Ein Handy für Nostalgiker war das prägnanteste Thema des Mobile World Congress 2017. Angesichts des großen Hypes um die Rückkehr des Nokia 3310 könnte der Eindruck entstehen, die Mobilbranche bringe keine nennenswerten Innovationen hervor. Doch weit gefehlt: Neben jeder Menge Spielereien gab es ausgereifte Einsatzszenarien von Virtual und Augmented Reality, Startups, die Bots zum Geschäftsmodell erheben und neue Prioritäten im Mobile Marketing.
Hardware: Gepimpte Smartphones und Tablets und ein Projektor mit Wow-Faktor
Barcelona im März ist der Ort, an dem zahlreiche neue Mobilgeräte ihren ersten großen Auftritt haben. Eine bahnbrechende Entwicklung stach in diesem Jahr bei den mobilen Endgeräten nicht heraus. Die Hersteller verfeinern die Technik im Detail und trimmen ihre Produkte auf Nischenbedürfnisse für Outdoor-Liebhaber, Foto-Fans oder Fairtrade-Bewusste. Echte Faszination löst hingegen ein neuer Projektor von Sony auf Android-Basis aus. Der Xperia Touch macht Wände und andere Oberflächen zu einem interaktiven Bildschirm und kann unter anderem mit Gestensteuerung bedient werden. Die 100.000 Besucher aus 200 Ländern hatten außerdem jede Menge Gelegenheiten, in VR-Welten eintauchend durch die Messehallen zu stolpern. Chicer als die globigen Kastenmodelle kommt die Avegant Glyph VR-Brille daher, die das Bild auf die Netzhaut projiziert und ab jetzt auch auf dem europäischen Markt erhältlich ist.
Virtual und Augmented Reality: Aus Spielerei wird ernst
VR wird den Spielemarkt in den kommenden Jahren prägen. Hersteller präsentieren aber verstärkt auch ernste Einsatzszenarien. So zeigt HTC wie die VR-Brille Vive künftige Lackierer bei der Ausbildung unterstützen kann. Virtual Reality wird außerdem für Werbetreibende und Medienhäuser an Relevanz gewinnen. Red Bull Media House hat eine eigene VR-Plattform gestartet und fordert die Branche zu Kollaboration und Austausch auf, um den Trend massentauglich zu machen. Da mobile Endgeräte die einzigen technischen Geräte sind, die wir von früh bis spät immer bei uns tragen, sind sie prädestiniert, sich als Hub für die Steuerung neuer Technologien zu etablieren. Bei der Umsetzung von Virtual-oder Augmented-Reality-Szenarien oder dem Internet of Things, kommt dem Smartphone als Bedienoberfläche eine zentrale Rolle zu. Dadurch wächst der Anteil von Mobile bei der Mediennutzung weiter.
App Marketing: Alle sprechen über Retention
Im „App Planet“ war ein Messebereich 200 Ausstellern aus der App-Branche gewidmet. Monetarisierung und Nutzerbindung sind die großen Themen, die App-Anbieter und Vermarkter 2017 primär beschäftigen. Eine aktuelle Appsflyer-Analyse von Milliarden von weltweiten Kampagnendaten im zweiten Halbjahr 2016 zeigt deutlich eine Wende von Download-getriebenen Vermarktungsansätzen hin zum Fokus auf die Aktivierung bestehender Nutzer. Die Wiederkehrraten (Retention) sind im Vergleich zum Vorjahr generell gestiegen, in einzelnen Segmenten wie Shopping gar um 50 Prozent. Die Zuwächse sind ein Indiz dafür, dass App-Vermarkter die Bedeutung von Retention verinnerlicht haben. Durch exakte Kampagnenanalyse und Attribution wissen App-Vermarkter, welche Quellen die wertvollsten Nutzer bringen und können Kampagnen nicht nur reichweitenorientiert, sondern auch auf Retention hin optimieren.
Neue Interaktionsformen: Voice Control und Bot
Mit wachsender Popularität von Alexa wird auch die Mobil-Branche gezwungen sein, Sprachsteuerung zu verbessern. Je mehr Nutzer gewöhnt sind, ihre Befehle und Anfragen in den Raum zu rufen, desto weniger werden sie sich mit den kleinen Smartphone-Tastaturen abmühen wollen. Perspektivisch bedeutet das, dass sich in der mobilen Werbung künftig neben Video- auch neue Audioformate durchsetzen werden. Eine weitere Interaktionsform mit Potenzial ist die Automatisierung von Kundenkommunikation über einen Bot. Das Startup ReplayAi bietet beispielsweise eine Technologie, mit der Unternehmen Bots in Apps wie Facebook Messenger oder Kik einsetzen können.
Letztlich zeigt der MWC, dass Technologien immer stärker miteinander verschmelzen. Auch deshalb bleibt die Mobilindustrie in Barcelona nicht länger unter sich. Anbieter aus der Automobil- und Smart-Home-Branche sind stärker als in den vorgegangenen Jahren vertreten und präsentieren ihre Mobile-Ansätze.
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