum in Europa geringer ausfällt.
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