Einst hatte RTL das Videoportal Clipfish als echtes User-Generated-Content-Videoportal gegen YouTube positioniert, am Ende hatte man sich aber von dieser Idee verabschiedet und nur noch Sender eigene Inhalte auf clipfish.de präsentiert. Es war ein Rückzugsgefecht gegenüber YouTube, ein Sterben auf Raten. Nun zog RTL am Dienstag ganz den Stecker, um am folgenden Tag mit Watchbox offiziell den Nachfolger zu präsentieren.
Clipfish ereilte damit ein ähnliches Schicksal wie MyVideo vor gut einem Jahr. Doch während ProSiebenSat.1 am Portalnamen festhielt und dort sein Entertainmentangebot bündelte, haben die Kölner Clipfish gänzlich zu Grabe getragen, allerdings nur namentlich. Wer Clipfish im Internet aufruft, wird direkt zu watchbox.de weitergeleitet, das die RTL Gruppe als „Nachfolger und Weiterentwicklung“ von Clipfish ins Feld führt. Die Clipfish-App wurde offenbar einfach in Watchbox umbenannt, denn im Google Play Store kann die 'neue' Watchbox App bereits über eine Mio. Downloads verzeichnen.
Und was ist nun Watchbox? Watchbox ist ein kostenloses, werbefinanzierters Streaming-Portal, das auf allen Endgeräten Inhalte aus dem Angebotsportfolio der Sendergruppe RTL zu Verfügung stellt und dieses Angebot mit fency Inhalten aufpeppen will. Thorsten Sandhaus, Leiter von Watchbox: „Mit Watchbox erweitern wir gezielt das umfangreiche Video-Portfolio der Mediengruppe RTL mit außergewöhnlichen Serien- und Film-Inhalten für eine junge Zielgruppe. Dabei setzen wir ganz bewusst gemäß unseres Kerngeschäftes auf ein werbefinanziertes Modell als attraktive und kostenlose Ergänzung zu abofinanzierten Angeboten."
Das Angebot wird von RTL interactive, einem Unternehmen der Mediengruppe RTL, produziert und verfügt zum Start über mehr als 1.000 Filme und 3.000 Serien-Episoden. Dieses Angebot soll fortwährend ausgebaut werden. Das Film- und Serien-Portfolio wird Genres wie Independent, British, Horror, Komödie, Science Fiction, Thriller und Anime, „abseits des Mainstreams“ abdecken.
Die Unterschiede zu Clipfish sind also nicht wirklich gravierend. Sicherlich war der Name 'Clipfish' nicht mehr zeitgemäß, allerdings wird RTL einige Werbeinvestitionen in die Hand nehmen müssen, um das neue Angebot von Watchbox bekannt zu machen. Das wird kaum nur über Freispots in den hauseigenen Funk-, Online- und TV-Umfeldern der Mediengruppe funktionieren.
Clipfish performte übrigens bis zum Schluss gar nicht so schlecht. So rangierte das Videoportal noch in einer Aprilauswertung der GfK unter den Top 5 Bewegtbildportalen mit der bundesweit höchsten durchschnittlichen Verweildauer (Platz 5 mit 55 Minuten im Monat, siehe Grafik oben) und laut letzter AGOF Auswertung (digital facts) kam das Videoportal auf eine Nettoreichweite von immerhin 1,43 Mio Unique Usern.
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