Am Wochenende wurde der größte Deal der Jahres abgeschlossen. Der Telko-Riese AT&T plant das Medienunternehmen Time Warner für 85,4 Milliarden – mit den übernommenen Schulden sogar 108,7 Milliarden – US-Dollar aufzukaufen. Zu Time Warner gehören Angebote wie HBO, CNN und das Hollywood-Studio Warner Bros. Mit der Übernahme bündelt AT&T sowohl die Produktion als auch die Übermittlung von Medieninhalten. Ein Zusammenschluss in diesem Ausmaß ruft jedoch auch Kritiker auf den Plan. Der US-Senat hat bereits angekündigt, den Deal genau überprüfen zu wollen.
Andere Verhältnisse als in Deutschland
In den USA haben große Telekommunikations- und Kabelanbieter bisher auch immer den Vertrieb der großen TV-Kanäle übernommen. Ohne ein Abo bekommen die Nutzer nur eine sehr geringe Auswahl an Sendern zu sehen. Jedoch nimmt die Zahl derer zu, die sich von ihren PayTV-Anschlüssen lösen und stattdessen auf Netflix und Amazon ausweichen. Dadurch schrumpft eine große Einnahmequelle von Unternehmen wie AT&T. Sie drohen zu einfachen Datenlieferanten zu werden.
AT&T hat sich bereits in 2015 durch den Kauf von DirectTV zum größten PayTV-Anbieter der USA gemacht und ist unter den Internet- und Mobilanbietern auf dem zweiten Platz. Der Kauf von Premium-Inhalten für diese Kanäle war für das Unternehmen der nächste logische Schritt. Durch den Kauf von Time Warner kann AT&T nun auch Content bieten, den es mit seinen Daten anreichert. Dadurch tritt das neugeschaffene Medienunternehmen in Konkurrenz zu Netflix und Amazon.
Kauf steht unter scharfer Beobachtung
Bei der Konkurrenz und Verbraucherschützern wächst jedoch die Furcht, dass der Deal zu führen könnte, die Inhalte gegen andere Anbieter anzuwenden. So könnte AT&T die Preise für CNN und HBO für andere PayTV-Anbieter erhöhen, während sie die Inhalte in eigenen Angeboten für weniger Kosten anbieten.
In einem Interview am Sonntag hat Randall Stephenson, CEO von AT&T diese Befürchtung abgetan. Es würde geschäftlich keinen Sinn machen, den Vertrieb von Time Warner zu begrenzen. Er sehe die Vorteile des Kaufs eher auf Seiten von Time Warner. So könne AT&T das Medienunternehmen und die darauf Werbenden mit zusätzlichen Nutzerdaten versorgen.
Auch die Präsidentschaftskandidaten haben sich bereits zu dem Deal geäußert. So hat Donald Trump angekündigt, er werde den Kauf unterbinden, sollte er Präsident werden. Auf Seiten der Demokraten zieht der potenzielle Vizepräsident Tim Kaine weniger drastische Konsequenzen, steht jedoch die Konzentration von Medien in dem Ausmaß kritisch gegenüber.
Potentielle Auswirkungen auf den Markt
Das Wall Street Journal sieht im Eintritt von AT&T in das Mediengeschäft größere Konsequenzen voraus. So wäre es möglich, dass Amazon, das bereits Anstalten macht, in das TV-Geschäft einzusteigen, ein ähnliches Angebot schnürt wie die Kabelanbieter und dabei durch Werbung auf die eigene E-Commerce-Plattform weniger Geld von Nutzern verlangen kann.
Bevor es jedoch zu einem Abschluss des Kaufs kommen kann, hat jedoch der US-Senat ein Wort mitzureden. Bereits der Deal zwischen NBC Universal und dem Telko-Unternehmen Comcast in 2011 wurde erst nach kritischer Überprüfung durchgewunken.
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