In den Augen der Verbraucher wird Werbung oft als notwendiges Übel, wenn nicht gar als störendes Beiwerk empfunden. Zu oft werde auf Produkte oder Dienstleistungen hingewiesen, die am individuellen Interesse des einzelnen Verbrauchers vorbeigingen. Dabei wären passende Verbrauchertipps durchaus willkommen.
Um dem Problem eines enormen Streuverlusts zu begegnen, fokussieren Werbetreibende ihre Botschaften auf „ihre“ Zielgruppe. Geprägt von traditionellen Zielgruppenstrategien wird das Targeting von Kampagnen meist auf die üblichen soziodemographischen Merkmale beschränkt. Mit dieser Marketingstrategie mögen z. B. Hersteller von Damenhygieneartikeln, die Frauen in einem bestimmten Alter nachfragen, gut beraten sein. Doch ist diese Unterscheidung auch hilfreich für Banken, die spezielle Anlageprodukte, genauer Zertifikate bei ihren Kunden platzieren wollen? Sind Männer mittleren Alters (mit überdurchschnittlichem Einkommen) hier die einzig richtigen Ansprechpartner? Und ist diese traditionelle Targeting-Strategie auch hilfreich für Reiseveranstalter, die ihre Topprodukte wie z. B. Mallorca-Reisen gezielt bewerben wollen? Ist dieses Reiseziel wirklich nur interessant für jugendliche Partygänger? Oder auch für geruhsame Rentner?
Die gezielte Suche nach der perfekten Zielgruppe
Keine Frage: Eine zielgruppengerechte Ansprache gelingt noch erfolgreicher, wenn neben soziodemographischen Merkmalen konkretere Informationen berücksichtigt werden. Hinsichtlich Zielgruppenpräzision stellt der Werbekanal Search sicherlich ein Optimum dar. Wer z. B. nach „Reisen Mallorca“ sucht, dürfte aktuell an Reisen nach Mallorca interessiert sein. Und wer „Zertifikate“ in das Suchfeld eingibt, bekundet direkt ein Interesse an diesen Anlageprodukten. Dieser Ansatz, d. h., wer nach bestimmten Produkten oder Dienstleistungen sucht, offenbar auch die richtige Zielgruppe darstellt, lässt sich indessen auch mit kostengünstigeren Alternativen als Search verfolgen. Das messbare Surfverhalten bietet reichhaltiges Inventar an wertvollen Informationen. So sind Nutzer von Reiseplattformen, die in die Suchmasken als Reiseziel Mallorca eingeben, geeignete Empfänger für Werbung speziell für Reisen nach Mallorca. Besucher von Finanzplattformen, die sich nach Kursen von Zertifikaten erkundigt haben, dürften durchaus empfänglich sein für wertvolle Hinweise speziell in diese Richtung.
Data-Management-Plattformen im Werbemarkt
Die Aufgabe, individuelle Konsummuster von Millionen einzelner Nutzer zu erheben und zu analysieren, bedarf eines enormen datentechnischen (und personellen) Aufwands. Im Zuge sich rasant entwickelnder technologischer Ressourcen von „Big Data“ stehen mit Data-Management-Plattformen (DMP) nunmehr Instrumente zur Verfügung, die in dem Meer digitaler Informationen die geeigneten Zielgruppen identifizier- und adressierbar machen. Dabei können Werbetreibende, Publisher und Netzwerke gemeinsam agieren und ihr Spektrum des Zielgruppenmarketings weiter ausbauen:
- Advertiser: Für sie eröffnen sich auf der Basis eigener Webdaten („1st Party Data“) ganz neue Perspektiven. Traditionell sammeln sie im Rahmen ihrer CRM-Aktivitäten präzise Kundendaten, nicht nur zu Soziodemographien, sondern auch zu Käufen oder Transaktionen. Im Zusammenspiel mit ihren Webseitendaten (Seitenaufrufe und andere Ereignisse) können sie nun mit Hilfe einer DMP ein weites Spektrum an unternehmenseigenen Zielgruppen kennenlernen und adressieren
- Publisher: Auch sie können von einer DMP erheblich profitieren. Um sich mit ihren Nutzern als eigenständige Zielgruppe noch gezielter und erfolgreicher am Markt zu positionieren, können sie nun detailliertere Nachfragen nach Zielgruppen bedienen. Haben z. B. Reiseportale ihre User bislang noch schlicht mit „Interesse an Reisen“ vermarktet, so können sie nun anhand der Suchabfragen konkret anstehende Reisepläne ins Spiel bringen, nicht nur betreffend den gewünschten Destinationen, sondern auch bezüglich der Reisezeit, den Hotelkategorien, der Verpflegungsart oder beliebten Freizeitangeboten. Aus diesen Informationen eröffnen sich für Hotelgewerbe, Mietwagenanbieter oder Eventmarketer noch wertvollere Zugänge zu Marktteilnehmern – lukrativ auch für die Publisher.
- Netzwerke: Besonders sie stehen vor neuen Herausforderungen in einer stärker vernetzten Datenwelt. Der umfassende Zugang zu thematisch ganz unterschiedlich interessierten Nutzergruppen erweitert nochmals den Bestand an Informationen und damit das Spektrum an präzisen Zielgruppenstrategien. Ein DMP-Netzwerk kann einerseits mit den Daten der Publisher und andererseits mit den (CRM-)Daten der Advertiser einen optimal abgestimmten Marktplatz von Angebot und Nachfrage organisieren. Beide Seiten können sich aus dem reichhaltigen Fundus des Netzwerks bedienen und ihre Daten mit zusätzlichen Informationen anreichern. Und sollten einmal die avisierten Kundengruppen zwar sehr zielgenau, aber auch sehr spitz und damit sehr klein ausfallen, ermitteln intelligente Algorithmen des Machine Learning auch diejenigen „Look-alikes“, deren Surfverhalten, soziodemographische Merkmale, Mediennutzung oder andere Aktivitäten denen der Kernzielgruppe sehr ähnlich sind. Auf diese Weise wird auch im Falle schwer erreichbarer Zielgruppen eine beachtenswerte Reichweite erzielt.
Grundsätzlich wird mit diesen erweiterten Zielgruppenansätzen sowohl dem Branding- als auch dem Performancegedanken in gleichem Maße entsprochen: Hohe Reichweiten werden angestrebt und zugleich durch besondere Relevanz hohe Erfolgsquoten bzw. niedrige Kosten hinsichtlich Clicks und Conversions erzielt. Eine zunehmende Minimierung von Streuverlusten und eine gezielte Response-Optimierung führen gemeinsam zu einer wachsenden Akzeptanz und Aufwertung von Werbung – nämlich als willkommene Verbrauchertipps.
EVENT-TIPP ADZINE Live - Industry Preview - Media & Tech Agenda 2025 am 22. Januar 2025, 11:00 Uhr - 12:30 Uhr
Welche Themen sollten Advertiser und ihre Agenturen, aber auch die Medien, ganz oben auf der Agenda haben für 2025? Welche Technologien werden bei den großen Herausforderungen, wie z.B. Datenschutz, Addressability, Qualitätssicherung, Messbarkeit und Einkaufseffizienz im digitalen Mediabusiness 2025 eine wichtige Rolle spielen? Jetzt anmelden!