Der Markenhersteller Unilever droht damit, die Werbeschaltungen auf Google und Facebook zu stoppen. Bei einer IAB-Rede in Kalifornien kritisierte Marketingchef Keith Weed die mangelnde Umfeld-Qualität auf diesen beiden Plattformen. Google und Facebook täten zu wenig, um gegen extremistische Inhalte und illegalen Content anzugehen. Unilever war im Jahr 2017 nach Procter & Gamble, Samsung und Nestlé der viertgrößte Adspender weltweit.
Das Vertrauen der Konsumenten sei auf den Social Media Angeboten gestört, sagte Unilevers Marketingchef Keith Weed bei seiner Keynote auf dem jährlichen IAB Leadership Meeting. „Wir brauchen keine Angebote mit Inhalten denen unsere Konsumenten nicht trauen können.“ Weed unterlegte das mit US Zahlen: Demnach würde nur jeder dritte US-Amerikaner den Inhalten auf Social Media vertrauen, bei klassischen Medien läge der Wert bei immerhin 58%. Die beiden Plattformanbieter seien daher in der Verantwortung das Vertrauen wiederherzustellen und die Auslieferung von illegalen und extremistischen Content zu stoppen, noch bevor „die Werbetreibenden aufhören Werbung zu schalten.“
Weed forderte andere Werbetreibende dazu auf, sich den Forderungen anzuschließen. Unilevers Forderungskatalog besteht aus drei Teilbereichen:
- Verantwortungsvolle Plattformen: Unilever wird Werbeinvestitionen auf Plattformen stoppen, die Kinder nicht schützen oder die Gesellschaft spalten. Der Markenhersteller wird zukünftig nur auf Plattformen investieren, die einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten.
- Verantwortungsvolle Inhalte: Unilever sagt der Werbung mit geschlechtsspezifische Stereotypen den Kampf an. Unter dem Hashtag #Unstereotype wolle man gemeinsam mit anderen Unternehmen in Kampagnen als #Unstereotype Alliance auftreten.
- Verantwortungsvolle Infrastruktur: Der Markenhersteller plant zukünftig nur mit solchen Organisationen Partnerschaften einzugehen, die eine bessere digitale Infrastrukturen aufbauen und sich einem allgemeinen Messstandard unterwerfen.
Je nach Schätzungen vereinen Facebook und Google gemeinsam zwischen 69% und 75% aller Werbeinvestitionen auf sich. Diese Dominanz ist vielen Marktbegleitern schon länger ein Dorn im Auge. Im Zusammenhang mit der Fake News Debatte, der Beeinflussung der politischen Meinungsbildung und der ungefilterten Darstellung extremistischer Inhalte stehen die beiden Plattformanbieter zunehmend im Kreuzfeuer der Kritik. Allerdings waren beide Unternehmen zuletzt alles andere als untätig. Google will dieses Jahr mit Hilfe von 10.000 Mitarbeitern die Inhalte auf YouTube überprüfen und Facebook versucht nun mit einer eigenen künstlichen Intelligenz Fake-Accounts und extremistische Inhalte im Social Network aufzuspüren und abzuschalten.