Im Gleichschritt mit dem Siegeszug des Smartphones hat auch die App einen festen Platz in der modernen, von Technik bestimmten Welt erhalten und dabei den einen oder anderen Entwickler zum Millionär gemacht. Doch häufig endet die Beziehung zwischen dem Entwickler und seiner App bereits nach dem Download der Applikation durch den Endnutzer. Dies liegt häufig an einer fehlenden App-Analyse-Software, die die passenden Leistungskennzahlen liefern kann und den Sicherheitsbestimmungen der Plattformbetreiber entspricht.
Dies scheint eigentlich kaum vorstellbar, ist doch die Analyse von Webseiten mittlerweile ein absolut fester Bestandteil jedes professionellen Online-Auftritts. Hier werden neben Besucherzahlen, Klickverhalten, Verweildauer, angesehenen und gekauften Artikeln gelesene Berichte und geteilte Inhalte entsprechend nach der jeweiligen Charakteristik der Webseite erfasst. Anschließend kann der Betreiber der Webseite eindeutig analysieren, wie gut oder schlecht die Prozesse und Inhalte seiner Seite angenommen werden, und dann Optimierungsmaßnahmen ableiten. Von besonderer Bedeutung ist dies, wenn die Webseite eine strategische Position im Gesamtunternehmen einnimmt.
Die Analyse der App verläuft anders als bei der Verwendung eines normalen Browsers, da eine App ein natives Programm darstellt und die aus der Webanalyse üblichen Tracking-Verfahren nicht eins zu eins zum Einsatz kommen können. Klickt man im Browser auf einen Link, dann wird eine neue eindeutig zuzuordnende URL aufgerufen und diese erfasst. Bei der App hingegen kann es passieren, dass etwa nur ein kleines Overlay eingeblendet oder eine Darstellung vergrößert wird. Um dies zu erfassen, werden bei Apps bestimmte Views oder auch Screens vom App-Anbieter über die Library definiert. Hierfür bieten professionelle Web-Analyse-Anbieter eine spezielle Tracking-Library, die in die App importiert wird. Anschließend kann an jeder beliebigen Stelle ein Tracking-Event erzeugt und dieser an die Library übergeben werden.
Da im Bereich des mobilen Trackings auf die Menge des Datenvolumens und teilweise nicht verfügbare Internetverbindungen geachtet werden muss, ist die Library mit einem Tracking-Puffer ausgestattet. Dies hat den Vorteil, dass die Übertragung zum Tracking-Server asynchron ist und nicht bei jedem "Klick" ein Event verschickt wird, sondern die Daten so lange im Puffer gespeichert werden, bis eine Übertragung sinnvoll ist. Bei verlorener Internetverbindung kann der Puffer die Events so lange speichern, bis die Verbindung wieder erfolgreich hergestellt wurde. Um das Datenvolumen minimal zu halten, werden die Tracking-Events vor dem Versenden komprimiert.
Um die Events einem Nutzungsvorgang zuzuordnen, kommt auch beim App-Tracking das aus der Webanalyse bekannte Verfahren der Session-ID zum Einsatz. Das Verwalten der Session wird dabei ebenfalls von der Tracking-Library übernommen. Ganz wichtig ist natürlich der Datenschutz bei diesen Analysen – weder die Session-ID noch andere aus der App erhobene Daten enthalten personenbezogene Daten.
Die Standardkennzahlen, die in einer App erhoben werden sollten, beantworten Fragestellungen rund um die Themen Reichweite, Content, Ziele, Usability, Client-Infos, Werbung, Shop und Warenkorb. Spezifischere Analysen beschäftigen sich beispielsweise mit Hoch- oder Querformat-Nutzung der App. Da die Optimierung der Darstellung für beide Formate mit Kosten verbunden ist, sollte der Bedarf nach dieser Zusatzunktion zuerst ermittelt werden. Des Weiteren kann man bei der App-Analyse beim Thema Reichweite bereits eine Kennzahl bilden, wenn Downloads und First Unique Visitors ins Verhältnis gesetzt werden. Somit bekommt man eine Aussage darüber, ob eine App nach dem Download überhaupt verwendet wird. Denn hohe Downloadzahlen alleine haben keinen Mehrwert für das Unternehmen, wenn die App anschließend nicht genutzt wird.
Ob App oder Web, für beide gilt, dass die Festlegung der zu analysierenden Leistungskennzahlen an den Stellenwert der Angebote innerhalb des Unternehmens und an die spezifische Natur der Angebote gebunden ist. Je komplexer die Prozesse und Ziele einer App oder einer Webseite gestaltet sind, etwa bei Shopping-Angeboten, desto wichtiger ist die richtige Auswahl der Kennzahlen, die in Reports Aussagen über den Erfolg der Webseite belegen können. Bei vielen Standardanalyselösungen werden aber nur Standardkennzahlen geliefert; daher empfiehlt sich sowohl bei der Wahl einer Web- als auch der Wahl einer App-Analyse-Software eine eingehende Beratung durch den Softwareanbieter. Dieser sollte in der Lage sein, die jeweiligen Bedürfnisse des Unternehmens zu identifizieren und dann die richtigen Kennzahlen und Reports für die Analysen zu definieren.
Gleichzeitig sollte der Speicherort der Analysedaten berücksichtigt werden – bei der Einbindung von Dritten ist der Grad der Datensicherheit nicht immer klar erkennbar. Bei sensiblen Prozessen sollte aber immer ein hoher Sicherheitsstandard zugrunde liegen. Daher empfiehlt es sich, die Analyse mit einer Software auf den eigenen Servern erfolgen zu lassen. Dies geschieht übrigens nicht nur im Interesse des Datenschutzes, sondern auch, um den Vorgaben der App-Marktplätze zu entsprechen und dort keine Zweifel an der Datenschutzkonformität der App aufkommen zu lassen.
Die erfolgreiche Analyse einer App trägt ebenso wie die Analyse von Webseiten zum fortlaufenden Erfolg der App und des Unternehmens bei. Entsprechend dem Nutzerverhalten können Inhalte, Benutzeroberfläche und Prozesse angepasst werden, sodass die App gemeinsam mit der Webseite nachweislich und belegbar zum Geschäftserfolg des gesamten Unternehmens beiträgt.
Über den Autor:
Mario Ciccarese ist Diplom-Informatiker und arbeitet seit 1991 in der IT-Branche. In den vergangenen 13 Jahren war er in unterschiedlichen Managementpositionen tätig, unter anderem sieben Jahre bei Oracle sowie bei UNIT4 Business Software und KIRP. Seit dem 01. Oktober 2011 ist Ciccarese Geschäftsführer des Esslinger Webanalyse-Spezialisten Mindlab Solutions.