Nach vielen Jahren kehrt Frank Sültmann der Agenturszene den Rücken und wird Vorstand der programmatischen Vermarktungsplattform Yieldlab. Der ehemalige Amnet Geschäftsführer soll gemeinsam mit dem Gründer und Vorstand Marco Klimkeit die Weichen für Wachstum und Weiterentwicklung der deutschen Supply Side Platform (SSP) stellen. Kein leichtes Unterfangen, denn die US-Konkurrenz ist im Bereich Programmatic Selling besonders groß und die Zahl möglicher Neukunden limitiert. Unendlich viele Medienhäuser gibt es nun einmal nicht. Wir sprachen kurz mit Frank Sültmann über seinen Jobwechsel und die Strategieausrichtung von Yieldlab.
Als „Idealbesetzung“ beschreibt Yieldlab-Gründer Marco Klimkeit seinen neuen Vorstandskollegen, der in den letzten Jahren bei der Dentsu-Aegis-Tochter Amnet für die Abwicklung der Programmatic Kampagnen verantwortlich war. Und es ist ganz offensichtlich, mit Sültmann hat sich Yieldlab Agentur-Know-how eingekauft. „Wir geben Publishern, Mediaagenturen und Werbekunden gleichermaßen eine technologische Heimat für ihre bilateralen Geschäftsbeziehungen“, sagt Klimkeit.
ADZINE: Herr Sültmann, von der Buy Side zur Sell Side, von einer internationalen Werbeholding zu einem Adtech-Anbieter made in Germany. Das sind ja eigentlich unterschiedliche Welten. Warum wird Ihnen die Umstellung trotzdem nicht schwerfallen?
Frank Sültmann: Weil das Thema "konvergente und datengestützte Zielgruppenansprache" nach wie vor im Fokus steht. Für mich ist dabei nicht entscheidend, auf welcher Seite man agiert, sondern welchen Beitrag man zu leisten im Stande ist. Und da Yieldlab sich über die letzten Jahre als innovativer und leistungsorientierter Partner etabliert hat, ist mir meine Entscheidung sehr leicht gefallen.
ADZINE: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für das Wachstum von Yieldlab, der Markt scheint ja mit Google, AppNexus, Facebook oder auch OpenX fest in US-amerikanischer Hand?
Sültmann: Gerade in Deutschland haben wir ja über die Jahre gezeigt und erfolgreich bewiesen, dass sich ein am deutschen und europäischen Markt und seinen spezifischen Bedürfnissen ausgerichtetes Unternehmen wie Yieldlab als starke Alternative positionieren kann und den Markt führt. Dabei hilft uns selbstverständlich, dass wir hier immer vor Ort sind, einen super Service leisten und für ein vollständig transparentes Premium-Dienstleistergeschäft stehen. Wir wollen unsere Position immer weiter ausbauen und schauen uns selbstverständlich auch stärker im europäischen Ausland um: Man darf nicht vergessen, Programmatic steht gerade im Premiumbereich immer noch am Anfang: Programmatic TV und DooH haben gerade erst die ersten Gehversuche gemacht, da ist ein extrem weites Entwicklungsfeld, das wir in Zukunft über alle digitalen Kanäle bedienen wollen.
ADZINE: Warum kann ein Publisher auf die programmatischen Plattformen von Google und AppNexus verzichten, um sich optimal zu monetarisieren? Was sind die Vorteile eines deutschen Adtech-Anbieters, der überhaupt kein Header Bidding wie von AppNexus oder Dynamic Allocation à la Google zur Verfügung stellt?
Sültmann: Es bleibt dabei: Yieldlab hat mit seiner PreBid-Funktion "Yieldprobe" das Thema Header Bidding seit 2012 im Markt erfolgreich eingeführt. Es gibt für die deutschen Publisher keinen erklärbaren Grund, warum ein Multi-SSP-Ansatz zu mehr Umsatz führen sollte. Das ist und bleibt eine reine auf Restplatzvermarktung ausgerichtete Systematik, die uns ablenkt von dem, was dieser Markt und seine Player eigentlich vor sich haben: Data Driven Advertising und Programmatic konsequent im Premiumbereich einzusetzen und so für eine zukunftsfähige Entwicklung der Vermarktungsumsätze zu sorgen. Die individualisierte Zielgruppenansprache, über Endgeräte und Mediengattungen hinweg, wird letztendlich durch den Einsatz von Daten und Technologie ermöglicht. Offene und ganzheitliche Lösungen zu schaffen, daran arbeiten wir z. B. auch in unserer Kooperation mit SAP XM.
ADZINE: Zum Deal mit SAP XM: Ihr neuer Kooperationspartner SAP wird sich sicherlich auch an die Google Adexchange und AppNexus anbinden – wenn er es nicht schon längst tut. Wie bewerten Sie die neue Kooperation mit SAP vor dem Hintergrund der allgemeinen Walled-Garden-Diskussion?
Sültmann: SAP XM passt einfach sehr gut zu uns. Wir teilen die gleiche Sicht auf den Markt und seine Bedürfnisse und wir glauben daran, dass es neben den Medienkonglomeraten (Walled Gardens) reine technische Dienstleister geben muss, die sich primär und ausschließlich um die Bedürfnisse ihrer Kunden und nicht der eigenen Marge kümmern müssen. Sonst verlieren alle im Markt (außerhalb) der Gardens.
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