Harte Zahlen & Content Marketing: David Miltner von Ubeeqo im Portrait
Sandra Goetz, 11. Oktober 2017Aus dem Stadtbild vor allem von Großstädten sind Carsharing-Unternehmen wie Car2Go (Daimler) oder auch DriveNow (BMW) nicht mehr wegzudenken. „Carsharing ist dabei allerdings nicht gleich Carsharing“, sagt David Miltner von Ubeeqo, einem neuen Anbieter aus Deutschlands Carsharing-Hauptstadt Berlin. Wie Ubeeqo bei deutschen Carsharing-Nutzern allgegenwärtig werden will, das verrät uns David Miltner im Kurzportrait.
Das doch etwas sperrige Wort „Ubeeqo“ ist abgeleitet von ubiquity, „Allgegenwart“. „Ubeeqo ist zugegebenermaßen kein ganz einfacher Markenname und es kommt bei uns auch immer mal wieder die Diskussion über ein Rebranding auf. Doch solange das nicht entschieden ist, sage ich immer: ‚Lesen kann’s keiner, fahren kann es jeder“’, scherzt Miltner. 2008 wurde das Unternehmen in Paris gegründet, seit letztem Jahr ist Ubeeqo in Deutschland aktiv und konnte Europcar als Investor gewinnen, das mittlerweile 100 Prozent an Ubeeqo hält.
Werdegang
David Miltner ist seit März 2016 als Head of Marketing für Ubeeqo Deutschland tätig. Zuvor hat der 36-Jährige als Marketingmanager bei dem Berliner Carsharing-Start-up CiteeCar seine ersten Sporen in Sachen „New Mobility“ verdient. 1981 in Tübingen geboren, ging es familiär nach der Wende in den Osten, nach Jena. Dort hatte der Vater einen Ruf an die hiesige Universität erhalten. „Wir migrierten somit antizyklisch von Westen nach Osten“, lacht David Miltner, der an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Kommunikationswissenschaften, Soziologie und Psychologie studiert hat. Nachdem er seinen Magister in der Tasche hatte, zog es den Kommunikationsexperten beruflich zurück in den Westen.
Warum digitales Marketing?
Miltners besondere Interessen liegen im Bereich Performance-Marketing, Skalierung und CRM. „Ich bin kein Bauchmensch, ich mag harte Zahlen“, lautet Miltners Selbstauskunft. Dazu gehört, dass der Marketingmanager „sofort Feedback über die Aktionen“ bekommt, die er tut. Zu wissen, wie sich Kanäle entwickeln, aber auch wie User die Kanäle nutzen, sei extrem wichtig. Diese direkte Form der Rückmeldung ist bei den meisten Offline-Aktionen kaum möglich. „Die Digitalisierung gibt mir unendlich viel Futter an die Hand, um Kampagnen zu messen, zu optimieren, zu testen und das alles in sinnvoller Art und Weise zu tun, ohne im Nebel herumstochern zu müssen“, so der Wahlberliner.
Was ist das Besondere im Carsharing-Business?
„Hier werden zwei Welten miteinander verbunden“, erklärt David Miltner und verweist damit zum einen auf die physische Autowelt, zum anderen auf die digitale Welt. Es ist hauptsächlich die digitale Welt, in der die Kunden von Ubeeqo abgeholt werden. Das Zugangsmedium ist eine App, in der Autos gefunden, gebucht und bezahlt werden. Via App läuft seit letztem Jahr ebenso der Führerschein- und Identitätscheck. Früher war es gang und gäbe, dass Nutzer ihren Führerschein in einer Validierungsstelle prüfen ließen, was einige Carsharing-Anbieter immer noch machen. Von der Erstanmeldung bis zur ersten Carsharing-Fahrt dauert es bei uns etwa eine Stunde“, sagt der Mobility-Experte. Das eigentlich Besondere liegt laut Miltner aber eigentlich darin, dass Carsharing nicht gleich Carsharing ist: „Clevere Carsharer sind Leute, die sich über ihren unterschiedlichen Autogebrauch im Klaren sind und dementsprechend unterschiedliche Angebote nutzen. Für eine kurze Strecke nehme auch mal ein Car2Go, weil ich zu faul bin, die S-Bahn zu nehmen. Aber wenn ich mit meiner Freundin einen Ausflug an die See machen will, wird das zu teuer. Dann kommt Ubeeqo ins Spiel. Unsere Zielgruppe sind diejenigen, die ein Auto zwischen einer Stunde und drei Tagen mieten wollen, nicht diejenigen, die Carsharing als schnelle Alternative zu Taxi oder dem öffentlichen Nahverkehr nutzen“, so Miltner weiter. Getestet werden darüber hinaus fünf Tage Mietzeit für spezielle Nutzersegmente. Deswegen positionieren sich die Berliner als „Car Rental 2.0“. Und setzen als stationärer Carsharer, dem die gebrandete Visibility eines stationsungebundenen Carsharings à la DriveNow oder Car2Go fehlt, mit wenigen Ausnahmen vollkommen auf das digitale Marketing, genau genommen Performance Marketing, Display, Affiliate und Social-Media-Aktivitäten. Die Bestandskunden wiederum werden vor allem über Newsletter angesprochen.
Was sind die Herausforderungen?
„Wir haben zwei wichtige Herausforderungen. Einmal Menschen – besonders in Ballungsgebieten – eine funktionale Alternative zum Autobesitz zu bieten und uns von unseren Mitbewerbern positiv abzugrenzen, zum zweiten, die Interessierten, nachdem sie sich registriert haben, auch hinter das Steuer zu bekommen“, sagt der Experte. Um hier erfolgreich zu sein, setzt das Ubeeqo-Marketing-Team auf Content-Marketing. Hier werden unterschiedliche Use Cases erarbeitet und erklärt, zum Beispiel warum es gerade auch für Familien Sinn macht, stationäres Carsharing mit einer Mietdauer von einer Stunde bis zu drei Tagen als Alternative zum Zweitwagen zu nutzen. Oder das Studien ergeben hätten, dass sich die Neuanschaffung eines Autos erst dann lohnt, wenn man mehr als 15.000 Kilometer im Jahr fährt. Ebenso wird auf die verdeckten Kosten, die ein eigener PKW mit sich bringt, aufmerksam gemacht und werden die Vorteile von Carsharing für Firmen und digitale Lösungen für Fuhrparkmanagement erklärt. Und was die Motivation betrifft, Carsharing wirklich auszuprobieren, stehen die Prognosen gut. Immer mehr Deutsche setzen auf Carsharing. Zum Jahreswechsel waren mehr als 1,7 Millionen Bundesbürger bei den Anbietern registriert. Mit einem Plus von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr hat sich das Wachstum deutlich beschleunigt. Das geht aus Zahlen hervor, die der Bundesverband Carsharing vorlegte.
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