Drei Jahrzehnte stand er an der Spitze der größten Agenturgruppe der Welt. Nun hat Sir Martin Sorrell seinen Rücktritt als CEO von WPP bekannt gegeben. Ein konkreter Grund wurde in der offiziellen Pressemitteilung nicht genannt. Eine Rolle könnten jedoch die Bereicherungsvorwürfe gespielt haben, die gegen Sorrell im Raum standen. Als Interims-CEO wird Vorstandsvorsitzender Robert Quarta die Führung des Unternehmens mit rund 200.000 Mitarbeitern übernehmen.
Wie WPP mitteilt sind die internen Ermittlungen wegen Fehlverhaltens gegen Sorrell abgeschlossen. Die Ergebnisse werden derweil nicht kommuniziert. Es ginge jedoch nicht um substanzielle Summen. Martin Sorrell hat sich nun jedoch für eine Beendigung der Zusammenarbeit entschieden.
Das Ende einer Ära
Mit dem Abgang von Sorrell geht für die Werbebranche eine Ära zu Ende, die der Quereinsteiger entscheidend geprägt hat. Der studierte Unternehmensberater Sorrell ist mit der Materie Werbung erst während seiner Zeit als Finanzchef für Saatchi&Saatchi in Verbindung gekommen.
1985 begann Sorell seine Success-Story mit der Übernahme des Einkaufswagenherstellers Wire & Plastic Products, aus dem später unter dem Akronym "WPP" ein globaler Marktgigant wurde .Heute arbeiten unter dem Dach der WPP über 200.000 Mitarbeiter in hunderten Agenturen über 112 Länder verteilt. Mit einem jährlichen Umsatz von 17,4 Milliarden Euro ist WPP der global größte Werbekonzern, noch vor Konkurrenten wie Omnicom aus den USA, Dentsu Aegis aus Japan oder Publicis aus Frankreich. Zu den wichtigsten Übernahmen gehörten die J. Walter Thompson Group (JWT), die Ogilvy Group und Young & Rubicam (Y&R). Auch die GroupM entstand aus Sorrells Feder.
Auch in Deutschland war Sorrell in der Vergangenheit umtriebig. Erst im vergangenen Jahr trat die Hamburger Agentur Thjnk seinem Agenturnetzwerk bei. Davor hatte WPP schon die Agentur Scholz & Friends gekauft.
Zuletzt lief es beim Werbegigant allerdings nicht mehr rund. Innerhalb eines Jahres fiel der Unternehmenswert um 35 Prozent. Auch die Vorausschau auf das aktuelle Jahr sieht verhalten aus. Laut Kritikern kämpft der Konzern mit der Verlagerung von Werbebudgets, weg von klassischen Agenturen, hin zu den Internetriesen Google und Facebook. Zudem hatten die Großkunden Unilever und Procter & Gamble zuletzt angekündigt, ihre Werbeausgaben zu senken.
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