Die DSGVO rückt mit großen Schritten näher und während große Vermarkter schon Single-Sign-On-Allianzen schmieden, will ein Berliner Start-Up mit einer unabhängigen Lösung punkten. Mit dem „Privacy Pass” plant das Unternehmen Contentpass Internetnutzern vermarkterübergreifend die Wahl zwischen werbefinanzierten und bezahlten Inhalten zu lassen.
Die meisten kostenfreien Angebote im Internet finanzieren sich derzeit durch Werbung sowie die Weitergabe von Nutzerdaten zu Werbezwecken an Dritte. Zwei EU-Verordnungen – die am 25. Mai 2018 in Kraft tretende Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), sowie die ergänzende ePrivacy-Verordnung, der das EU-Parlament am 26.10.2017 zugestimmt hat – haben das Potenzial, diese gängige Praxis grundlegend zu verändern: Webseiten-Betreiber dürfen die Daten ihrer Nutzer ab Mai nicht mehr ohne deren explizite Einwilligung verwenden oder weitergeben.
Da Nutzer in Zukunft nicht zur Preisgabe ihrer Daten gezwungen werden dürfen, will Contentpass mit seinem „Privacy Pass” eine Alternative für Publisher zur daten- und werbefinanzierten Vergütung bieten.
” (Dirk Freytag, Contentpass-Gründer)Wir geben Lesern von Online-Medien wie BILD, Focus, Spiegel, etc. eine echte Wahl: Sie können entweder der Weitergabe ihrer Daten explizit zustimmen, also quasi wie bisher mit ihren Daten bezahlen, oder zu einem sehr fairen Preis werbe- und trackingfrei mit dem Privacy Pass surfen.
Der Nutzer zahlt hierbei einen monatlich festen Beitrag von beispielsweise 5 Euro für den Pass, wodurch ihm werbe- und trackingfreies Surfen ermöglicht werden soll. Durch Daten zum Surfverhalten soll im Voraus ermittelt werden, wie viel ein Publisher durch den Seitenbesuch verdient. Auf dieser Grundlage werden daraufhin Publisher bezahlt.
Dirk Freytag sieht sich mit diesem Modell nicht in Kokurrenz zu den Single-Sing-On-Allianzen, sondern kann sich vorstellen, die Allianzen in die Lösung von Contentpass zu integrieren.
Neues Datenschutzrecht als Chance verstehen
Mitgründer Jürgen Rösger sieht die ePrivacy-Verordnung als eine große Chance für Verlage und andere Anbieter digitaler Inhalte, zusätzlich zur etablierten und weiterhin möglichen werbebasierten Finanzierung wieder auf direkte Zuwendungen durch ihre Leserschaft setzen. Rösger verspricht sich dadurch, dass Publisher unabhängiger von Werbe-Giganten wie Facebook und Google werden.
“Entscheidend für unsere Nutzer ist neben der Wahrung ihrer Privatsphäre eine einfache Handhabung und volle Kostenkontrolle, denn niemand will sich bei jedem Nachrichtenportal einzeln registrieren oder am Ende des Monats durch horrende Rechnungen überrascht werden”, ergänzt Freytag weiter.
Contentpass plant in den nächsten Wochen mit mehreren Verlagen einen Beta-Test um den Privacy Pass rechtzeitig zum Inkrafttreten der DSGVO im Mai 2018 bundesweit allen Nutzern anbieten zu können.