Eine vom Digitalverband Bitkom in Auftrag gegebene Umfrage prognostiziert, dass deutsche Verbraucher künftig vermehrt das Internet für ihre Bankgeschäfte nutzen werden. Rund 70 Prozent der befragten Internetnutzer wickeln ihre Bankgeschäfte online ab. Häufig werden dafür mobile Geräte wie Smartphones (31 Prozent) und Tablets (42 Prozent) verwendet. Neuen Technologien, wie einer automatisierten Finanzberatung, oder Investments auf Grundlage von Crowdfunding stehen sie skeptisch gegenüber. Befragt wurden 1007 Verbraucher ab 14 Jahren, darunter 814 Internetnutzer.
Online-Banking ist täglich Brot
Laut der Befragung führen 70 Prozent der Internetnutzer Bankgeschäfte online durch. Dabei rufen sie vor allem ihren Kontostand ab (100 Prozent) und tätigen Überweisungen (96 Prozent). Außerdem werden im Rahmen des Online-Banking zum Beispiel neue Debit- oder Kreditkarten angefordert (13 Prozent), Prepaid-Handykarten aufgeladen (9 Prozent), persönliche Finanzberatungen in Anspruch genommen (6 Prozent) oder ausländische Währungen für den Urlaub bestellt (3 Prozent).
Internet ersetzt Filiale
” (Ulrich Dietz, Bitkom-Vizepräsident)„Nahezu alle Finanzgeschäfte können heute bequem, sicher und schnell im Internet erledigt werden“
Fast ein Drittel der Nutzer von Online-Banking (30 Prozent) verzichtet dabei komplett auf den Weg zur Bank und erledigt seine Bankgeschäfte ausschließlich via Web. Die restlichen zwei Drittel der Online-Banking-Nutzer gehen zusätzlich hin und wieder noch zum Schalter. „Häufig ist ein Besuch in einer Bankfiliale nicht mehr nötig“, meint Ulrich Dietz, der Vizepräsident bei Bitkom. „Selbst Beratungsgespräche können heute schon per Videochat geführt werden, auch außerhalb der üblichen Öffnungszeiten. Diese Angebote müssen noch weiter ausgebaut und bekannter gemacht werden.“
Mobile nimmt langsam zu – Desktop verliert an Grund
Der Wandel hin zu Mobile hat sich auch im Online-Banking vollzogen. Wer seine Bankgeschäfte im Internet erledigt, verwendet dafür schon in vielen Fällen sein Smartphone. So erklärt gut jeder dritte Nutzer von Online-Banking, dafür sein mobiles Telefon einzusetzen (36 Prozent). Im Vorjahr kamen die mobilen Nutzer auf ähnlich hohe 34 Prozent. Zum Tablet greifen sogar 42 Prozent der Nutzer (Vorjahr: 39 Prozent).
Scheint der Anteil von Laptop und Smartphone nur im kleinen Prozentbereich zu wachsen, verliert der Desktop wesentlich spürbarer an Boden. Nur noch jeder Zweite (50 Prozent) nutzt den Desktop-PC für Online-Banking. Im letzten Jahr lag dieser Wert noch bei 62 Prozent. Die Studie zählt den Laptop jedoch nicht mit zum Desktop-Segment. Hier liegt der Nutzeranteil bei 61 Prozent und damit erstmalig höher als beim Desktop-PC.
„Der Trend beim Online-Banking geht weg vom Desktop-PC und hin zu mobilen Geräten. Dabei wird das Smartphone noch weiter an Bedeutung gewinnen, vor allem dank innovativer Apps, die Online-Banking auf dem Mobilgerät immer intuitiver und unkomplizierter machen“, prophezeit Ulrich Dietz. Wer heute Smartphone-Banking betreibt, checkt in vielen Fällen ausschließlich den Kontostand (67 Prozent), immerhin 13 Prozent tätigen aber auch Überweisungen per Smartphone. Fast jeder Dritte (30 Prozent) verwendet für das Online-Banking per Smartphone eine App.
Erschließung neuer Möglichkeiten
Über das klassische Online-Banking sowie Online-Kredite oder -Versicherungen hinaus entstehen im Internet derzeit auch eine Reihe von plattformbasierten Modellen wie die Peer-to-Peer-Finanzierung. Beim Peer-to-Peer- beziehungsweise Crowdlending treten Privatverbraucher selbst als Kreditgeber auf. Derzeit sind die Nutzer jedoch noch vorsichtig, was diese neuen Anlegemöglichkeiten betrifft. Lediglich zwei Prozent der Internetnutzer haben sich bisher auf diesem Wege Geld geliehen, neun Prozent können sich das vorstellen.
Beim Crowdinvesting schließen sich viele Personen zusammen, um sich gemeinsam an einem Unternehmen zu beteiligen. Die Investoren können einen Betrag ihrer Wahl anlegen und erhalten im Gegenzug eine Beteiligung an den Erträgen und den Wertsteigerungen des Start-ups. Auch hier halten sich noch viele zurück. Zwei Prozent der befragten Internetnutzer geben an, schon einmal auf diese Weise Geld investiert zu haben, vier Prozent sind aufgeschlossen dafür.
Nutzer sind vorsichtig bei neuen Technologien
Neuen Technolgien, wie zum Beispiel der Bankberatung durch ein Programm, werden nur sehr vereinzelt aufgenommen. Nur rund 15 Prozent der Internetnutzer finden ein solches Szenario interessant. Dabei könnte das Programm mit Hilfe von Algorithmen zum Beispiel Empfehlungen für die Geldanlage generieren. Bankberater würden nur in Einzelfällen oder auf Wunsch des Kunden hinzugezogen werden. Empfehlungen für Finanzprodukte auf der Grundlage von Daten aus sozialen Netzwerken sind für 5 Prozent der Deutschen interessant. Hierbei wäre zum Beispiel denkbar, dass ein Kredit automatisch angeboten wird, wenn sich der Beziehungsstatus im sozialen Netzwerk auf „verheiratet“ ändert.
„Neue und innovative Modelle für das Banking, die Finanzberatung, die Kreditvergabe oder die Geldanlage sind oft bequemer und kundenfreundlicher als herkömmliche Verfahren und können finanziell hochinteressant sein. Genauso wie das Online-Banking werden sie sich mittelfristig bei den Verbrauchern durchsetzen“, so Dietz.
Es besteht Aufklärungsbedarf
Allerdings seien die Deutschen in Geldfragen traditionell eher vorsichtig und wüssten zudem noch wenig über die neuen Angebote. Tatsächlich sagen 66 Prozent der Befragten: „Ich verstehe viele digitale Angebote rund um Banking und Bezahlen nicht.“ 67 Prozent erklären zudem: „Ich verstehe die Finanzwelt immer weniger.“ Dietz erklärt, Banken müssten nun Aufklärungsarbeit leisten und Vertrauen aufbauen.
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