„Browser-based Performance Marketing“ - darunter läuft die neue Adtech-Lösung des Cliqz-Browsers. Die Burda-Beteiligung hat mit „MyOffrz“ eine neuartige Werbeform vorgestellt, die das User Targeting von Servern in den Browser verlagert und dadurch besonderen Datenschutz garantieren soll. Der Münchner Hersteller von Browser-, Suchmaschinen- und Datenschutztechnologien will mit diesem Werbemodell seine kostenlosen Angebote monetarisieren – die Schnellsuchmaschine, Datenschutzbrowser und Anti-Tracking-Technologien der Marken Cliqz und Ghostery.
Heute funktioniert Performance Marketing im Wesentlichen so: Adtech-Anbieter wie Criteo, Google und Facebook sammeln so viele Daten wie möglich über Nutzer und speichern sie in Profilen auf Servern in ihren Datenzentren. Auf der Grundlage dieser Daten spielen die Werbeanbieter dann gezielt Ads an Nutzer aus.
Mit MyOffrz will Cliqz einen anderen Weg gehen und das Targeting aus den Servern in den Browser verlagern. Dadurch müssten keine Cookies mehr gesammelt werden und der Browser könnte auch bei einer strengen Auslegung der noch anstehenden ePrivacy-Verordnung sein Targeting anbieten. Die Nutzerdaten bleiben lokal, wodurch keine Firma – auch nicht MyOffrz – Zugriff auf Daten der Nutzer hat.
Die MyOffrz-Software erkennt Kaufabsichten lokal, auf dem Endgerät selbst. Den Nutzern können auf Basis dessen Werbemittel ausgespielt werden. Die Technologie hat dabei Zugriff auf die besuchten Websites und Websuchen sowie, falls der Nutzer dies ausdrücklich erlaubt, auf den ungefähren Standort.
Damit verwendet MyOffrz fast ausschließlich Daten, die ohnehin in der Chronik des Browsers gespeichert werden. Wird diese oder gar der Browser gelöscht verschwinden auch alle Daten.
Die Werbebuchung
Werbekunden definieren mithilfe des MyOffrz-Teams Auslöseregeln für die Angebote, die aus einer Vielzahl von Eigenschaften und Aktionen zusammengesetzt werden. Der Algorithmus im Browser kombiniert selbst eingegebene Suchbegriffe (z.B. in Google, Amazon oder Youtube) mit dem Surfverhalten (regelmäßiger Besuch bestimmter Social Communities, Marken- und Content-Websites) der User. Daraus wird ein bestimmtes Interesse oder eine unmittelbare Kauf- oder Buchungsabsicht abgeleitet. Passen die von MyOffrz im Browser hinterlegten Angebote zu einem definierten Interesse, werden sie ausgespielt: als Angebote in der Cliqz-Schnellsuchmaschine, auf der Browserseite oder oberhalb einer besuchten Website. MyOffrz-Server übermitteln alle Ads an die Endgeräte, wo sie zunächst passiv im Hintergrund blieben. Erst bei einem entsprechenden Signal werden einzelne dieser vorgeladenen Ads aktiviert und ausgespielt.
Bisher läuft die Buchung von Kampagnen über die Account Manager von MyOffrz. Eine programmatische Buchungsplattform sei jedoch bereits in Arbeit.
Erste Tests liefen nach Angaben des Unternehmens erfolgreich. Zu den Pilotkunden zählten Marken wie MyToys, Toyota, Cyberport, HUK24, Flaconi und Telekom, sowie zahlreiche Agenturen und Agenturgruppen, darunter GroupM, Mediacom, Wavemaker, OMD, Omnicom, PHD und Dentsu Aegis.
Den eigenen Weg gehen
Jean-Paul Schmetz, Gründer und Geschäftsführer von Cliqz, sieht die Werbelösung seines Browsers als europäische Alternative zu den Werberiesen aus den USA. „Google könnte beispielsweise Browser-based Perfomance Marketing mit Chrome ohne weiteres anbieten oder auf die Speicherung von Sucheingaben verzichten, wenn sie denn nur wollten. Der gesamten Branche fällt es schwer, die Daten zurück in den Besitz und unter die Kontrolle der Nutzer zurückzugeben. Dabei ist es genau das, was den Kern einer datenschutzorientieren Herangehensweise ausmacht, die dem Geist des europäischen Projekts DSGVO entspricht. Lassen wir uns nicht länger vom Silicon Valley diktieren, wie Geschäfte im Internet gemacht werden! Gehen wir unseren eigenen, europäischen Weg“, wird er in der offiziellen Unternehmensmitteilung zitiert.
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