Björn Wenzel ist seit fast 20 Jahren im digitalen Marketing zu Hause. Seine berufliche Laufbahn hat ihn zuletzt als Leiter des Performance Marketings zu Pilot und danach als Geschäftsführer zur Mediaagentur Kontor Digital Media geführt. Im Jahr 2015 gründete er schließlich die Influencer Agentur Lucky Shareman und beschäftigt mittlerweile über 15 Mitarbeiter. Für Wenzel ist Facebook als Influencer Marketing Plattform nur bedingt geeignet, wie er im ADZINE Interview erklärt.
ADZINE: Guten Morgen Herr Wenzel, Sie führen mit Lucky Shareman eine Influencer Agentur. Wer sind ihre typischen Auftragsgeber?
Björn Wenzel: Etwa die Hälfte unserer Kunden sind Direktkunden. Unter ihnen sind die Kenntnisse zum Thema und die Bereitschaft darin einzutauchen sehr unterschiedlich. Einige arbeiten sehr eng mit uns zusammen, andere geben gerne das Ruder komplett an uns ab.
Die andere Hälfte besteht aus Agenturen. Darunter befinden sich klassische PR-Agenturen, die schon immer mit Künstlern zusammengearbeitet haben und Erfahrung mitbringen, bis hin zu Kreativagenturen, die zwar Ideen haben, aber noch Influencer für ihre Projekte suchen. Auch Mediaagenturen kommen zu uns, um uns als Teil ihrer Vermarkter einzusetzen und Influencer nutzen wollen, um Reichweite zu generieren.
ADZINE: Man hört immer wieder, dass der Erfolg von Influencer Marketing kaum messbar sei, ist da was dran?
Wenzel: Das ist totaler Quatsch. Das ist die Angst davor, die Budgets zu verlieren. Ich kann bei Influencern, genauso wie in der klassischen Online-Werbung, die generierte Reichweite ausweisen. Dasselbe gilt für die Interaktionen mit den Beiträgen. Für unsere Kunden machen wir unsere Arbeit mess- und nachvollziehbar, nur so konnten wir in den zwei Jahren unseres Bestehens so stark wachsen.
ADZINE: Welche Plattformen eignen sich derzeit besonders gut für das Influencer Marketing?
Wenzel: Im öffentlichen Fokus steht derzeit Instagram. Dort sind einfach viele jetzige Stars groß geworden. Früher war Youtube der Platzhirsch und ist immer noch stark vertreten. Die Plattform hat sich mittlerweile jedoch sehr professionalisiert. Damit ist ein Stück weit der individualistische Charme verloren gegangen.
Facebook nutzen wir nur noch selten. Das liegt auch ein wenig an der Art. Facebook ist kein nettes Netzwerk. Im Gegensatz ist Instagram aus Sicht der Nutzer ein Feel-Good-Netzwerk. Facebook hat sich durch die Branded-Content-Regelung selber ein paar Steine in den Weg gelegt. Hier muss Branded Content über ein Tool gekennzeichnet werden. Der zusätzliche Aufwand, das Tool zu benutzen, schreckt viele Influencer ab.
ADZINE: Welche Erfahrungen haben Sie mit Musical.ly gesammelt? Die App wird bei den Jugendlichen 14+ immer beliebter und hat allein über den Google Play Store über 50 Mio. Downloads erreicht. Allein in Deutschland soll es über 20 Mio. Accounts geben und knapp 5 Mio. aktive Nutzer. Ist diese Plattform bzw. App geeignet, um dort Influencer-Marketing zu betreiben?
Wenzel: Musically ist im Grunde genommen ein wenig wie Youtube. Die Nutzer bekommen den Sound vorgegeben und machen dazu selber ein Video. Sie können kreativ mit den Sachen umgehen, die ihnen vorher zur Verfügung gestellt werden – ein wenig wie Malen nach Zahlen.
Es gibt einige deutsche Musical.ly-Nutzer, die mehrere Millionen Follower haben. Diese Influencer lassen sich genauso nutzen, wie auf anderen Plattformen auch. Ganz klassische Kunden für Influencer Marketing auf Musical.ly sind vor allem Unternehmen, die Formen von Entertainment produzieren, sei es Musik, Video oder Film.
ADZINE: Aber wie genau kann das funktionieren? Das sind doch nur sehr kurze Videos.
Ein Fernsehsender wie RTL2 könnte bspw. ein Lied aus einer neuen Serie nehmen und von einem Protagonisten präsentieren lassen. Natürlich wird die Plattform auch von der Musikindustrie genutzt, um neue Songs zu bewerben. Auch für die Kleidungsindustrie ist die Plattform geeignet. Hier lassen sich mit Verlosungen von neuen Produkten zu Contests zwischen den Nutzern aufrufen, die daraufhin, ihre Styles in den Videos präsentieren. Dasselbe gilt für Spielzeug. Am Ende ist Musical.ly ein Channel, wo ich die junge Zielgruppe besonders gut erreichen kann.
ADZINE: Berücksichtigen Sie bei der Auswahl der Influencer auch das Alter?
Wenzel: Natürlich. Wir sichern uns rechtlich ab. Alle unsere Influencer werden vertraglich an uns gebunden und sie müssen mindestens 14 Jahre alt sein.
ADZINE: Herr Wenzel, vielen Dank für das Gespräch!
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