Deutsche Verleger fühlen sich von Apple überfallen
26. Oktober 2012Nachdem Apple am Freitag die Preise im App-Store und bei iTunes für den Euro-Raum, Dänemark und Mexico erhöht hat, hagelt es Kritik von den beiden deutschen Verlegerverbänden BDZV und VDZ. Diese fühlen sich schlichtweg von Apple überfallen.Die Preiserhöhungen seien schlecht für Kunden und Anbieter und ein inakzeptabler Eingriff in die Preishoheit der Verlage. Indirekt drohen die Verlegervebände mit anderen Alternativen am App-Markt. Schließlich wird Steve Ballmer am 8.November beim VDZ über eine "neue Ära von Möglichkeiten " sprechen.
Cowboys im Porzellanladen
Ein cleverer Schachzug ist was anderes. Denn die eigensinnige Preispolitik könnte weit mehr Folgen für Apple haben als nur schlechte Presse. Just hat Microsoft das Tablet taugliche und wettbewerbsfähige Windows 8 auf den Markt geworfen, da erhöht Apple deutlich die Preise im App-Store und im iTunes Store – das ohne Rücksprache mit den Publishern.Die Preiserhöhungen liegen in einer Spannbreite von 10 bis 20 Prozent. Für die günstigste App sind nun 89 Cent statt 79 zu berappen; Apps, die 3,89 Euro kosteten, gehen jetzt für 4,49 Euro über den digitalen Ladentisch, berichtet Die Welt. Vermutlich reagiert Apple mit den Preiserhöhungen auf die Wechselkursentwicklung der vergangenen Monate. Bei der letzten Erhöhung 2012 wurde der Euro-Raum noch verschont.Warum allerdings Apple es nicht für nötig befunden hat die Verlage dazu in Kenntnis zu setzen, bleibt ein Geheimnis der Kalifornier aus Cupertino.
Die Verlage reagierten heute am späten Nachmittag mit einer gemeinsamen Presseerklärung
„Die nicht angekündigten deutlichen Preiserhöhungen von Apple für die Angebote im App-Store und iTunes-Store wirken sich als inakzeptabler Eingriff in die Preishoheit der Verlag aus, der ihrem wachsenden Mobile-Geschäft schadet und sich über Kunden-Interessen hinwegsetzt“, erklärten heute die Sprecher vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) in Berlin.
„Die zum Teil erhebliche Erhöhung der Preise hat die Kunden bereits irritiert und bringt das auch gegenüber den entsprechenden Print-Produkten austarierte Preisniveau erheblich durcheinander“, kritisierten die Verlegerverbände. Durch die Auto-Renewal-Funktion seien bereits jetzt viele Abos automatisch beendet worden. „Das Verhalten ist nicht erklärbar und absolut verantwortungslos“, so die Sprecher weiter. Denn vorab waren weder Verlage noch Nutzer informiert worden.
„Diese Verletzung der Spielregeln wird Apple öffentliche Sympathiepunkte kosten“, zeigten sich VDZ und BDZV überzeugt. Vor allem aber schade dieses Vorgehen dem aufgebauten Vertrauen der Verlage zu Apple als Marktpartner und widerspricht Apples Rolle als Unterstützer von Paid-Content-Strategien. Zum Glück gebe es vor diesem Hintergrund weitere interessante Geschäftspartner im App-Markt. Interessante Randnotiz. Der VDZ gab heute bekannt, dass Microsoftchef Steve Ballmer am 8. November 2012 vor über 800 erwarteten Gästen des VDZ Publishers´ Summit zum Thema „A new era of opportunity“ sprechen wird.