Google+ vs. Facebook/Bing: Wer gewinnt die Social Search?
Christian Mauer, 7. Juli 2011Durch die Kooperation mit Facebook werden in den USA Empfehlungen von Facebook-Freunden seit Kurzem in die Suchergebnisse von Bing integriert. Microsoft bringt seine Suchmaschine Bing durch dieses Feature im Bereich Social Search in eine aussichtsreiche Position. Google reagierte vergangenen Mittwoch und greift durch die Einführung von Google+ nun in den Markt der Social Networks ein.
Die soziale Suche – der große Trend auf dem Suchmaschinenmarkt – baut darauf auf, dass Nutzer den Einschätzungen und Meinungen ihrer Freunde aus einem Network vertrauen und das Suchergebnis durch entsprechende Einträge personalisierter und somit zutreffender ist. So kann der Suchende in den USA, wenn sein Facebook-Profil aktiviert ist, auf Bing bis zu drei Gesichter von Freunden sehen, denen ein bestimmtes Suchergebnis gefällt. Dies ist durch eine erweiterte Schnittstelle zwischen Bing und Facebook möglich, durch die „Likes“ in der Ergebnisliste der Suche aufgenommen werden.
Natürlich schaut der Suchmaschinenriese Google dabei nicht tatenlos zu. Der Start des Social Networks Google+ kam dennoch für viele Experten überraschend. Schließlich greift Google den Wettbewerber Facebook auf dessen originärem Terrain an. Google hat damit eine aufwendige und teure Strategie gewählt, die belegt, dass der Suchmaschinenprimus in Zukunft im Bereich Search ebenfalls stärker auf Social-Aspekte setzen wird.
Der Zweikampf Google+ vs. Facebook wird auch auf dem deutschen Suchmaschinenmarkt Veränderungen mit sich bringen. Microsoft, Anteilseigner von Facebook, macht auf Bing die Suche nach Inhalten aus dem weltgrößten sozialen Netzwerk möglich. Trotz der Aussage von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, dass diese Vereinbarung nicht exklusiv sei, wäre Google hier wohl kaum zum Zug gekommen.
Auf SEO (Search Engine Optimization) und SEA (Search Engine Advertising) wird Google+ in den kommenden zwölf Monaten keinen nennenswerten Einfluss haben, weil die Anzahl der Nutzer – auch bei optimistischen Annahmen – nicht ausreichend groß sein wird. Erreicht Google+ eine kritische Masse, können die nutzergenerierten Inhalte des Netzwerks und das Verhalten der Nutzer Auswirkungen auf das organische Ranking der Suchmaschinen haben. Gelingt Google+ dies nicht, wird der Einfluss auf den Suchalgorithmus wohl gering bleiben; zu einfach wäre die Manipulation der Suchergebnisse.
Wer den Suchmaschinenmarkt zukünftig anführt, ist bisher nicht abzusehen. Vielleicht ist die Zusammenarbeit mit Facebook für Microsoft in der Zukunft ein ausschlaggebender Vorteil, um im Wachstumsmarkt entscheidend zu punkten. Andererseits hat Google+ durch die Einbindung klassischer Google-Daten und -Funktionen eine sehr gute Ausgangsbasis. Sollte Google+ darüber hinaus den Datenschutz ernster nehmen als Facebook, kann es schon bald eine bedeutende Konkurrenz für die momentane Übermacht im Bereich der sozialen Netzwerke geben.
Wenn die knapp 700 Millionen Facebook-Nutzer zukünftig für ihre Informations- und Produktsuche nicht mehr Google nutzen, sondern verstärkt auf Facebook mit Bing-Technologie setzen, könnten sich die Marktanteile im Bereich Search durch das veränderte Userverhalten deutlich verschieben. Sollte es jedoch Google gelingen, die Nutzer durch das eigene Social Network in der Google-Welt zu halten, könnte dies hingegen dem Facebook-Boom ein Ende setzen. Die Einbindung von sozialen Aspekten ist der nächste Evolutionsschritt bei Suchmaschinen. Entscheidend wird sein, welche der großen Spieler im Netz – Facebook und Microsoft oder Google – die besseren Funktionen bieten und welchen man mehr Vertrauen entgegenbringt. So oder so bleibt es spannend.
Über den Autor
Christian Mauer ist Geschäftsführer der SUMO GmbH, einem Spezialisten für Suchmaschinenoptimierung mit Sitz in Köln. Das Unternehmen entwickelt seit über zehn Jahren modernste Techniken, um Internetseiten in Suchmaschinen optimal zu positionieren. SUMO betreut mehr als 200 Kunden, beschäftigt 30 Mitarbeiter und zählt zu den marktführenden Anbietern von Suchmaschinen-Optimierungsmaßnahmen