Die internationale Strategieberatung "OC&C Strategy Consultants" hat die Online-Aktivitäten großer Verlagsgruppen und TV-Sender in Deutschland untersucht. Auch in diesem Jahr haben die nicht auf Marken bezogenen Investitionen zugenommen. Insbesondere die Verlage Holtzbrinck und DuMont Schauberg fielen durch ihre Aktivitäten auf. Burda und Springer haben international die einträchtigsten Online-Geschäftsmodelle.
Insbesondere die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck hat das Onlinegeschäft zwischen 2009 und 2011 mit 31 zusätzlichen Beteiligungen (bei 25 Abgängen) neu strukturiert und ausgeweitet. In diesem Zeitraum gehen damit ein Drittel aller Online-Aktivitäten auf das Konto der Stuttgarter. Auch der Springer-Verlag hat sein Portfolio mit 13 Zugängen (bei vier Abgängen) ausgebaut. Die Hubert Burda Media-Gruppe sowie Gruner+Jahr waren ebenfalls aktiv und haben den Bestand mit jeweils elf Zugängen aufgefrischt (bei neun bzw. drei Abgängen) — dies jedoch mit unterschiedlichen Strategien: während Burda über Beteiligungen aktiv war, hat Gruner+Jahr vornehmlich auf digitale Eigengründungen gesetzt. Neben den überregionalen Platzhirschen haben erstmals regionale Verlage ihre Portfolios signifikant erweitert. Durch elf Investitionen des Tochterunternehmens Dumont Ventures unterstreicht vor allem DuMont Schauberg die Ambitionen im Onlinegeschäft.
Wie schon in den vergangenen Jahren fließen die meisten Investitionen in den Bereich E-Commerce. In diesem Segment wurden 31 neue Beteiligungen getätigt — das entspricht einem Drittel aller Investitionsaktivitäten. Neben E-Commerce-Angeboten verzeichneten lokale Plattformen seit 2009 deutliche Zuwächse, so z.B. Rubrikangebote, Verzeichnisse und lokale Suchen. Insbesondere Springer, Holtzbrinck und Dumont besetzen den Bereich der lokalen Suche mit insgesamt sieben Neuinvestitionen. Im Detail konzentrierten sich die Verlagshäuser auf Themen wie Lieferplattformen (lieferheld.de, lieferando.de) und lokale Angebotsseiten (kaufda.de, friendticker.de). Holtzbrinck und Springer waren darüber hinaus im Rubriken-Segment aktiv und haben in Beteiligungen aus den Bereichen Automobile, Immobilien, Job und Matching investiert (u.a. autoda.de, edarling.de, jobanova.de). Springer ist mit der Akquisition des französischen Immobilienportals SeLoger für 600 Mio. Euro dabei auch im Ausland tätig geworden.
Private TV-Sender investierten online besonders in Gaming und Entertainment. Pro7SiebenSat.1 setzt mit der Übernahme von Alaplaya und weiteren, zum Spieleanbieter burda:ic gehörenden Gaming-Plattformen, auf das schnell wachsenden Spiele-Segment. Die RTL-Gruppe versucht, mit der von RTL interactive produzierten Spieleplattform Gamechannel im Games-Markt Fuß zu fassen. Darüber hinaus wagt sich RTL mit der Übernahme der von Bertelsmann entwickelten Online-Lernplattform Scoyo in den bislang relativ unberührten Education-Bereich vor.
Digitaler Umsatzanteil wächst
Burda und Springer erzielten 2010 nach eigenen Angaben 35 Prozent bzw. 25 Prozent des Umsatzes mit Onlinegeschäften. Damit liegen die Verlagshäuser im internationalen Vergleich auf den vorderen Plätzen. Branchenprimus war zuletzt die Guardian Media Group aus Großbritannien mit einem Online-Anteil von 41 Prozent des Umsatzes.
Um den digitalen Anteil am Umsatz weiter zu steigern, setzen Unternehmen seit 2010 verstärkt auf Investitionen von Verlagshäusern im Ausland. Springer z.B. bildet durch Investitionen in mehrere Unternehmen derselben Kategorie länderübergreifende Cluster in den Bereichen Rubriken (SeLoger.com in Frankreich, CarWale.com in Indien) und Ad Networks (Zanox-Gruppe, buy.at in USA und UK, M4N.nl in den Niederlanden). SeLoger wiederum hat sich im Juni 2011 an iproperty.com beteiligt, dem Netzwerk führender Immobilienportale in Asien.