Unternehmen aus den Bereichen Handel, Produktion und Herstellung sind überwiegend nicht für die Digitalisierung gerüstet. Das will die Fokusgruppe Digital Commerce im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. in einer Studie zur Abfrage des digitalen Reifegrades von Unternehmen herausgefunden haben. Für die Erhebung wurden Führungskräfte von 100 Unternehmen befragt und daraufhin die Unternehmen in fünf Reifegrade eingeteilt. Weniger als die Hälfte der Befragten findet sich nach der Einteilung in den oberen beiden Reifegraden wieder.
Der Großteil der befragten Unternehmen ist nicht „reif“ für die Digitalisierung. Jedes zehnte von ihnen befindet sich in der sogenannten „Ruhe-Phase“, dem niedrigsten Reifegrad. Eine angepasste Strategie oder gar digitale Kompetenzen auf Seiten der Mitarbeiter fehlen in diesen Unternehmen. Im Reifegrad zwei, der „Starter-Phase“, finden sich 15 Prozent wieder. Erste digitale Projekte sind zwar erkennbar, werden jedoch nur vereinzelt umgesetzt. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der befragten Unternehmen wird in der „Pilot-Phase“ eingeordnet, in der anhand erster Erfahrungen mit digitalen Projekten bereits sporadisch Strategien umgesetzt werden. Impulse gehen dort von der Führungsebene aus, so dass crossfunktionale Teams entstehen, die zumindest ein Grundbewusstsein für die digitale Transformation entwickeln.
Knapp ein Drittel (32 Prozent) der Unternehmen befinden sich bereits in der „Digitalisierungsphase“ – das entspricht Reifegrad vier. Hier ist der kulturelle Wandel schon deutlich erkennbar; die Digitalisierung erreicht die Führungsstrategie, Kernprozesse, Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens und führt bereits zu positiven wirtschaftlichen Effekten. Jedes sechste Unternehmen erreicht den höchsten Reifegrad fünf und gilt damit als „digitalisiert“: Die Digitalisierung zieht sich durch sämtliche Prozesse, die Online-Welt ist mit der Offline-Welt perfekt verzahnt und die gesamte Organisation ist auf die Umsetzung digitaler Prozesse ausgerichtet.
„Die Selbstwahrnehmung deutscher Handelsunternehmen ist mitunter deutlich zu optimistisch und schönt die Wirklichkeit“, kritisiert BVDW-Vizepräsident Achim Himmelreich. „Deutsche Handelsunternehmen werden sich im globalisierten Wettbewerb nur dann behaupten können, wenn sie sich der digitalen Transformation stellen, alle Bereiche und Facetten ihrer Strategie der Digitalisierung unterordnen und eine entsprechende Kultur im Unternehmen verankern. Doch die in Deutschland auch durch die Politik vorgelebte Kultur der Skepsis steht notwendigen – wenn auch mutigen – Entscheidungen nicht selten im Weg.“
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